EhrenamtsprojektSoziallotsen helfen in Hürth Menschen in schwierigen Lebenslagen

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Eine Gruppe von Frauen und Männern vor einem Haus, im Fordergrund zwei Frauen an einer Flagge mit der Aufschrift Lotsenpunkt.

Die Ehrenamtler haben sich für ihre Aufgabe als Lotsen schulen lassen. Die wollen Menschen in schwierigen Lebenslagen helfen.

20 Soziallotsen sind ehrenamtlich tätig, schenken Zeit, ein offenes Ohr und können Hilfesuchende auch an andere Sozialdienste vermitteln.

Die katholische Kirchengemeinde hat gemeinsam mit dem Caritas-Verband einen sogenannten Lotsenpunkt im Pfarrhaus von St. Severin in Hermülheim eröffnet, in dem Hilfesuchende unbürokratisch und ohne Anmeldung einen Ansprechpartner finden. Religion oder Herkunft spielen keine Rolle.

Im Lotsenpunkt steht ein Team von 20 Soziallotsen bereit, die ehrenamtlich tätig sind und in vier jeweils dreistündigen Schulungen auf ihren Einsatz vorbereitet wurden. Sie schenken den Hilfesuchenden vor allem Zeit und ein offenes Ohr, erklärt Anke Voerkel, Ehrenamtskoordinatorin der katholischen Kirche in Hürth.

Hürther Soziallotsen vermitteln auch Kontakte zu anderen Sozialdiensten

Außerdem vermitteln sie bei Bedarf Kontakte zu anderen Sozialdiensten, Beratungs- und Hilfsangeboten innerhalb und außerhalb der Kirche sowie zu Ämtern. „Wir machen selbst keine Fachberatung“, erklärt Katrin Stelzmann, Fachberaterin für Gemeindecaritas und Mitinitiatorin des Projekts. „Aber wir haben ein großes Netzwerk, an das wir verweisen können.“

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Zwei solcher Lotsenpunkte gibt es bereits im Kreis, den ältesten seit zehn Jahren in Pulheim-Stommeln und seit zwei Jahren einen weiteren in Kerpen-Sindorf. Die Menschen kämen etwa mit familiären Problemen oder Geldsorgen, weil der Verlust der Wohnung drohe oder sie beim Ausfüllen von Formularen für Behörden scheiterten. „Manchmal ist es aber auch die ältere Dame, die niemanden zum Reden hat“, berichtet Katrin Stelzmann.

Ich muss das Problem nicht lösen können, aber als Lotsin finde ich heraus, wer es lösen könnte.
Birgit Schmalenberg, ehrenamtliche Soziallotsin

In Hürth hören Ehrenamtliche wie Petra Schmidt zu. Die 65-jährige Klinikseelsorgerin ist seit einem Jahr in der Passivphase der Altersteilzeit. „Ich hätte mir so ein Angebot früher oft gewünscht als Anlaufstelle für Menschen, die ich in der Klinik begleitet habe und die, etwa nach Todesfällen, in eine schwierige Krise geraten sind“, sagt sie.

Auch die Diplom-Sozialpädagogin Birgit Schmalenberg (68), die bis vor sechs Jahren ein Wohnheim für psychisch Kranke in Erftstadt leitete, freut sich auf ihren Einsatz als ehrenamtliche Soziallotsin. „Ich muss das Problem nicht lösen können“, erklärt sie, „aber als Lotsin finde ich heraus, wer es lösen könnte.“

Ehrenamtler setzen sich in Hürth für in Not geratene Menschen ein

Ein- bis zweimal im Monat wird auch die Rechtsanwältin Bettina Werres (49) im Lotsenpunkt anzutreffen sein – als Lotsin, nicht als Juristin. Sie wurde über die Zeitung auf das Projekt aufmerksam und will das Ehrenamt nun zwischen ihrer Familie mit drei Kindern und dem Beruf zeitlich unterbringen. „Ich bin dankbar dafür, wie es in meinem Leben läuft, und möchte etwas zurückgeben“, erklärt sie.

Das Lotsenpunkt-Projekt gibt es im Erzbistum Köln seit etwa zehn Jahren. Heute sind es 50 Lotsenpunkte, in denen rund 300 Ehrenamtliche sich der Sorgen und Nöte der Hilfesuchenden annehmen.

Der Lotsenpunkt in Pfarrhaus von St. Severin, Severinusstraße 61-63, hat dienstags von 10 bis 12 Uhr und donnerstags von 17 bis 19 Uhr geöffnet. Einen Termin braucht man nicht. Die Mitarbeitenden sind außerdem telefonisch unter 0171/8386509 oder per E-Mail zu erreichen

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