Frisch ausgebildeter Feuerwehrmann Jules Schwadorf verstärkt den SC Germania Geyen in der Kreisliga A
Fußball-Kreisliga A:Ex-Profi löscht abseits des Platzes Feuer

Jules Schwadorf arbeitet nach seiner Profikarriere als Feuerwehrmann und spielt für Germania Geyen.
Copyright: Jules Schwadorf
Er kennt den Applaus großer Stadien ebenso wie die Stille nach schmerzhaften Rückschlägen: Über 200 Spiele in der Regionalliga bis hin zur 2. Bundesliga prägen die Profikarriere von Jules Schwadorf. Der 33-Jährige stand regelmäßig in großen Stadien vor Tausenden von Fans auf dem Rasen – heute löscht der ehemalige Offensivspieler als Brandmeister Feuer statt heikler Situationen im Strafraum. Doch ganz ohne das runde Leder geht es auch nicht.
Seit kurzer Zeit ist er zurück auf dem Platz und kickt in seinem Pulheimer Wohnort Geyen. „Ich könnte auch joggen gehen, aber Fußball macht dann noch mal mehr Spaß“, sagt er. Diese Freude am Fußball entdeckte der gebürtige Kölner bereits in jungen Jahren.
Rundreise durch die Region
Nach Stationen beim SV Weiden, Grün-Weiß Brauweiler, dem 1. FC Köln und den SF Troisdorf 05 wechselte er mit dem Realschulabschluss in der Tasche zur U19 von Bayer 04 Leverkusen, wurde Stammspieler und scheiterte nur knapp am Gewinn der Deutschen U19-Meisterschaft. Nach seiner zweiten Saison bei Bayers U19, erhielt er seinen ersten Profivertrag. „Am schönsten war das unbeschwerte Fußballspielen. Man hatte nicht den Druck, dass man damit sein Geld verdienen muss“, erinnert er sich an seine Jugendzeit.
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Mit dem Übergang in den Seniorenbereich wuchs dieser Druck. Aufgrund der hohen Konkurrenz wechselte der damals 19-Jährige auf Leihbasis zu Fortuna Düsseldorf. Doch sein Körper war noch nicht bereit für die Intensität des Profifußballs: Der in der Jugend fast nie verletzte Spielmacher zog sich in seinen zwei Jahren bei der Fortuna mehrere Muskelfaserrisse zu.

Als gebürtiger Kölner war Jules Schwadorf zuletzt für die Kölner Fortuna am Ball.
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„Ich wurde zu schnell wieder eingesetzt und musste zu schnell wieder spielen“, erläutert er. So blieb er ohne Profieinsatz. Danach ging er zur Zweitvertretung der TSG 1899 Hoffenheim, wo er wegen eines Knochenödems nur sehr wenige Pflichtspiele absolvierte, aber eine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann begann.
Nach einem schweren Jahr zog es ihn zur SG Wattenscheid 09, wo er weitestgehend verletzungsfrei blieb. Nach sechs Monaten verpflichtete ihn Viktoria Köln. Highlight dieser Zeit: Der 2:1-Sieg über Union Berlin in der zweiten Runde des DFB-Pokals. Doch wieder bremsten ihn Verletzungen erneut aus.
Kölsches Highlight
Eine sehr schwere Situation für den damals 23-Jährigen: „Man hat zum Teil Existenzängste, weil man mit dem Beruf sein Geld verdienen muss.“ Doch der Wille des „kölsche Jong“ ist enorm. Das weiß auch sein ehemaliger Mitspieler und bester Freund Tim Boss, Ersatztorwart bei der SV Elversberg: „Sobald er auf dem Platz steht, ist er voller Leidenschaft und immer am Anschlag.“
In einigen Momenten schlug der Ehrgeiz des Linksfußes jedoch auch über zu seinem Nachteil: „Ich konnte einfach keinen Gang zurückschalten und musste dem Trainer signalisieren, dass ich wieder einsatzbereit bin.“ Innerhalb der 18 Monate bei der Viktoria schloss er seine Berufsausbildung ab und wenn er spielte, lieferte er.
Diese Leistungen entgingen auch Drittligist SV Wehen Wiesbaden nicht. In der hessischen Landeshauptstadt erlebte er seine erfolgreichste, aber auch verletzungsreichste Zeit. In seiner dritten Saison war er Stammspieler und stieg mit Wehen auf, verletzte sich jedoch wieder. Eine Schambeinentzündung und ein Knochenödem warfen ihn erneut zurück. Doch Aufgeben kam nicht infrage: „Ich wollte immer wieder auf dem Platz stehen, diese Momente und Emotionen kann dir nur der Sport geben.“
Kindheitstraum und Heimweh
Am 29. Spieltag, am 31. Mai 2020, gab er mit 27 Jahren sein Zweitliga-Debüt gegen den Hamburger SV. Nach vier Jahren Wiesbaden zog er weiter zu Preußen Münster. Dort stand er in 43 von 89 möglichen Spielen auf dem Platz. 2022 zog es ihn zurück in seine Heimat, zu Fortuna Köln. „Meine Familie und ich wollten einfach zurück nach Hause“, sagt Schwadorf. Das Jahr diente auch der Vorbereitung auf seine berufliche Zukunft. Am 30. Juni 2023 war sein letzter Tag als Profi. Einen Tag später begann seine zweite Berufsausbildung.
Schon als Kind hatte er die Feuerwehr im Kopf – dieser Gedanke reifte erneut. Im Dezember 2024 schloss er die Ausbildung ab und profitierte dabei auch finanziell von seiner früheren abgeschlossenen Berufsausbildung. Der Schritt war mutig, doch die Umstellung fiel ihm leichter als gedacht: Teamarbeit, Druck- und Stresssituationen und das Funktionieren im entscheidenden Moment – vieles erinnert ihn an den Fußball. Gleichzeitig musste er lernen, „sich wieder auf eine Schulbank zu setzen und zu lernen“, was ihn positiv vom Karriereende ablenkte. Heute ist er Brandmeister auf der Feuerwache 3 in Köln-Lindenthal und arbeitet im 24-Stunden-Dienst.
