Vor 104 Jahren erblickte Gertrud Raasch das Licht der Welt. Ihren Lebensmut hat sich Pulheims älteste Bürgerin stets bewahrt.
Marzipantorte mit Röschen zur FeierWie eine Pulheimerin ihren 104. Geburtstag feiert

Gertrud Raasch ist die älteste Pulheimerin. Am Sonntag, 29. Januar, feiert sie ihren 104. Geburtstag.
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Die Geburtstagstorte ist bestellt. „Marzipantorte mit Röschen, das war ihr ausdrücklicher Wunsch“, verrät Ruth Raasch. Als sie gesagt habe, dass ihre Mutter Gertrud Raasch am Sonntag (29. Januar) ihren 104. Geburtstag feiere, hätten alle in der Konditorei gestaunt. Rund 20 Gäste erwartet die Jubilarin mit dem einnehmenden Lachen. Auf den Besuch freut sie sich. „Ich werde den Sonntag genießen.“
Auch im hohen Alter ist Gertrud Raasch „geistig fit und kerngesund“, nur mit dem Hören klappe es nicht mehr so gut, verrät Tochter Ruth Raasch (66). „Im Herbst hat sie noch Laub in ihrem geliebten Garten gefegt. Sie freut sich schon auf die Blumen. Um ihr eine Freude zu machen, habe ich viele Blumenzwiebeln vergraben.“
Einen Rollator möchte sie nicht, weil der was für alte Leute ist
Nach wie vor hat Gertrud Raasch, die Zeit ihres Lebens eine Optimistin war, einen ganz geregelten Tagesablauf. Gegen 8 Uhr steht sie auf, frühstückt „ordentlich“ und erledigt das, was so anfällt. Auch wenn sie körperlich schwächer werde, versuche ihre Mutter, jeden Tag an die frische Luft zu gehen. Zumindest für eine kleine Runde, auf ihren Stock gestützt. „Einen Rollator benutzt sie nicht, sie sagt immer, das sei nur was für alte Leute.“ Und im Haus gehe sie immer noch treppauf und treppab.
Ein tägliches Ritual ist das Mittagessen, das sie für sich und ihre Tochter zubereitet. „Ich helfe ihr dabei.“ Gute Ernährung war und ist Gertrud Raasch, die auf einem Bauernhof in Hinterpommern aufgewachsen ist und früh mit anpacken musste, wichtig. Es gebe immer frische Sachen. Den Fernseher schaltet die Jubilarin, die seit 49 Jahren Witwe ist, nur ein, wenn eine Sendung sie wirklich interessiert. Reiseberichte beispielsweise, die sieht sie gern.
Sie hat häufiger zu mir gesagt, sie sei so viel alleine
Die Pandemie hat der Jubilarin zugesetzt. „Von Corona ist sie verschont geblieben, aber sie hat gemerkt, dass sie weniger Besuch bekommen hat und die Leute eine gewisse Zurückhaltung an den Tag gelegt haben. Sie hat häufiger zu mir gesagt, sie sei so viel alleine.“
Ihren Lebensmut hat die mit 104 Jahren älteste Pulheimerin nur einmal und auch nur fast verloren. Nach einem Sturz hatten die Ärzte Hirnblutungen diagnostiziert, eine Operation war unvermeidlich. „Da stand sie auf der Kippe“, sagt die Tochter. Doch auch nach diesem Tief hat Gertrud Raasch ihre Lebensfreude wiedergefunden.