Ein starker Kader und ein Trainer, der wild entschlossen ist, das bestmögliche zu erreichen: Wenn sich der FC und Lukas Kwasniok nicht selbst im Weg stehen, ist vieles möglich.
Köln nach dem elften SpieltagDer FC hat noch immer die Chance auf eine herausragende Saison


Lukas Kwasniok litt am Samstagabend an und mit seiner Mannschaft.
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Lukas Kwasniok hat in seinen ersten Kölner Monaten bereits bewiesen, dass er das Zeug hat, dem FC eine außergewöhnliche Saison zu bescheren. Auffällig ist seine Wahrnehmungstiefe. Der Trainer scheint Details zu lesen, die andere übersehen, erkennt feine Signale: Stress, Erschöpfung, Konflikte – Kwasniok liest das Spiel und seine Spieler.
Seinem Fußball ist anzumerken, mit welcher Besessenheit Kwasniok nach Mustern sucht, um die Stärken seiner Leute auf die Schwächen des Gegners anzupassen – und umgekehrt. Er ist mutig in seinen taktischen und personellen Entscheidungen, denkt unkonventionell und hatte damit gerade in der frühen Saisonphase schon einige Erfolge.
Kwasniok setzt auf Eigenverantwortung, gibt freie Tage und schaut doch genau hin, in welchem Zustand die FC-Profis zum Training erscheinen. Es geht intensiv zu beim 1. FC Köln, in jeder Hinsicht. Die Spieler honorieren das – etwa mit herausragenden Laufleistungen wie am Samstag gegen Frankfurt.
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Auch unter Druck hält Kwasniok bislang den Fokus, scheint keine Angst vor dem Chaos zu haben, das beinahe zwangsläufig losbricht, wenn zwei Bundesligateams aufeinandertreffen. Kein Trainer wechselt häufiger als er, der FC verändert die Systeme teils im Minutentakt, Spieler werden verschoben, doch bislang ist nicht aufgefallen, dass sich FC-Profis über ihre Lage beklagt hätten.

Die Kölner Mannschaft beeindruckt bislang mit großem Zusammenhalt und jeder Menge Fleiß.
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Fünf von elf Bundesligapartien hat Kwasniok jetzt verloren, dazu das Pokal-Aus gegen die Bayern. Dass der Trainer unter dem Druck dieser Niederlagen eine Veränderung durchmacht, ist bislang nicht zu sehen. Im Gegenteil reagierte er am Samstag auch auf Fragen, die seine Maßnahmen in direkten Zusammenhang mit der Pleite gegen Frankfurt stellten, überraschend ruhig. Die Impulsivität auch in Pressekonferenzen, die bei seiner Station in Paderborn zum Markenkern zu gehören schien, scheint er unter Kontrolle zu haben. Dass Kwasniok am Samstag zögerte und ein paar Minuten Unterzahl riskierte, war in diesem Kontext ein Zeichen von Besonnenheit. Der Coach wollte auf Verletzung und Gegentreffer nicht mit einem impulsiven Wechsel reagieren, sondern durchatmen. Dass Frankfurt in diesen Sekunden traf, war eher Pech als ein Fehler.
Realisiertes Risiko
Und doch realisierte sich am Samstag ein Risiko, das Kwasniok vor der Partie selbst benannt hatte: Die Gefahr, sich zu verzetteln. In der Masse an Ideen scheint es ihm schwerzufallen, zu priorisieren und pragmatische Entscheidungen zu treffen. In der Sorge davor, eine Möglichkeit zu übersehen, kreisen die Gedanken, bis in Unterzahl dann eben das Gegentor fällt. Oder derart lang an System und Aufstellung gefeilt wird, dass die Spieler simpelste Abläufe vergessen. Und Said El Mala, Kölns Ausnahmespieler, mehr als 60 Minuten auf der Bank sitzt.
Der FC hat einen interessanten Kader beisammen und dazu einen Trainer, der wild entschlossen ist, das beste Team aufs Spielfeld zu bringen. Diese Entschlossenheit beeindruckt. Wenn Kwasniok zudem das Wilde zähmt, kann aus einer soliden noch immer eine außergewöhnliche Saison werden.

