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„Unter Druck“Ahmet Özdemir aus Kerpen stellt neues Jugendbuch vor

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Das Foto zeigt Ahmet Özdemir mit seinem neuen Buch in Sindorf.

Ahmet Özdemir zeigt sein Buch an seinem Haus in Sindorf.

Neben der Geschichte, die Özdemir erzählt, gibt er auch hilfreiche Tipps für Jugendliche und bietet Lehrkräften eine Unterrichtseinheit.

Schon vor Erscheinen des neuen Jugendbuchs „Unter Druck“ von Ahmet Özdemir steht es in der Amazon-Liste „Neuerscheinungen in „Bücher über Gruppenzwang für junge Erwachsene“ auf Platz drei. In der Vorwoche war es auf den Markt gekommen und es wird sicherlich für Diskussionen sorgen.

Buch handelt von Mobbing und Gruppenzwang

Worum geht es? Micha, ein Jugendlicher aus einem süddeutschen Dorf, kommt als Neuer an eine große Schule in einer großen Stadt. Empfangen wird er von Hassan, Karim und Bilal, die ihm sofort unmissverständlich bedeuten: Er habe sich anzupassen. Oder er werde ihr Feind. So soll er einen Spind in der Turnhalle anzünden. Und noch schlimmere Mutproben werden ihm auferlegt. Micha hat Angst, innerlich sträubt er sich gegen die Zumutungen.

Da kommt Mira ins Spiel. Sie ist eine selbstbewusste Schülerin, die sich von Hassan und seinen Leuten nichts sagen lässt. Sie ermutigt ihn, sich dem Druck der Gang zu widersetzen. Immer mehr Schülerinnen und Schüler schließen sich an. Eine sehr spannende und gut erzählte Handlung. Das Ende soll hier nicht erzählt werden.

Kerpen: Özdemir fordert klaren Blick auf die Realität

Natürlich kommen Fragen auf: Wieso haben die Mitglieder der unsympathischen Gruppe ausländisch klingende Namen? Warum heißen die „Guten“ Micha und Mira? Der Autor schreibt dazu im Vorwort: „Wichtig ist mir, etwas klarzustellen: Dieses Buch richtet sich nicht gegen Herkunftsländer, Religionen oder Kulturen. Es geht nicht darum, wer jemand ist. Es geht darum, wie Machtmissbrauch entsteht – überall da, wo Gemeinschaft zerbricht und Angst stärker wird als Mitgefühl. Gewalt hat viele Gesichter – sie kennt keine Nationalität, keine Hautfarbe, keine Sprache.“

Aber er betont auch, dass man der Realität ins Auge blicken müsse. Er verweist auf einen Artikel im Magazin „Focus“, in dem Frau Ebel, eine Lehrerin, berichtet: „An unserer Gesamtschule hatten 80 bis 90 Prozent der Schüler einen Migrationshintergrund. Viele stammen aus islamisch geprägten Ländern wie Irak, Syrien, Türkei, Algerien, Bosnien, Tschetschenien, Afghanistan oder Pakistan, aber auch aus Russland und Nordafrika.“ Darunter seien Kinder aus Familien, die einer verfolgten Minderheit angehörten oder vor Terror und Islamismus nach Deutschland geflohen sind, so Ebel.

Entsprechend argumentiert Özdemir auch in seinem Jugendroman: Wer Gewalt ausübt, ist oft selber Opfer von Gewalt gewesen. Er zeigt das auch in der Figur des Hassan, der im Verlauf des Geschehens eine erstaunliche Wandlung durchmacht. Am Ende des Buches gibt der Autor neun realistische Tipps: „Was hilft wirklich, wenn du unter Druck stehst?“ Eine Unterrichtseinheit zu diesem Thema für die Klassen 7-10 vervollständigt den Ratgeberteil.