Hof im MühlenortWarum Landwirt aus Pulheim sich für biologischen Landbau entschieden hat

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Der Landwirt steht vor einem Gewächshaus und zeigt auf seine Kräuterpflanzen

Auf dem Hof im Mühlenort baut Jochen Groß Gemüse und Obst an.

Zur Landwirtschaft hat Jochen Groß auf Umwegen gefunden. Vor Jahren hat er sich selbstständig gemacht. Sein Betrieb wächst stetig weiter.

Wenn Jochen Groß über seinen Beruf spricht, gerät er regelrecht ins Schwärmen. „Landwirtschaft ist das Schönste, was man machen kann“, sagt der 42-Jährige und zeigt auf ein Foto, das er mit seinem Handy aufgenommen hat. „Nichts ist besser, nichts dem freien Menschen würdiger als die Landwirtschaft“, verrät die Inschrift, die er an der Fassade eines alten Bauernhauses im Wendland entdeckt hat.

Zur Landwirtschaft hat Jochen Groß, der mit seiner Frau Diana, Sohn Fritz (3) und der acht Monate alten Tochter Lilly in Stommeln wohnt, auf Umwegen gefunden. Nach einer Ausbildung zum Zahntechniker war Jochen Groß, der in der Eifel aufgewachsen ist, als Entwicklungshelfer im Kosovo im Einsatz, hat später Sozialarbeit in Köln studiert, das Studium aber abgebrochen und ein paar Jahre lang als selbstständiger Erlebnispädagoge  gearbeitet.

Die Idee, eine Ausbildung zu machen, war da
Jochen Groß, Landwirt

Nach 14 Jahren in Domstadt stand für das Paar fest: „Wir wollen unsere Kinder nicht in Köln aufziehen.“ Aus dem romantischen Gedanken heraus, dass es schön wäre, auf einem Bauernhof zu leben, sich selbst zu versorgen und dann noch einer sinnvollen Tätigkeit nachzugehen, hätten sie angefangen, sich Höfe in der Umgebung anzuschauen. 

Dabei sei ihm schnell klar geworden, dass man auch etwas können müsse, um auf einem Hof zu arbeiten. „Die Idee, eine Ausbildung zu machen, war da.“ Mit Acker- und Gemüsebau machte sich Jochen Groß bei dem verstorbenen Stommelner Landwirt Rainhard Kamp vertraut, Milchverarbeitung und Melken hat er in einem Betrieb im Ruhrgebiet gelernt. „Im vierten Jahr meiner Ausbildung habe ich mich selbstständig gemacht.“

Das Foto zeigt den Landwirt, der sich an der Kasse mit einem Kunden unterhält.

Wenn es sein Terminkalender erlaubt, steht Jochen Groß in seinem Laden in Köln-Ehrenfeld.

In einem ersten Schritt habe er die gepachteten zehn Hektar am Kirchtalsweg umgestellt. „Es war klar, dass ich biologisch arbeiten wollte.“ Zwei Jahre habe die Umstellung gedauert. 2018 ist das Paar in den Mühlenort gezogen. Zunächst habe er dreimal pro Woche die Jungpflanzen, die er in einem Gewächshaus an der Hauptstraße gezogen habe, auf einem Ökomarkt in Köln verkauft. „So kam mir nach und nach die Idee, einen Laden zu eröffnen.“

Den entdeckte Jochen Groß 2019 in einer Ebay-Kleinanzeige. „Es war reiner Zufall.“ Seither bietet er all das, was er auf den gepachteten Flächen in Stommeln anbaut, in der Senefelder Straße 3 in Köln-Ehrenfeld an. Außerdem beliefert der Wahl-Stommelner eine Weinstube in dem Kölner Stadtteil.

Auch Produkte anderer Landwirte aus der Region, die biologisch arbeiten und ihre Tiere artgerecht halten, sind dort zu finden. Für die Kunden aus dem Mühlenort bietet er eine Gemüsekiste zum Abholen an. „Ich liefere auch aus.“

Nach und nach entwickelt Jochen Groß seinen Betrieb weiter. Am Rheidter Weg weiden seine Leineschafe, „14 Muttertiere und 22        Lämmer, es ist eine friedliche Rasse, sie steht auf der Roten Liste“. Inzwischen ist auch ein Fernsehsender auf den Landwirt aufmerksam geworden. In einer der Sendungen wird Jochen Groß andere Landwirtinnen und Landwirte bekochen. Die Sendung werde Ende August ausgestrahlt. „Es gibt Höhen und Tiefen, aber es läuft, ich bin zufrieden.“

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