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Rhein-ErftThomas Okos (CDU) und Daniel Dobbelstein (SPD) wollen in den Landtag

Lesezeit 6 Minuten
Dobbelstein versus Okos Wahlkreis 6

Daniel Dobbelstein (l.) und Thomas Okos.

Frechen/Kerpen – Am 15. Mai wählt NRW einen neuen Landtag. Im Rhein-Erft-Kreis sind etwas mehr als 345.000 Wahlberechtigte zur Wahl aufgerufen. Aus drei Wahlkreisen im ganzen Kreis wird dann jeweils ein Kandidat oder eine Kandidatin direkt in den Landtag in Düsseldorf einziehen. Wir stellen Ihnen die Spitzenkandidaten der CDU und der SPD aus allen drei Wahlkreisen im Rhein-Erft-Kreis noch mal etwas ausführlicher vor. Orientiert an vorherigen Wahlen beschränken wir uns auf die, die die größten Chancen haben, den Wahlkreis direkt zu gewinnen.

Thomas Okos (CDU) und Daniel Dobbelstein (SPD) wollen sich das Direktmandat im Wahlkreis 6 sichern. Zum Wahlkreis 6 – Rhein-Erft-Kreis II gehören die Kommunen Frechen, Hürth und Kerpen ohne die Stadtbezirke Balkhausen, Brüggen, Türnich und Kerpen. Im Wahlkreis 6 gibt es laut Kreisverwaltung 113.315 Wahlberechtigte, davon sind 6925 Erstwähler.

Alle Kandidatinnen und Kandidaten für den Rhein-Erft-Kreis finden Sie hier. 

Thomas Okos (CDU): Ärger führte ihn in die Politik

Bei seinem Hobby ist voller Körpereinsatz gefragt: Thomas Okos, Landtagskandidat der CDU aus Frechen, spielt in seiner Freizeit mit großer Leidenschaft Australian Football – eine dem Rugby verwandte Sportart, bei der man nicht zimperlich sein darf, viel Durchsetzungskraft benötigt und auch schon einmal die Ellenbogen einsetzen muss. Allzu große Parallelen zur Politik will Okos darin allerdings nicht sehen: „Hart auf dem Platz, aber fair untereinander – das passt vielleicht noch am besten“, sagt der 33-jährige Frechener, der es in seinem Lieblingssport sogar in die Bundesliga und in die Nationalmannschaft geschafft hat.

Auf dem politischen Feld will er am 15. Mai in den Düsseldorfer Landtag einziehen, und zwar im Wahlkreis 6 (Frechen, Hürth und Kerpen ohne Balkhausen, Brüggen und Türnich). 2017 ging der Wahlkreis an seinen CDU-Parteifreund Frank Rock, der den Landtag im Herbst 2020 verließ und als Landrat ins Bergheimer Kreishaus wechselte.

Frechener Okos kandidiert zum ersten Mal für den Landtag

Thomas Okos tritt erstmals bei einer Landtagswahl an. Ein politischer Neuling ist er aber keineswegs. Seit 2014 gehört er dem Frechener Stadtrat und dem Kreistag an. Er ist Parteivorsitzender der CDU und stellvertretender Bürgermeister in Frechen, außerdem gehört er zur Riege der Vizevorsitzenden der Kreistagsfraktion und der CDU Rhein-Erft.

In der Union engagiert er sich schon seit 14 Jahren. Es war ein persönliches Erlebnis, das ihn damals zur Politik gebracht hat. „Es war die Zeit, in der ich Abitur gemacht habe, und da fuhr man abends öfter mal nach Köln zum Feiern“, berichtet Okos. Geärgert hat er sich damals darüber, dass die Stadtbahn-Linie 7, die zwischen Frechen und der Domstadt verkehrt, zwischen 1 und 5 Uhr eine Pause einlegte. Um dies zu ändern, hat er sich an die Junge Union in Frechen gewandt. „Ich bin dann gleich zum Vorsitzenden gewählt worden“, berichtet Okos schmunzelnd. Denn die CDU-Jugendvereinigung lag zu diesem Zeitpunkt mehr oder weniger brach.

Okos: „In der Politik muss man beharrlich sein“

Okos führte sie zu neuer Blüte. Und auch die Nachtfahrten der Linie 7 wurden eingeführt, wenn auch erst nach vier Jahren. „Das hat mir gezeigt, dass man in der Politik beharrlich sein muss, um seine Ziele zu erreichen“, sagt Okos. Nach seinem Abitur hat er ein wirtschaftswissenschaftliches Studium (Business Administration) im holländischen Groningen absolviert. Beruflich war er unter anderem im Büro des CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Georg Kippels tätig, heute arbeitet er beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln.

Strukturwandel, Mobilität, Sicherheit und Bildung gehören zu seinen Schwerpunktthemen. Konkret will er sich unter anderem für den geplanten Innovationscampus für Künstliche Intelligenz und Robotik in Hürth, für die Verlängerung der Stadtbahn-Linien 7 und 18, für einen Ausbau der Fahrradwege und für bezahlbaren Wohnraum einsetzen. „Ich möchte die für die Region wichtigen Themen in Düsseldorf stark platzieren und möglichst viel für den Wahlkreis erreichen“, sagt Okos. Dies gelinge am besten, wenn er auch vor Ort aktiv bleibe. Deswegen ist für Okos jetzt schon klar, dass er seine Mandate im Stadtrat und im Kreistag behalten wird, wenn er in den Landtag einziehen sollte.

Daniel Dobbelstein (SPD): Wissenschaft gibt ihm Richtung vor

Daniel Dobbelstein sitzt in der Bäckerei Schneider in Horrem und schaut aus dem Fenster. Für einen Moment hat es selbst ihm die Sprache verschlagen. Er sei jemand, der viel rede, weil er nicht erwarten könne, dass Leute mit zwei Sätzen zufrieden seien, wenn sie mit ihm über Politik sprächen, hat er zuvor gesagt. Die Frage, die ihn kurz zögern, dann aber lächeln lässt, hat erst einmal aber gar nichts mit Politik zu tun, sondern mit seinen Hobbys.

„Ich bin ein echter Nerd“, sagt der 42-Jährige und lacht. Wenn er mal Zeit habe, spiele er gern Rollenspiele, so richtig „Pen & Paper“, auch auf Mittelalterfesten fühle er sich wohl. Dass seine Leidenschaft derzeit zu kurz kommt, liegt an seinem Job als Geschäftsführer einer Einrichtung der Familienhilfe in Kerpen und an seinen zahlreichen politischen Ämtern und Mandaten. Jetzt tritt Dobbelstein, der durch seinen Opa, der in Brühl Lokalpolitik gemacht hat, mit der Politik in Berührung kam, für die SPD im Wahlkreis 6 (Frechen, Hürth und Kerpen ohne die Stadtbezirke Balkhausen, Brüggen, Türnich und Kerpen) bei der Landtagswahl an. Auf der Landesliste der NRW-SPD steht Dobbelstein auf Platz 49.

Dobbelstein schätzt Erkenntnisaustausch bei der SPD

Daniel Dobbelstein ist verheiratet, hat ein Kind und wohnt seit 2005 in Horrem. 2009 ist er in die SPD eingetreten. Er schätze, dass es bei den Sozialdemokraten nicht nur eine Meinung gebe, das fehlte ihm zum Beispiel bei den Piraten oder den Grünen, bei denen er vor Jahren auch mal hineingeschnuppert habe. „Da passiert was, es gibt einen Erkenntnisaustausch“, beschreibt er die Diskussionen unter den Sozialdemokraten.

Dobbelstein sitzt im Kerpener Stadtrat, er ist dort der stellvertretende Fraktionsvorsitzende, zudem Beisitzer im Ortsverein Horrem. Der IT-Spezialist ist zudem zusammen mit Dagmar Andres Parteivorsitzender der Rhein-Erft-SPD. Im Juni will er sich erneut zur Wahl stellen. „Ich bin sehr wissenschaftlich geprägt“, beschreibt der Horremer sich selbst. Außerdem sei er an sehr vielen Dingen interessiert, er könne sich für vieles begeistern. „Generaldilettant“ nennt er sich selbst scherzhaft.

SPD-Kandidat will Strukturwandel voranbringen

Strukturwandel und Bildung seien er seine politischen Kernthemen. „Wir bewegen uns viel zu langsam“, sagt er im Hinblick auf den Strukturwandel. Viel zu wenig Projekte mit viel zu wenig neuen Arbeitsplätzen seien umgesetzt. „Desaströs“ nennt er die Politik der schwarz-gelben Landesregierung. „Die Visionen zur Ansiedlung von Industrie fehlen.“ Wieso solle sich im Rhein-Erft-Kreis keine Chipfabrik ansiedeln? Wieso sollen keine interkommunalen Baugebiete aufgeschlüsselt werden?

In Sachen Bildung beklagt er, dass die Städte beim Schulbau zu sehr alleingelassen würden. Er bringt eine Baugesellschaft auf Landesebene für öffentliche Infrastruktur, also auch für Schulen, ins Spiel. Den Kommunen fehle es in den Verwaltungen einfach Personal.

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„So früh es geht“, beantwortet Dobbelstein die Frage nach dem Kohleausstieg. Allerdings schränkt er ein: „Mein Opa hat immer gesagt: »Denk daran, das Fressen kommt vor der Moral«“. Solle heißen: Die Versorgung müsse sicher sein. „Ich glaube, dass das 2030 funktionieren kann. Wenn es aber dann 2032 wird, wird es eben 2032.“ Langfristig seien erneuerbare Energien die günstigsten, auch wenn noch die Speichertechniken fehlten. „Wir müssen das Thema Windkraft ernstnehmen“, fordert er. Und: „Die 1000-Meter-Abstandsregelung machen den Windkraftausbau kaputt.“

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