Freibad in KierdorfAllein das Wasser ist ein teurer Spaß

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Bei gutem Wetter herrscht in dem Freibad oft reger Betrieb. Die Rutsche gehört zu den Attraktionen.

Bei gutem Wetter herrscht in dem Freibad oft reger Betrieb. Die Rutsche gehört zu den Attraktionen.

Erftstadt-Kierdorf – Nein, eine Wassernixe ist Sabine Schulz-Brauckhoff eigentlich nicht. Dennoch hat sie sich mit ihren Mitstreitern gleich ein ganzes Freibad ans Bein gebunden. „Es geht uns nicht nur ums Schwimmen, sondern auch darum, den Ort aufzuwerten und Freizeitmöglichkeiten im Dorf anzubieten“, sagt die 50 Jahre alte Diplompädagogin, die beruflich in der Umweltbildung tätig ist. Sabine Schulz-Brauckhoff ist Vorsitzende der Freibadinitiative Kierdorf, die das Schwimmbad an der Wiesenstraße in privater Trägerschaft führt. In diesem Jahr feiert der Verein sein fünfjähriges Bestehen. Und das Freibad wird 75 Jahre alt.

Eröffnet wurde es 1939, nach Lechenich war es damals erst das zweite Schwimmbad im heutigen Gebiet der Stadt Erftstadt. Es hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich: Nach dem Zweiten Weltkrieg waren erhebliche Reparaturarbeiten notwendig, in den 60er- Jahren wurde die Anlage ausgebaut. Doch schon damals zeichnete sich ab, dass das Freibad für die Stadt ein erhebliches Zuschussgeschäft ist. Ende der 2000er-Jahre, so Sabine Schulz-Brauckhoff, wollte die Stadt das Freibad nicht mehr weiter betreiben, weil ihr die Kosten von 180.000 Euro im Jahr zu hoch waren. Die Freibadinitiative formierte sich, erarbeitete ein Konzept und sprang als privater Träger ein. Die Stadt bezahlt noch einen Schwimmmeister, ansonsten zog sie sich aus der Finanzierung zurück. Der Rest musste auf ehrenamtlicher Basis und in privater Initiative geregelt werden – ein gewaltiges Vorhaben und auch ein Wagnis, für das man nicht nur viele helfende Hände, sondern auch eine gewisse Finanzkraft benötigte. Schulz-Brauckhoff: „In unserer ersten Saison im Jahr 2010 planten wir zunächst nur sechs Wochen in den Sommerferien zu öffnen und mussten dafür 60.000 Euro aufbringen. Sponsoren halfen dabei. Und natürlich brauchte man auch das technische Know-how. „In dieser Hinsicht haben wir immer sehr gut mit den Stadtwerken Erftstadt zusammengearbeitet“, erläutert die Vereinsvorsitzende.

Heute hat sich alles eingespielt: „Das Ding läuft.“ Die Freibadinitiative schreibt schwarze Zahlen: „Wir können jetzt sogar investieren, zum Beispiel in eine bessere Technik und in neue Umkleidekabinen.“ Im Herbst soll ein Teil des Beckens renoviert und mit Spezialfliesen versehen werden.

In puncto Schwimmbad kennt sich der Verein mittlerweile bestens aus – in technischen Fragen ebenso wie in finanziellen Angelegenheiten. „Alleine das Wasser kostet uns pro Saison 10.000 bis 15.000 Euro“, berichtet Sabine Schulz-Brauckhoff. Beheizt wird das Schwimmbecken in Kierdorf nur noch von der Sonne. Dies, so die Vorsitzende, helfe nicht nur dabei, die Kosten zu senken. Es sei auch ein Beitrag zum Umweltschutz.

„Die meisten Leute kommen sowieso erst, wenn es zwei bis drei Tage hintereinander heiß ist. Dann ist auch das Wasser warm genug“. Die Freibadsaison beginnt in Kierdorf am 1. Juni. Mitte März haben die Vorbereitungen bereits begonnen. Wie jedes Jahr musste das Schwimmbecken von innen mit einer speziellen Chlor-Kautschuk-Farbe gestrichen werden.

Auch sonst haben die Mitglieder der Freibadinitiative viel Arbeit: Der Kassendienst muss organisiert sein, das 6000 Quadratmeter große Areal muss gepflegt werden, die Technik muss laufen. „Drei bis vier Leute von uns sind immer vor Ort“, so Sabine Schulz-Brauckhoff. Die Saison dauert meist von Anfang Juni bis Ende August. „Es sind immer 20 bis 30 Leute, die mit anpacken.“ Insgesamt kommen laut Schulz-Brauckhoff mehr als 1000 ehrenamtliche Arbeitsstunden zusammen.

21.000 Badende

Im vergangenen Jahr wurden im Freibad 21.000 Badegäste gezählt. „An Spitzentagen kommen 2000 bis 2500 Besucher“, so Schulz-Brauckhoff. Ihrer Meinung nach hat das Freibad Kierdorf einen besonderen Charme: Es gibt ein 50-Meter-Schwimmbecken, einen Sprungturm mit einem Drei-Meter-Brett und eine Wasserrutsche. Hinzu kommen große Liegewiesen mit vielen Bäumen, die Schatten spenden.

Seit zwei Jahren bietet die Initiative im Freibad ein Kulturprogramm an. Auch in diesem Jahr sind wieder einige Veranstaltungen geplant (siehe „Zehn Jahre unterm Zehner“).

Neben Sabine Schulz-Brauckhoff gehören Sandra Getto (stellvertretende Vorsitzende) und Kirstin Wendland (Kassiererin) dem Vorstand der Freibadinitiative an. Der Verein hat 280 Mitglieder. „Die Beiträge bilden für uns die finanzielle Basis“, so die Vorsitzende. Bei 3000 Einwohnern in Kierdorf würde man sich deswegen durchaus über neue Mitglieder freuen.

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