Grüne und SPD sind skeptisch, ob die Stadt Pulheim den Bachverband adäquat ersetzen kann. Eine Entscheidung soll im Umweltausschuss fallen.
Entscheidung am 24. SeptemberMögliche Auflösung des Bachverbands erntet in Pulheim Kritik

Der Bachverband kümmert sich unter anderem um den Pulheimer Bach und um die Große Laache.
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Der Unterhaltungsverband Pulheimer Bach (UPB) sorgt weiter für hitzige Diskussionen. SPD und Grüne sprachen sich für den Erhalt des UPB aus, auch im Hinblick auf das von Horst Engel vorgeschlagene Personaltableau, mit dem sich der Verband für die Zukunft aufstellen könnte.
Damit bringen sich die Parteien nicht im Wahlkampf in Stellung, sondern auch für den Pulheimer Umweltausschuss, der am 24. September über eine Vorlage der Stadtverwaltung zum Thema beraten wird.
Pulheim: SPD will Bachverband erhalten
Einer der Gründe für die mögliche Auflösung des Verbands, dem die Kommunen Pulheim und Bergheim angehören, war dabei die fehlende Nachfolge für den scheidenden Verbandsvorsteher Horst Engel. Dieser präsentierte derweil einen Nachfolger, einen Universitätsprofessor und Hydrologen, sowie zwei Verbandsingenieure und eine Assistentin, die ihn entlasten sollen, und sandte damit klare Appelle in die Politik, den Bachverband beizubehalten.
Appelle, die auf offene Ohren gestoßen sind. Der umweltpolitische Sprecher der SPD-Fraktion in Pulheim, Dr. Harald Thomas, bezeichnete es in einer Pressemeldung der Genossen als „grob fahrlässig“, das Engagement eines erfahrenen und motivierten Teams auszubremsen und stattdessen einen „überforderten“ stadteigenen Bauhof mit den Aufgaben zu betreuen. Dagegen lobte er die Kompetenz des UPB, der vorbildliche Arbeit leiste und aus Menschen bestehe, die ihr Handwerk gut verstehen und auch den Pulheimer Bach und die Laache gut kennen.
Grüne hinterfragen Lösung der Stadtverwaltung
Auch die Grünen hinterfragten in einer Pressemeldung, ob die Übertragung der Aufgaben des UPB auf die Stadtverwaltung als angemessene oder umsetzbare Alternative zu bewerten sei. Bürgermeisterkandidatin Anke Lundborg sagt dazu: „Für mich steht der bisherige Pulheimer Bachverband und seine hervorragende Arbeit für erfolgreichen Hochwasserschutz, Gewässerpflege und Naturschutz wie am Beispiel der Großen Laache und anderen Renaturierungsmaßnahmen.“
Die Grünen unterstützen daher den Erhalt des Verbands als Investition in die Stadt. „Uns ist es wichtig, die gute Arbeit des UPB fortzusetzen, Hochwasserschutz und Umweltbildung zu erhalten“, so Anke Lundborg. Für die Diskussion im Umweltausschuss fordern die Grünen eine frühzeitige Einstellung aller Vorlagen, angemessene Diskussionszeit zum Tagesordnungspunkt im öffentlichen Teil der Sitzung, damit auch Bürgerinnen und Bürger sich einbringen können, und die Vorstellung des neuen Verbandsteams oder von Vertretern.
Bürgerverein Pulheim ebenfalls gegen Auflösung des Verbands
Auch der Bürgerverein Pulheim kämpft für den Erhalt des UPB. Für den kommenden Umweltausschuss will die Wählergemeinschaft einen Antrag einbringen, der den Bachverband stärken und weiterentwickeln will, so Birgit Liste-Partsch, Fraktionsvorsitzende des Bürgervereins Pulheim. „Der Pulheimer Bach ist Lebensader, Naturraum und Sicherheitsfaktor zugleich. Er darf nicht zum Spielball politischer Schnellschüsse werden. Gerade in Zeiten zunehmender Starkregenereignisse brauchen wir eine starke, fachlich versierte Organisation, die für Hochwasserschutz, naturnahe Gewässerentwicklung und den Ausgleich von Interessen sorgt“, erklärt Birgit Liste-Partsch, Fraktionsvorsitzende des Bürgervereins Pulheim.
„Es ist jetzt an Bürgermeister Keppeler, mit Bürgermeister Mießeler an einen Tisch zu kommen und für den Erhalt des Verbands zu werben. Diese Verantwortung darf niemand von sich schieben“, so Liste-Partsch.
Die Nachbarkommune Bergheim hatte bereits mit einem Ratsbeschluss beschlossen, in der nächsten Verbandsversammlung seine Auflösung anzuregen. Daran hält Bürgermeister Volker Mießeler trotz eines potenziellen Nachfolgers für Horst Engel fest. Die Stadt Bergheim will die anfallenden Aufgaben an den Erftverband übertragen. Auf diesem Wege sei nachhaltig sichergestellt, dass Aufgaben im Bereich des Wasserschutzes bewältigt werden, zumal die Stadt durch den Schritt 300.000 Euro im Jahr einspare, so Mießeler.
Horst Engel dagegen warnte in einer Pressemeldung, dass kommunale Grenzen für Wasser- und Bodenverbände keine Rolle spielen und die wasserwirtschaftliche Einheit effektiven Hochwasserschutz ermögliche. Der Ausstieg sei für den sogenannten „Unterlieger“, die Bürger von Sinthern, Geyen und Pulheim, nur von Nachteil. Weiteren Abstimmungsbedarf gebe es etwa wegen des Kläranlagenablaufwassers aus Glessen und Fliesteden. Er skizziert in einer Pressemeldung auch eine Konstellation, in der Bergheim als Verbandsmitglied ohne die Gewässer im Einzugsgebiet der Erft, also nur mit den Gewässern im Einzugsgebiet des Rheins vertreten ist. „Es braucht eine Neuberechnung“, sagt Engel. „Nichts übers Knie brechen. Berechnung, Meinungsbildung und Entscheidung in Ruhe von den Gremien in der neuen Wahlperiode.“