Das „Ballroom Sündikat“ lud das Publikum im voll besetzten Saal dazu ein, in Erinnerungen an den Cowboy-Schlager zu schwelgen.
MusikrevueWilder Ritt durch die Schlagerwelt der Nachkriegszeit im Hürther Kulturgasthaus

In die Wirtschaftswunderzeit entführte das „Ballroom Sündikat“ das Publikum im Kulturgasthaus Op d'r Eck.
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Einen wilden Ritt durch die Schlagerwelt der Nachkriegszeit präsentierte das „Ballroom Sündikat“ im Kulturgasthaus Op d'r Eck. Nach der Premiere ihrer nunmehr dritten Wirtschaftswunder-Revue eine Woche zuvor im Senftöpfchen empfing Ulrich Klugius vom Hürther Verein zur Quartier-Erhaltung Stotzheim-Sielsdorf die Bigband wieder einmal im Saal des Kulturgasthauses.
Das „Ballroom Sündikat“ sei eine der ersten Bands gewesen, die dem Verein durch Auftritte in der einstigen Kneipe ihr Vertrauen geschenkt hätten, bedankte sich Klugius bei dem Ensemble. Im voll besetzten Saal durfte das Publikum zur Revue „So wie es früher war, so wird’s nie wieder“ in Erinnerungen schwelgen. Einige Ohrwürmer von damals hatte das Ensemble im Gepäck, Titel wie „O mein Papa“, „Zwei kleine Italiener“, aber auch die Elvis-Nummer „Kiss me Quick“.
Cowboy-Schlager im Hürther Kulturgasthaus
Den thematischen Schwerpunkt setzte die Band mit dem Untertitel „Als die Cowboys nach Germany kamen“. Mit der amerikanischen Besatzung habe sich auch das Cowboy-Lied im Schlager etablieren können, das Genre spiegele einmal mehr neben den Sehnsüchten der Menschen auch politische Wirklichkeit wider, erläuterte Bandleader Carl Mahlmann.
In Textbeiträgen beschrieben die Musiker und die Sängerin Tina Damm alias Miss Cherrywine die Zustände, die sie musikalisch aufgriffen. Da schilderte Mahlmann seine Erinnerungen an den damaligen Flüchtlingsstrom von Ost nach West bei knappem Wohnraum in der Heimatstadt Göttingen, zum Konzert-Auftakt mit dem „Vagabundenlied“, im Rhythmus gemächlich trappelnder Hufe auf Kuhglocken.
Als Cowboys, Kaugummi und Zigaretten als cool galten
Sängerin Tina Damm wechselte zwischen Kopftuch und Cowboyhut, so wie Gitarrist und Sänger Stephan Keuneke mal zu Ukulele, der halbakustischen Gitarre oder zum Banjo griff, um den Einfluss der amerikanischen Musik zu verdeutlichen. Denn „Cowboys, Kaugummi und Zigaretten, das war Coolness“. Das „Echo vom Königssee“ habe einfach mit dem schweifenden Blick des Marlboro-Mannes über die Weiten der Prärie nicht mehr mithalten können, beschrieben Keuneke und Damm.
Den „Tennesse Waltz“ im Soul-Beat-Rhythmus als Beispiel für den typischen Song im Saloon eines Spaghetti-Westerns gab das Orchester genauso zum Besten wie Gittes „Ich will ’nen Cowboy als Mann“ oder „Es hängt ein Pferdehalfter an der Wand“. Übrigens ein Cowboy-Lied, gespielt in Deutschland von einer Hawaiiband mit niederländischen Musikern, erfuhr das Publikum.
Weitere Blüten habe die Cowboykultur in der Schweiz getrieben mit „Auf meiner Ranch, da bin ich König“. Da sang und jodelte sogar der Hürther Trompeter Michael Schumacher, sonst Leiter der städtischen Musikschule. Wie sich ein echtes Cowboy-Lied anhöre, zeigten Keuneke und Mahlmann in der Zugabe mit dem Hillbilly-Song „I Want to be a Cowboy’s Sweetheart“ an zwei Banjos.