„Einmal wie 1,90 Meter gefühlt“Weltmeister plaudern in Hürth aus dem Nähkästchen

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Mit Kölsch und Cola stießen die Fußball-Weltmeister Thomas Häßler (l.) und Pierre Littbarski auf ihre Benefiz-Talkrunde an. 

Hürth – Einst waren sie Fußballstars. Heute gelten die mehr (Litti) oder weniger (Icke) ergrauten längst als lebende Legenden. Pierre Littbarski und Thomas Häßler, Offensivkünstler in der Weltmeister-Mannschaft von 1990, kehren mitunter ganz gern auf den Bolzplatz zurück. Am Mittwoch traten sie allerdings zum Quatschen an: Die „Bolzplatz“-Soccerhalle war Schauplatz einer Fußball-Talkrunde.

Mehr als 100 Fans waren der Einladung des „Bolzplatz“-Teams und des FC Hürth gefolgt, um den Altstars und Moderator Achim Hannott vom FC Hürth zuzuhören.

Weltmeister loben FC-Trainer Baumgart

Unisono adelten die Fußball-Altstars den Mann, der den FC Köln wieder groß gemacht hat. „Unglaublich, wie Steffen Baumgart den Fußball lebt“, sagte Häßler. Und Littbarski stimmte zu: „Die Mannschaft ist topfit, sie ruft ihre Leistung viel konstanter ab als früher. Vor allem aber hat Baumgart seinem Team ein enormes Selbstbewusstsein eingeimpft. Wie er die Spieler stark macht, ist einmalig.“

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Beider Herz schlägt immer noch für den 1. FC Köln. Denn am Rhein haben die gebürtigen Berliner als 18-Jährige ihre Karrieren gestartet. Flügelflitzer Littbarski (62 Jahre alt, 78 Länderspiele) erzielte von 1978 bis 1993 in 406 Bundesligaspielen 116 Tore für den FC. Beim Mittelfeldstrategen Häßler (55 Jahre, 101 Länderspiele) waren es von 1984 bis 1990 149 Spiele und 17 Tore.

Littbarski flüchtete von Berlin nach Köln

Nicht ganz so gut ist vor allem Littbarski auf die Berliner Hertha zu sprechen. „Als ich da als junger Spieler mal beim Probetraining war, haben sie mir gesagt, ich solle erstmal ein paar Butterstullen essen und wiederkommen, wenn ich gewachsen bin.“ Schwerer Fehler: Litti, der nicht wirklich gern wegen seiner 1,68 Meter Körpergröße gehänselt wird, flüchtete nach Köln, wo Hennes Weisweiler sein Talent sofort erkannte. Noch heute freue er sich, wenn Union Berlin ein Derby gegen die Hertha gewinne, gab Litti grinsend zu.

Über seine 168 Zentimeter kann er inzwischen sogar Witze machen. In jungen Jahren habe er mal eine Bude in der 25. Etage des Uni-Centers gehabt. „Bin immer nur bis zum 17. Stock gefahren. An die höheren Knöpfe kam ich im Fahrstuhl nicht ran.“ Icke Häßler (1,66 Meter) kennt das. „Aber einmal habe ich mich glatt wie 1,90 Meter gefühlt.“

Litti und Icke: Weltmeisterschaft in Rom als Karrierehöhepunkt

Klar, dass Litti und Icke den 1:0-Finalsieg gegen Argentinien in Rom als absoluten Karrierehöhepunkt bezeichnen. Das Tor seines Lebens, das für den Wachstumsschub sorgte, hatte Häßler aber schon vorher erzielt. Im letzten WM-Qualifikationsspiel ausgerechnet in Köln musste Deutschland unbedingt gegen Wales gewinnen, um in Italien dabei zu sein. Häßler traf zum 2:1-Endstand – auf Vorlage von Littbarski.

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Unter die Zuhörer gemischt hatte sich in Vertretung seines ukrainischen Kollegen der polnische Generalkonsul Jakub Wawryzinak. Denn die Runde stand im Zeichen der Flüchtlingshilfe. Beim FC-Sommer-Cup-Turnier wurden schon 1000 Euro erzielt. Der Ticketerlös bei der Talkrunde brachte weitere 1000 Euro, und Litti und Icke legten jeweils noch 500 Euro drauf.

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