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500 BirkenPulheimer Bauhof: Verliebte Männer kauften Maibäume für ihre Liebsten

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Jonas Schmidt (l.) und Bencan Torgut (r.) posieren mit ihren Maibäumen.

Gesucht, gefunden: Jonas Schmidt (l.) und Bencan Torgut (r.) freuten sich über ihre Maibäume.

Der Bauhof in Pulheim gab 500 Birken an Männer ab, die ihre Liebsten beeindrucken wollten. 

Es ist ein Liebesbeweis mit Tradition, wenn in der Nacht zum 1. Mai junge Männer ihrer Angebeteten eine Birke vor das Haus stellen, meist mit bunten Krepppapier und einem Herz geschmückt. Der Baum darf dem Brauch zufolge erst nach einem Monat entfernt werden – passiert das vorher, kommt dies einer Zurückweisung gleich.

Rund 500 Birken warteten auf verliebte Abnehmer

Bleibt der Baum bis zum 1. Juni stehen, gibt sich der Verehrer spätestens dann zu erkennen und wird dafür zum Essen eingeladen oder bekommt einen Kasten Bier. In Schaltjahren können sich die Männer entspannt zurücklehnen. Denn dann sind die Frauen dran und müssen ihren Liebsten einen Baum vor die Tür stellen. Das nächste Schaltjahr ist übrigens 2024.

Und so machten sich wieder zahlreiche Herren auf den Weg, um einen Baum zu ergattern. Darauf war auch der städtische Bauhof in Pulheim vorbereitet. Dort öffnete sich bereits am Samstagnachmittag das Tor. Stunden zuvor hatte das Team des Betriebshofes rund 500 Birken aus einem Waldstück geholt und für die Anwärter auf dem Gelände bereitgelegt.

Während sich draußen bereits eine Schlange bildete, standen die Mitarbeiter mit Baumscheren und Sägen bereit, und Sabine Reiß hatte eine Kasse geöffnet. Denn für die Birke musste zunächst ein Bauhoftaler über fünf Euro gekauft werden. Pro Person wurde ein Baum ausgegeben.

Die Maibaumsteller sind zufrieden mit ihrer Ausbeute

Das alles ging reibungslos. „Ja, der wilde Ansturm wie früher fällt jetzt durch den Talerverkauf ein bisschen weg, aber es ist immer wieder schön zu erleben, wie nach den Birken als Liebesbeweis gegriffen wird“, resümierte der Bereichsleiter für die öffentlichen Grünflächen im Bauhof, Michael Götten, der seit mehr als 30 Jahren beim Maibaumverkauf dabei ist.

Kurz nach Toröffnung zogen immer wieder junge Herren aus dem Haufen an Bäumen einzelne Birken heraus. „Der erste Baum, den ich erwischt hatte, hatte zwar einen ganz guten Stamm, war mir aber etwas zu verwelkt“, erzählte Konstantin Resch. „Also habe ich weitergesucht, und einen mit mehr Grün gefunden“, so der 21-Jährige.

„Ich bin mit meiner fünf Meter hohen Birke ebenfalls sehr zufrieden“, ergänzte sein Freund Luca Molz. „Und die fünf Euro sind ein Super-Preis für den Baum“, führte der 21-Jährige aus.

Der Abtransport gelingt mit offener Kofferraumklappe

Wo sie ihre Bäume hinstellen werden, wussten die beiden Freunde Jonas Schmidt (26) und Bencan Torgut (22) ziemlich genau. „Wir hatten auch geplant, hierher zu gehen, um uns die Birken zu besorgen“, erklärte Schmidt.

„Ich finde die Atmosphäre sehr angenehm, die Mitarbeiter sind nett, helfen, wo sie können, schneiden noch Zweige und Äste ab, wenn es nötig ist“, sagte Stephan Groll. „Wir sind zu fünft hier und begutachten die Bäume gegenseitig“, erläuterte Jens Sost (24) die Strategie. „Dann bekommen sie natürlich noch bunte Bänder, und wir stellen sie auch in der Mainacht gemeinsam auf. Das macht mehr Spaß.“

Für den Abtransport steckten viele den Baum ins Auto und ließen die Kofferraumklappe offen. So auch Cihan Güngören. „Ich mag die Maibaumtradition“, sagte der 18-Jährige. „Hier auf dem Bauhof habe ich zum ersten Mal den Maibaum geholt und bin ganz entspannt fündig geworden.“