Serie „Wasser ist Leben“Ende der Tagebaue stellt Erftverband vor Herausforderungen

Lesezeit 3 Minuten
erft bei tuernich

Bei Wolkenbrüchen muss das Erftbett auch weiterhin kurzfristig ein Vielfaches der normalen Wassermenge aufnehmen.

  • Mit dem Abbaustopp für Braunkohle werden auch die massiven Grundwasserabsenkungen enden.
  • Das hat gravierende Folgen für die Erft, in die der Großteil des Wassers gepumpt wird.
  • Der Wasserfluss in der Erft wird ohne das zusätzlich hineingepumpte Grundwasser deutlich abnehmen.

Kerpen/Bedburg – Das Zeitalter der Braunkohle wird enden, ob nun 2045, 2038 oder früher. Damit wird die Zeit der massiven Grundwasserabsenkung zu Ende gehen. Das hat gravierende Folgen für die Erft, in die ein Großteil des abgepumpten Grundwassers eingeleitet wird. Ohne die Braunkohle hätte der Fluss einen „mittleren naturnahen Abfluss“ von knapp fünf Kubikmetern Wasser pro Sekunde. In Hochzeiten der Tagebaue zwischen 1965 und 1975 waren es mehr als fünfmal soviel. Bis zu 27 Kubikmeter pro Sekunde musste das Bett in der unteren Erft zwischen Kerpen und Bedburg laut Erftverband damals verkraften und wurde entsprechend kanalartig ausgebaut.

Durch das Auslaufen der Tagebaue zwischen Frechen und Bedburg sank der Wassereintrag massiv. Derzeit fließen nur noch fünf bis zehn Kubikmeter pro Sekunde Richtung Bedburg. Nur noch in Bergheim-Kenten und -Paffendorf sprudelt derzeit warmes Grundwasser aus dem Tagebau Hambach in den Fluss. Mit dem Auslaufen des Tagebaus ist auch damit Schluss. Dann steigt das Grundwasser, beschleunigt durch die Füllung des Tagebausees Hambach, wieder an.

Ansteigendes Grundwasser bedeutet volle Keller

Doch damit sind nicht alle Probleme gelöst. Ganz im Gegenteil: Würde man das Grundwasser einfach wieder ansteigen lassen, liefen den Menschen in Teilen von Kerpen, Bergheim und Bedburg etwa gegen Ende des Jahrhunderts die Keller voll. Große Teile in Bedburg-Broich, der Bedburger Innenstadt, Teilen von Kerpen, Sindorf und Glesch, Paffendorf und Teilen von Bergheim würden Probleme bekommen, wenn nicht wieder Grundwasser abgepumpt werde. So warnen die Experten des Erftverbandes schon heute.

archivbild erft

So wie beim Niedrigwasser 1968 – hier ein Foto aus dem Rhein-Kreis Neuss – könnte die Erft 2050 wieder aussehen. Deshalb muss das Bett nach dem Bergbau umgestaltet werden.

Dass in den ehemaligen Auen gebaut wurde, lag am Aufschluss der Tieftagebaue Frechen und Fortuna-Garsdorf in den 50er-Jahren. In dieser Zeit „festigte sich der planungspolitische Konsens der regionalen Entscheidungsträger darüber, die Grundwasserstände in diesen Bereichen dauerhaft niedrig zu halten“, so der Verband.

Trockene Flussteile nicht ausgeschlossen

Unabhängig vom Grundwasser muss die Erft sich allerdings auf eine deutlich knappere Wasserführung einstellen. Sollten sich wegen des fortschreitenden Klimawandels heiße Sommer häufen, ist es nicht ausgeschlossen, dass Teile des Flussbettes oder kleinere Seitenarme immer wieder trockenfallen werden, denn der natürlich Abfluss kann dann auf Werte unter vier Kubikmeter pro Sekunde fallen.

Auch die zahlreichen historischen Gebäude, Mühlen und Schlösser sind auf Wasser der Erft angewiesen. „Wir müssen den Spagat hinkriegen, alle Begehrlichkeiten zu erfüllen. Es wird eine Konkurrenz um die Nutzung des Erftwassers geben“, prophezeit der Abteilungsleiter Gewässer Ulrich Muris vom Erftverband.

Die Serie

Wasser ist Leben. Die alte Weisheit bekommt in den vergangenen Jahren neues Gewicht. Dass Wasser aus der Leitung kommt, nehmen wir als ebenso selbstverständlich hin wie die Tatsache, dass wir im See baden können oder unsere Blumen gießen.

Wir folgen der Spur des Wassers im Rhein-Erft-Kreis, der ja gleich zwei Flüsse im Namen trägt. Wo kommt unser Trinkwasser her, und wie sicher ist es, dass es in 50 Jahren immer noch aus dem Hahn fließt? Wie viel Wasser wird die Landwirtschaft künftig verbrauchen? Und nicht zuletzt gehen wir der Frage nach: Welche Rolle spielt das Wasser bei unserer Freizeitgestaltung?  (uj)

Gleichzeitig steigt aber das Grundwasser. Als Ziel vorgegeben ist, es bei etwa drei Metern unter Geländeoberkante zu stoppen, da sonst die Keller vieler Häuser feucht würden. Man sei dabei, „ein Problembewusstsein bei den betroffenen Kommunen zu schaffen“, sagt Stefan Simon, Leiter der Abteilung Grundwasser beim Verband: „Egal, was ist, sicher ist, dass das Wasser kommt.“

Das könnte Sie auch interessieren:

KStA abonnieren