Talente fördernHürther Hauptschule stemmt sich mit „Star“-Klasse gegen das Aus

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Von guten Erfahrungen an der Hauptschule Kendenich berichteten die Schüler Gradi, Laelle und Durdu.

Von guten Erfahrungen an der Hauptschule Kendenich berichteten die Schüler Gradi, Laelle und Durdu.

Hürth-Kendenich – Jeder zehnte Hürther Viertklässler bekommt zum Ende seiner Grundschulzeit eine Empfehlung für die Hauptschule. Bei rund 580 Schülern, die in diesem Jahr auf die weiterführende Schule gewechselt sind, hätte das für zwei Eingangsklassen gereicht – tatsächlich langten die Anmeldungen nicht einmal für eine. Doch die Hauptschule Kendenich stemmt sich mit pädagogischen Mitteln gegen das drohende Aus. In der „Star“-Klasse soll vom Schuljahr 2018/19 an die Förderung jedes einzelnen Schülers im Mittelpunkt stehen.

Seit Jahren gehen die Anmeldezahlen an den Hauptschulen zurück, auch in Hürth. Vor drei Jahren musste die Hauptschule Hermülheim schließen. Für die Hauptschule Kendenich gab zuletzt nur zehn Anmeldungen. Die Bezirksregierung räumte der Schule eine Gnadenfrist ein. Bei einer Infoveranstaltung in der Aula an der Steinackerstraße machten Vertreter der Hauptschule deutlich, wie sie die Chance nutzen wollen. Schüler und Eltern berichteten über positive Erfahrungen, Bürgermeister Dirk Breuer und Frank Rock, schulpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, brachen eine Lanze für die Hauptschule.

Pädagogischer Erfolg

Sie hat einen schweren Stand. Dabei kann Schulleiterin Rita Röbel auf Zahlen verweisen, die den pädagogischen Erfolg belegen. In den vergangenen zehn Jahren habe die Hälfte der Schulabgänger schon einen Ausbildungsvertrag gehabt, die andere Hälfte sei größtenteils in Qualifizierungsmaßnahmen, Praktika oder an andere Schulen wie das Berufskolleg vermittelt worden. „Wir entlassen keinen Schüler ohne eine Anbindung an eine berufliche Maßnahme“, sagt Röbel. Von den jüngst 52 Schulabgängern haben 16 den Realschulabschluss gemacht, vier mit Qualifikation fürs Gymnasium.

Die derzeit 270 Schüler an der Kendenicher Hauptschule kommen früh in Kontakt zur Arbeitswelt, auch durch Praktika bei Kooperationspartnern wie Infraserv, Evonik, Stadtwerken und Aldi. Dreimal wurde die Schule mit dem Berufswahlsiegel ausgezeichnet. In der Jahrgangsstufe neun gibt es eine Langzeitpraktikumsklasse mit zwölf Schülern, die drei Tage in der Woche in der Schule und zwei Tage im Betrieb sind.

In der „Star“-Klasse – das steht für Stärke, Talente, Ausbildung, Respekt – sollen die Stärken der Schüler gefördert werden. „In jedem Kind schlummern Talente“, sagt Lehrerin Hanna Debüsa. „Wir orientieren uns nicht an Defiziten, sondern am Potenzial.“ Durch Erfolge werde das Selbstwertgefühl von Schülern gestärkt, die bis dahin oft keine guten Erfahrungen mit Schule gemacht hätten. „Wir haben Pädagogen, die nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch mit Gefühlen umgehen können“, so Debüsa. Neben den Kernfächern Mathematik, Deutsch und Englisch gibt es in der „Star“-Klasse Sportangebote sowie Chemie-, Physik- und Technikunterricht mit hoher Praxisorientierung. Die Fünftklässler sollen lernen, ihre Fähigkeiten zu entfalten und ihre Persönlichkeit zu entwickeln.

Schulleiterin Rita Röbel ist optimistisch, mit der neuen Klasse die Hürde von 18 Anmeldungen zum neuen Schuljahr zu nehmen. Wer die Schule in Augenschein nehmen will, hat dazu beim Tag der Offenen Tür am Samstag, 9. Dezember, 9 bis 12 Uhr, Gelegenheit.

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