Regionale MusikgeschichteFolkband Gurnemanz aus Kerpen feiert 50-jähriges Bestehen

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Ker-Gurnemanz-Comeback

Comeback für einen einzigen Abend: Die Folkband Gurnemanz feierte ihre Gründung vor 50 Jahren und das neue Album „Walking Under Blue Moon“.

Kerpen-Buir – Schade eigentlich, dass es nur ein Comeback für einen einzigen Abend war und dass auch nur ein überschaubarer Kreis geladener Gäste dabei sein durfte. Denn in John Cremers Musikstudio im alten Buirer Bahnhof lebte am Samstag ein Stück regionaler Musikgeschichte wieder auf. Mit einem exklusiven Jubiläumskonzert feierte die einst weithin bekannte Folkband Gurnemanz ihren 50. Geburtstag und präsentierte bei dieser Gelegenheit gleich auch ein ganz besonderes Geschenk: Mit jahrzehntelanger Verspätung ist ihr Album „Walking Under Blue Moon“ nun doch noch veröffentlicht worden.

Band noch im Teenageralter gegründet

Die Gitarristen Lukas W. Scheel und Wolfgang Riedel, die Sängerin und Flötistin Manuela Riedel (damals Schmitz) und Bassmann Siegfried Bushoven waren allesamt noch Teenager, als sie im Herbst 1972 die nach dem Einsiedler aus der Wagner-Oper „Parsifal“ benannte Combo Gurnemanz gründeten. Vertonungen mittelalterlicher Gedichte, neu interpretierte deutsche Volksmusik sowie moderner Folk nach britischem und amerikanischem Muster, zuweilen garniert mit Elementen aus dem Psychedelic Rock, bildeten das ziemlich breitgefächerte Repertoire der im Kerpener, Dürener und Jülicher Raum verorteten Band.

Die Mischung kam gut an in der späten Hippie-Ära. Drei Langspielplatten brachte Gurnemanz in den 70ern heraus. „In der riesigen Schallplattenabteilung von Saturn am Kölner Hansaring waren wir zwischen den Grateful Dead und Guru Guru einsortiert. Das war zwar dem Alphabet geschuldet, doch auch musikalisch gab es gewisse Berührungspunkte“, erinnert sich Wolfgang Riedel augenzwinkernd.

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Letztes Album erscheint nun Jahrzehnte später als gedacht

Ende 1979 sollte eigentlich ein weiteres Album erscheinen, doch dazu kam es nicht mehr: Die Bandmitglieder hatten sich musikalisch auseinandergelebt und lösten ihre Gruppe kurz vorher auf, um ihrer eigenen künstlerischen Wege zu gehen. Man ist aber heute noch freundschaftlich verbunden.

Nun kommt John Cremer ins Spiel. Denn der Buirer, der später für den Platten-Giganten EMI den Alben internationaler Musikstars den letzten audiotechnischen Schliff gab und der bis heute auch mit Mitte 70 als Koryphäe des Mastering-Handwerks gilt, war von Anfang an sozusagen der fünfte Mann von Gurnemanz.

„Live & Rare“ zum 50. Bandgeburtstag

Als Tontechniker begleitete Cremer die Band bei ungezählten Liveauftritten, produzierte ihre Alben, ließ fast immer das Tonband zum Aufnehmen mitlaufen und archivierte das Gurnemanz-Material akribisch. Von Cremer stammt auch die Idee, die besten alten Aufnahmen neu abzumischen und sie zum 50. Bandgeburtstag noch einmal zu veröffentlichen.

Herausgekommen ist dabei das Album „Live & Rare“ und eben die damals nicht erschienene Platte „Walking Under Blue Moon“. Zwölf Gurnemanz-Songs sind darauf versammelt, elf audiotechnisch meisterlich überarbeitete Original-Nummern aus der Spätphase der Band und als besonderer Leckerbissen der Titelsong.

Wiedervereinigung nur für diesen einen Abend

Davon gab es nämlich keine Bänder mehr, so dass sich Gurnemanz Ende vergangenen Jahres kurzerhand noch einmal zusammentaten, um „Walking Under Blue Moon“ frisch einzuspielen. Kürzlich haben die inzwischen alle auf die 70 zumarschierenden Musiker noch einmal ein paar Tage lang geprobt, um die besten Stücke für ihr Buirer Geburtskonzert einzustudieren.

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Das nostalgische Wiedersehen und Wiederhören machte der Band und ihren Gästen zwar Riesenspaß, doch es soll bei einer Reunion nur für diesen einen Abend bleiben, sagt Wolfgang Riedel. Aber es gibt dank John Cremer zum Trost die Konserven als Stream und MP3 auf den gängigen Plattformen, teils gratis auf Youtube, auf CD und – am allerbesten – als Vinyl-Langspielplatten.

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