Tagebau HambachRWE-Kritiker stellen Alternative zum 360 Meter tiefen See vor

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Der Tagebau Hambach soll aufgrund des Kohlekompromisses vorzeitig auslaufen. Wie es genau mit ihm weitergeht, darüber will das Land bis Ende diesen Jahres entscheiden.

Der Tagebau Hambach soll aufgrund des Kohlekompromisses vorzeitig auslaufen. Wie es genau mit ihm weitergeht, darüber will das Land bis Ende diesen Jahres entscheiden.

Kerpen – Sechs Quadratkilometer weniger Flächenverbrauch bei Manheim-alt und eine geringere Tiefe des geplanten Hambach-Sees – das sind die Vorteile, die sich RWE-Kritiker davon versprechen, wenn das Land ihrem Alternativkonzept für die geänderte Planung des Tagebaus Hambach folgen würde. Die von RWE Anfang des Jahres vorgelegte Tagebauplanung, die unter anderem das Abbaggern von Manheim-alt und die Anlage eines bis zu 360 Meter tiefen Sees vorsieht, solle dagegen zurückgewiesen werden.

Berthold Körner, Henry Riße und Andreas Büttgen vom „Zivilgesellschaftlichen Koordinierungskreis Strukturwandel“ (ZKR) und von der „Allianz für nachhaltigen Strukturwandel“ stellten ihre Alternativplanung nun auf Schloss Türnich vor: Sie haben ausgerechnet, dass auf der Innenkippe des Tagebaus, die noch bis 2030 weiter aufgeschüttet werden soll, rund 800 Millionen Kubikmeter Erdmassen zurückgewonnen werden können.

„Der dort deponierte Abraum ist für die erforderlichen Arbeiten zur Sicherung des Tagebau-Restlochs verfügbar und kann dort entnommen werden.“ Die schon rekultivierten und begrünten Bereiche auf der Sophienhöhe könnten dabei unangetastet bleiben. So sei es möglich, die Tiefe des Hambach-Sees zu verringern. Auch könne dann Manheim-alt verschont bleiben, das nach den Planungen von RWE wegen der Gewinnung benötigter Erdmassen abgebaggert werden soll. Die Kohle darunter bleibt liegen.

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Tagebau Hambach: Entscheidung bis Ende des Jahres erwartet

Die Alternativplanung soll jetzt bei der Landesregierung „mit Nachdruck“ eingebracht werden. Bis Ende des Jahres will das Land festlegen, wie es mit dem Tagebau Hambach weitergeht.

RWE selber weist die Vorschläge indes schon zurück. Sprecher Guido Steffen betonte, man habe sich im Unternehmen schon genau überlegt, wo der benötigte Abraum gewonnen werden könne. Die Innenkippe im Tagebau stehe dafür nicht zur Verfügung, weil ansonsten die Stabilität der ganzen Sophienhöhe gefährdet werde.

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Für die RWE-Kritiker ist dies jedoch eine „Schutzbehauptung“: Es gehe dem Unternehmen eher um finanzielle Vorteile, meinte Büttgen: Offensichtlich sei es billiger, Manheim-alt noch abzubaggern, wo die Bagger schon davorstehen, als die Innenkippe anzutasten. „RWE will Geld sparen auf Kosten der Natur und der Menschen und auf Kosten der Stadt Kerpen.“ Denn diese würde für den Strukturwandel wichtige Flächen verlieren, falls den RWE-Planungen gefolgt werde. Er hoffe deshalb, dass die Stadt gegen den RWE-Entwurf Widerspruch einlegen wird. Bleibe Manheim-alt stehen, sei zudem die von Naturschützern gewünschte Vernetzung des Hambacher Forstes mit anderen Wäldern möglich.

Nach Meinung von Körner, Riße und Büttgen bergen die RWE-Planungen viele Risiken. So würde der von RWE geplante See vom Volumen her der zweitgrößte See Deutschlands werden. Mit dann rund 360 Metern Tiefe sei er wesentlich tiefer als der Bodensee. Dabei sei es fraglich, ob er wirklich – wie von RWE geplant – innerhalb von 70 Jahren vom Rhein aus gefüllt werden könne. Denn die Befüllung sei aufgrund möglicher Trockenperioden infolge des Klimawandels „unkalkulierbar“. Sie könne auch wesentlich länger dauern. Folge man dem Alternativkonzept könne die Tiefe des Sees von rund 360 Metern auf 260 Meter reduziert werden. Die benötige Wassermenge sinke dann immerhin um 20 Prozent.

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