„Hat mit Unterricht nichts zu tun“Frechener berichten von Homeschooling-Erfahrungen

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Verwaist sind die Klassenräume in den Schulen und werden es vorerst in weiten Teilen auch bleiben.

Verwaist sind die Klassenräume in den Schulen und werden es vorerst in weiten Teilen auch bleiben.

Frechen – In der nächsten Woche öffnen die Schulen zwar wieder für Abschlussklassen, und auch die Grundschüler können wieder ihre Klassen besuchen, wenn auch teils im Wechselsystem. Doch für die meisten geht der Distanzunterricht weiter. Wie läuft es damit in Frechen?

„Die Rückmeldungen der Eltern fallen sehr durchmischt aus“, berichtet Christine Kasper von der Stadtschulpflegschaft. Vieles laufe besser als beim ersten Lockdown im Frühjahr. „Es wäre auch erschreckend, wenn sich seitdem gar nichts getan hätte“, meint sie. Dennoch sei die aktuelle Situation für viele Eltern und Kindern eine Belastung, es hake an verschiedenen Punkten.

Frechener Schulen: Keine einheitlichen Vorgehensweisen

Manche Eltern berichten, dass es innerhalb einer Schule manchmal keine einheitliche Vorgehensweisen der Lehrer gebe, was beispielsweise den Umgang mit Materialien und Videokonferenzen betreffe. Fragen der Schüler würden zuweilen spät oder gar nicht beantwortet.

Die Unterschiede zwischen den Schulen sind groß: Manche Eltern aus der Schulpflegschaft berichteten davon, dass an ihrer Schule überhaupt kein Videounterricht stattfinde, sondern nur kurze, freiwillige Zoom-Meetings, damit sich Lehrer und Kinder ab und an sähen. „Mit Unterricht hat das aber nichts zu tun“, klagen die Eltern. Andere wiederum berichten, dass an ihrer Schule regelmäßig Videokonferenzen stattfinden: „Da wird auch unterrichtet und nicht nur nach dem Befinden gefragt.“

Homeschooling: Unglaubliche Belastung für Eltern

Alle seien sehr bemüht, berichten die Eltern, doch dies reiche nicht immer aus. Nicht selten gebe es Probleme, weil die Kinder keinen Link zum Video-Unterricht bekämen und die Lehrer auch nicht auf anderem Wege kontaktieren könnten. Gerade jüngere Kinder seien dann oft überfordert. Im Zweifel verpassten sie in solchen Fällen schlichtweg die digitalen Unterrichtsstunden.

Überfordert fühlten sich auch manche Eltern – gerade, wenn sie mehrere schulpflichtige Kinder hätten. Es sei eine unglaubliche Belastung, wenn man neben der eigenen Arbeit mehrere Kinder beschulen und betreuen müsse und den Haushalt zu führen habe. Zudem sei man für die Kinder auch noch Fitnesstrainer, Coach und Berater in einer Person.

Gut laufe es in der Regel bei Kindern, die zu Hause viel Unterstützung bekämen, motiviert seien und selbstständig arbeiteten. Eher schlecht laufe der Distanzunterricht in Familien, die ihre Kinder kaum unterstützen könnten, sei es wegen der Sprache oder fehlender Ausstattung.

Stadt Frechen: Laptops und Tablets bestellt

Kritik gibt es auch an der Technik in den Schulen. Viele hätten kein WLAN oder eine ausreichend schnelle Internetverbindung. Zudem hatte die Stadt bereits im vergangenen November angekündigt, mit Hilfe von Fördermitteln 490 Endgeräte für bedürftige Schülerinnen und Schüler sowie 340 weitere für Lehrkräfte anzuschaffen. In den Schulen seien die Geräte aber immer noch nicht angekommen.

Wie die Stadtverwaltung mitteilt, sind den Wünschen der Schulen entsprechend iPads und Laptops bestellt worden. Die iPads seien derzeit nicht lieferbar. Lehrer und Schüler der Realschule seien bereits komplett mit Laptops ausgestattet worden. Die restlichen Schulen hätten beschlossen, die Lieferung eines bestimmten Gerätes abzuwarten, das voraussichtlich erst im Mai geliefert werden könne.

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Das Gymnasium sei größtenteils mit WLAN ausgestattet, heißt es aus dem Rathaus. Für die übrigen Schulen sei ein Förderantrag gestellt worden, dann sollen die Klassen- und Fachräume sukzessive WLAN erhalten. Für die Grundschule Grefrath, die Johannesschule in Königsdorf und die Edith-Stein-Schule in Buschbell wurden Verträge zur Glasfaseranbindung abgeschlossen. Für die Ringschule ist ein solcher Vertrag in Vorbereitung. Für die übrigen Schulen bestünden derzeit keine konkreten Ausbaupläne der Netzanbieter, berichtet die Verwaltung. Man führe aber Gespräche mit verschiedenen Unternehmen. Als Übergangslösung werden derzeit die Bandbreiten technisch erhöht.

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