Günter L. aus FrechenEx-Kölnchef der Hells Angels auf Anklagebank

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Hells Angels dpa

Ein Hells-Angels-Motorrad (Symbolbild)

Frechen/Köln – Es hatte den Charakter eines Klassentreffens; Händeschütteln, Lachen, Plaudern über alte Zeiten. Es waren die Gründungsmitglieder des ersten großen Kölner Chapters der Rocker-Gruppierung „Hells Angels“, die im Landgericht Köln gemeinsam auf der Anklagebank saßen. Darunter auch der frühere Boss Günter L. aus Frechen.

Da sich alle der sechs Angeklagten auf freiem Fuß befanden, lag die Akte viele Jahre unbearbeitet bei der Kölner Justiz. Haftsachen werden vorrangig bearbeitet, heißt es zur Begründung, da diese mit Fristen versehen seien. Anklage im am Freitag gestarteten Prozess wurde bereits im Jahr 2013 erhoben.

Konkret wirft die Staatsanwaltschaft den Angeklagten die Bildung einer kriminellen Vereinigung und Körperverletzung vor. So habe Günter L. im Oktober 2008 das aus der Rocker-Gruppierung „Gremium“ hervorgegangene Chapter der „Hells Angels MC Cologne“ gegründet. Zweck sei es gewesen, neben gemeinsamen Motorradfahrten in Vereinskluft, die Vormachtstellung in Köln und dem Umland zu behaupten, vor allem gegenüber den „Bandidos“ und den „Outlaws.“

Hauptsitz im Mühlenweg

Im Mühlenweg in Frechen hatten die Rocker damals ihren Hauptsitz bezogen, das „Angel Place.“ Gebietsverletzungen der Konkurrenz hätten die „Hells Angels“ regelmäßig mit Gewalt abgestraft, so Staatsanwalt Rene Gilles. Im September 2009 sollen die Angeklagten „überfallartig“ gegen Rocker der „Outlaws“ vorgegangen sein, weil diese sich an einer Tankstelle in der Nähe des Clubheims aufgehalten hatten. Eingesetzt wurden laut Anklageschrift Metallstangen, Quarzhandschuhe, Reizgas und auch die bloßen Fäuste.

Auch sollen die Ex-Rocker im Frechener Vereinsheim einen Mann verprügelt haben, weil der in Leverkusen einen Rocker-Club gründen wollte. „Du hast jetzt Köln-Verbot“, soll Günter L. dem Opfer noch mit auf den Weg gegeben haben. Das NRW-Innenministerium hatte die „Hells Angels MC Cologne“ im Frühjahr 2012 verboten. Zuletzt hatte sich Günter L. von seiner Vergangenheit distanziert. Sein Motorrad hat er verkauft, der Frechener arbeitete als Security in einer Flüchtlingsunterkunft. Wegen des schwebenden Verfahrens, in dem sogar Haft droht, musste er seine Tätigkeit wieder aufgeben; was die Bewohner bedauerten. „Wir wollen Günter zurück“, skandierten sie.

Beim Prozessauftakt wies der Vorsitzende Richter Achim Hengstenberg einen Befangenheitsantrag eines Verteidigers zurück; dieser sei nicht ausreichend begründet. Danach stiegen Richter, Staatsanwalt und Verteidiger in ein Rechtsgespräch ein, um mögliche Strafe auszuloten. Das könnte den Prozess, der bis in den August terminiert ist, deutlich abkürzen.

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