KerpenNeubau des Europagymnasiums könnte 160 Millionen Euro kosten

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Das Europagymnasium hat eine Reihe von Baumängeln, aber noch läuft der Betrieb relativ reibungslos.

Kerpen – Wer heute einen Handwerker nötig hat, der kennt die Probleme: Erst ist es schwer, jemanden zu finden, und dann sind die Rechnungen auch deutlich höher. Vor diesen Problemen stehen auch die Städte. In Kerpen wird das am deutlichsten, wenn man auf die kalkulierten Kosten für den Neubau des Europagymnasiums schaut. Im Jahr 2020 wurden sie auf 98,5 Millionen Euro geschätzt. Sollte es zu dem geplanten Baubeginn 2025 kommen, kalkuliert man in der Kolpingstadt nun mit rund 160 Millionen Euro. Das wurde im Stadtrat bekannt. Dennoch beschloss der Rat mit großer Mehrheit, einen interdisziplinären Planungswettbewerb für den Schulneubau zu starten.

Die Gründe für die Kostensteigerung nennt Pressesprecher Harald Stingl: „Seit 2020 haben sich die Anforderungen an das Gebäude und das Außengelände erhöht, zum Beispiel mussten die Gebäudeflächen erweitert werden. Außerdem haben sich die Baukosten generell seitdem deutlich erhöht.“ So habe der Baupreisindex im März 2020 bei 117 Prozentpunkten gelegen: „Im Mai 2022 lag er bei 147 Punkten. Das heißt, dass bereits 25 Prozent der Steigerung auf den Baupreisindex zurückzuführen sind.“

Für Kerpener Schulleiter zählt der reibungslose Betrieb

Würde sofort mit dem Bau begonnen, entstünden laut Stingl Baukosten in Höhe von geschätzt 133 Millionen Euro für das Gesamtprojekt. Die im Rat genannten Kosten in Höhe von rund 160 Millionen Euro beziehen sich auf einen Baubeginn ab 2025.

Im Rat enthielt die FDP-Fraktion sich der Stimme, aber nicht, weil sie gegen den Neubau ist. Die Freien Demokraten wollen, dass ein PPP-Modell geprüft wird. Das bedeutet, die Stadtverwaltung würde mit einem privaten Bauunternehmen zusammenarbeiten. So könnten möglicherweise Kosten gesenkt werden, hoffen die FDP-Leute.

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Balken rund um die Schulhöfe des Gymnasiums sind marode und brechen zusammen.

Wendel Hennen ist seit August neuer Schulleiter des Europagymnasiums. Grundsätzlich stehe er der Frage nach Sanierung oder Neubau „völlig leidenschaftslos“ gegenüber, betont der Pädagoge: „Für mich zählt nur der reibungslose Betrieb. Und der ist in dem Gebäude derzeit möglich.“ Zurzeit habe das Gymnasium – bedingt durch die zwischenzeitliche Reduzierung auf acht Schuljahre – nur 1850 Schüler.

Bald steigt die Schülerzahl am Europagymnasium auf über 2000

Doch schon im kommenden Jahr werde die Zahl wahrscheinlich wieder auf knapp 2000 ansteigen, da eine zusätzliche Erprobungsstufe in der Oberstufe eingerichtet werde. Durch die Wiedereinführung von G9, das heißt neun Schuljahren auf dem Gymnasium, würden die Schülerzahlen in den Jahren darauf wieder über 2000 steigen. Das neue Gebäude solle einmal 2400 und mehr Schülerinnen und Schüler aufnehmen können, so der neue Direktor – so viele wie noch nie zuvor.

„Ich finde es großartig, dass unsere Vorstellungen von dem Neubau, die in die sogenannte Phase 0 eingeflossen sind, zur Grundlage der Planung gemacht worden sind. Die Stadt als Schulträger steht da voll an unserer Seite.“ Besonders die Kosten der Gasheizung in dem schlecht isolierten Altbau würden gerade in die Höhe schnellen. Gegen eine Sanierung des bestehenden Gymnasiums spreche, dass in dem Altbau noch viel ummanteltes Asbest vorhanden sei: „Das würde sicherlich zu einer viele Jahre dauernden Baustelle in unserem Haus führen. Und dann müssten auch immer wieder Teile der Schule ausgelagert werden – doch wohin?“

Auch die Stadtverwaltung bestätigt, dass das bestehende Gebäude Schäden am Dach und den Fenstern aufweise.

Die Heizung und Lüftung sind sanierungsbedürftig

Auch die Heizungs- und Lüftungstechnik sei „technisch überholt und sanierungsbedürftig“. Außerdem seien „erhebliche Investitionen“ in den Brandschutz erforderlich. Ein Vergleich im Jahr 2016 ergab, dass der Neubau günstiger zu realisieren ist als eine Sanierung.

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Es kommt also eine gigantische Investition auf die Stadt zu – und das bei explodierenden Handwerker- und Energiekosten und gleichzeitig auch noch steigenden Zinsen. Die Kredite taktischerweise schon vorher aufzunehmen und damit weiterhin steigende Zinsen nicht zum Problem werden zu lassen, sei der Stadt aber nicht erlaubt, erklärte die Kämmerei im Rat. Das Europagymnasium wird den Kerpenern darum lieb, aber auch teuer bleiben.

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