Die Verwaltung prüft, ob Bürgerinnen und Bürger dabei helfen können, Aufkleber zu entfernen. In Eigeninitiative sollten sie es nicht tun.
OrdnungswidrigkeitViele Schilder in Pulheim sind mit Fan-Aufklebern übersät

Viele Verkehrsschilder und Laternenmasten im Stadtgebiet werden vermehrt mit Aufklebern verziert, Mauern und Versorgungskästen besprüht oder angestrichen.
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Hier und da sind sie zu hören – Pulheimerinnen und Pulheimer, die sich über die Aufkleber ärgern, die in jüngster Zeit vermehrt auf Verkehrsschildern, aber auch auf Lichtmasten im Stadtgebiet zu finden sind. „Ich bin fassungslos, welches Ausmaß die Schmierereien haben“, sagt ein Pulheimer über die Aufkleber, die in den meisten Fällen auf Fan- aber auch Ultra-Gruppen des 1. FC Köln verweisen.
Auch Strom- und Verteilerkästen bleiben nicht verschont. Sie sind mit roter und weißer Farbe bemalt oder besprüht. Sogar eine Mauer am Stommelner Tor haben Unbekannte bemalt – der in Weiß gehaltene Schriftzug „Wilde Horde“ auf rotem Hintergrund ist nicht zu übersehen. „Ich frage mich, ob es andere in der Stadt gibt, die sich darüber ärgern“, ergänzt der Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.
Pulheim: Mit einer Teleskopstange unterwegs
Zuletzt habe er sich mit einem Kollegen über das Thema unterhalten. „Er hat nachts fünf oder sechs junge Leute beobachtet, alle schwarz gekleidet, die mit einer Teleskopstange Sticker auf Schilder geklebt haben.“ Er selbst denke nun darüber nach, eine Belohnung auszuloben für denjenigen, der Täter auf frischer Tat ertappt.
Deutliche Worte findet ein anderer Pulheimer. Er spricht von Vermüllen, das mit Fanwesen rein gar nichts zu tun habe. „Das ist schädliches, gesellschaftliches Eigentum beschädigendes und vernichtendes Fanunwesen. Von den Tatbeständen der Sachbeschädigung und Eingriffen in den Straßenverkehr mal ganz zu schweigen“, sagt der Mann, der seinen Namen ebenfalls nicht nennen möchte.
Wir erwarten keinen Dank von anderen Bürgern
Da er sich über die Schmierereien an vielen Stellen in der Stadt geärgert habe, entferne er regelmäßig beim Spazierengehen die „Hinterlassenschaften der Fans“. Er werde belächelt, teilweise beschimpft und gefragt, warum er die Aufkleber des FC beseitige, ob er das Recht dazu habe. „Wir erwarten keinen Dank von anderen Bürgern, aber wir müssen feststellen, dass diese ganze Vermüllung nicht nur von unserer Bevölkerung, sondern auch von den Ordnungsbehörden als Kavaliersdelikt betrachtet wird – ist ja auch kein Wunder bei einem Verwarngeld von 15 Euro.“
Die Stadt bittet die Bürgerinnen und Bürger, die Aufkleber nicht in Eigeninitiative zu entfernen. Durch unsachgemäße Reinigungsversuche könnten die Schilder beschädigt werden, teilt Stadtsprecherin Ruth Henn mit. Grundsätzlich begrüße es die Stadtverwaltung aber, wenn sich Bürgerinnen und Bürger für die Belange ihrer Stadt einsetzen möchten.

Die Versorgungsunternehmen als Eigentümer sind dafür zuständig, die Versorgungskästen von der Farbe zu befreien.
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„Deshalb wird derzeit geprüft, wie zukünftig eine Beteiligung an der Entfernung der Aufkleber in Absprache mit der Verwaltung möglich sein könnte.“ Vorab müssten jedoch entsprechende Rahmenbedingungen – beispielsweise zu Verkehrssicherheit, Versicherungs- und Haftungsfragen – geklärt werden.
Angesprochen auf die von dem Bürger angedachte Belohnung erläutert die Stadtsprecherin, dass es hierzu zivilrechtliche Regelungen in den Paragrafen 657 ff. (folgende) des Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) gebe, deren Einhaltung in der Verantwortung desjenigen liege, der die Belohnung auslobe.
Pulheim: Stadt hat reagiert
Die Stadt hat inzwischen Konsequenzen gezogen. Um die mutwillig verursachten Verschmutzungen besser und schneller beseitigen zu können, verwendet die Stadt bekanntlich seit Herbst vergangenen Jahres auf den Straßen in Zuständigkeit der Stadtverwaltung nur noch Schilder mit einer Beschichtung, von der sich Aufkleber abziehen und Bemalungen entfernen lassen.
Der Preis für die Schutzfolie macht allerdings rund 80 Prozent der Kosten für ein Verkehrszeichen aus. Dazu ein Beispiel: Ein gängiges Verkehrszeichen mit Beschichtung, beispielsweise ein Halteverbot, kostet 30 Euro, hinzu kommen 24 Euro für die Beschichtung, insgesamt sind es 54 Euro. Beklebte Verkehrszeichen auf der Hackenbroicher Straße im Zentralort seien bereits durch neue ersetzt worden.
Kontakt zum 1. FC Köln oder zu Fanprojekten hat die Stadtverwaltung bislang nicht aufgenommen. Sie sieht dies nicht als zielführend an, wie einer Mitteilungsvorlage für den Ausschuss für Tiefbau und Verkehr zu entnehmen ist. Erfahrungen in anderen Kommunen und in deren Gebiet befindlichen Vereinen zeigen, dass eine kooperative Zusammenarbeit nicht zustande komme.
„Von dort aus wird sich meist von der Problematik distanziert, da die verwendeten Aufkleber von der Fanszene oft selbst designt, gedruckt und verbreitet werden.“ Zwar werde dem Vernehmen nach von Vereinen und Fanprojektleitern unablässig versucht, die Fans für dieses Thema zu sensibilisieren, meist aber vergeblich. Auf eine Anfrage der Redaktion, sich zu melden, hat die Wilde Horde bis zum Redaktionsschluss nicht reagiert.
Ordnungswidrigkeit
Werden die Täter erwischt, müssen sie nach dem geltenden Bußgeldkatalog ein Verwarngeld in Höhe von 15 Euro für die Ordnungswidrigkeit zahlen. Gleichzeitig kann es sich auch um eine Sachbeschädigung im Sinne des Strafgesetzbuches handeln, wonach – je nach Schwere des Tatbestandes – bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe oder eine höhere Geldbuße drohen können. Wer Hinweise geben könne, sollte sich beim städtischen Ordnungsamt melden, so die Stadt. (mma)