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HistorieWieder eine Zander am Zanderhof

Lesezeit 2 Minuten

Um 1940: Das Foto zeigt Katharina Kirsch (rechts) mit ihren Töchtern, die den Zanderhof mit ihrem Mann Everhard Kirsch erbaut hat.

Pulheim – Der Zanderhof ist vielen ein Begriff. In dem rheinischen Vierkanthof an der Hackenbroicher Straße 16 befinden sich die Räume des Pulheimer Hospiz-Vereins, der Diakonie, der Malpalette und die Caritas-Altentagesstätte. Nur wenige aber dürften wissen, dass in der 1857 von den Eheleuten Everhard und Anna Maria Kirsch (geborene Schwartz) erbauten Hofanlage ein Heimatmuseum und Kulturzentrum geplant war. Das berichtet die Ururgroßenkelin der Kirschs, Margret Zander-Maaß, in einem Beitrag, den sie für das neue Jahrbuch des Vereins für Geschichte verfasste.

Schwierige Nachkriegsjahre

Mit der Idee war die damalige Gemeinde Pulheim offenbar im Jahr 1971 an Leo und Luise Zander (geborene Kirsch), die Eltern der Autorin, herangetreten. Den landwirtschaftlichen Betrieb im Zanderhof hatten ihre Eltern damals aufgegeben. „Die Ställe wurden als Lagerräume vermietet, die Ländereien verpachtet“, erinnert sich Margret Zander-Maaß. Zum 1. Juli 1972 hätten die Gemeinde Pulheim und die letzten Bewirtschafter des Hofes, sprich ihre Eltern, einen Erbbaurechtsvertrag geschlossen. Er endet 2071. „Die Gemeinde Pulheim wurde Besitzer, meine Eltern bleiben Eigentümer des Hofes.“ Das geplante Museum habe die Gemeinde allerdings nie realisiert.

Stattdessen seien die große Scheune abgerissen und ein Altenwohnheim gebaut worden. „In den ehemaligen Pferdeställen war viele Jahre die Gemeindebücherei untergebracht, bis sie ins alte Pulheimer Rathaus umzog.“ Im früheren Kuhstall, im alten Wohnhaus und „in dem Raum über dem Kuhstall, der ehemaligen »Hauferläuv«, wo Hafer gelagert und gequetscht wurde“ , siedelten sich die Caritas, der Hospizverein und die Malpalette an.

In ihrem Artikel erinnert Margret Zander-Maaß auch an die ersten schwierigen Nachkriegsjahre, als die Felder aufgrund der Kriegseinwirkungen kaum noch zu bestellen waren. Im Zuge der Flurbereinigung ab 1953 gaben die Eltern kleine, am Ortsrand gelegene Parzellen auf und erhielten dafür größere, zusammenhängende Flächen weiter vom Ort entfernt, „die aber leichter und schneller zu bearbeiten waren und auch einen besonderen Ertrag versprachen“. Bis zum Ende der 1950-er Jahre wurden Pferde für die leichtere Feldarbeit eingesetzt. Dann übernahmen Traktoren die Feldarbeit, die Zuckerrüben wurden fortan mit Traktor und Anhänger zu den Zuckerfabriken in Dormagen, Elsdorf und Bedburg gefahren. 1962 entschieden sich die Eltern der Autorin dafür, im gegenüberliegenden Obstgarten ein neues Haus zu bauen, das die Familie 1963 bezog, und das alte Wohnhaus im Zanderhof zu vermieten. Nun schließt sich der Kreis: Dort, wo 1963 der Neubau entstand, entsteht nun ein Wohnhaus mit Tierarztpraxis „für unsere Tochter“. So werde sich ein Familienmitglied der sechsten Generation dort niederlassen, „wo die Familiengeschichte vor etwa 200 Jahren begann“.