Technik versüßt StrukturwandelEin Besuch der Technik-Standorte im Rhein-Erft-Kreis

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Künstliche Intelligenz: Der Roboterarm glasiert eine Aachener Printe.

Künstliche Intelligenz: Der Roboterarm glasiert eine Aachener Printe.

  • Das „Sofort-Programm-Plus“ der Zukunftsagentur Rheinisches Revier fördert Projektstandorte im Strukturwandel.
  • Nun fand die schon die dritte Tour zu diesen Standorten statt.
  • Mit dabei waren Interessierte aus Politik, Verwaltung und Verbänden.

Rhein-Erft-Kreis – Eine Aachener Printe, mit Zucker glasiert durch eine Kölner Technologie – Prof. Dr. Ing. Lothar Zunker, Leiter des Labors für Mechatronik der Rheinischen Fachhochschule Köln, zeigte am Donnerstagmittag auf schmackhafte Weise, was der Strukturwandel auch sein kann. Zusammen mit Studentinnen und Studenten hatte er einen Roboterarm entwickelt, der einen gewünschten Schriftzug, den man vorher an einem Bildschirm mit Touchscreen selbst anfertigen konnte, mit bläulich-grüner Zuckerglasur überzieht.

Künstliche Intelligenz war nämlich eines der Themen der dritten Tour, die Interessierte aus Politik, Verwaltung und Verbänden auf Einladung von Landrat Michael Kreuzberg, der krankheitsbedingt fehlte, unternommen haben.Ziel der insgesamt drei Touren waren Projektstandorte, die ins „Sofort-Programm-Plus“ der Zukunftsagentur Rheinisches Revier aufgenommen worden waren und im Strukturwandel gefördert werden sollen.

Strukturwandel als Chance

Formell heißt es, sie sind „zur Förderung empfohlen“, das wird mit einem von drei Sternen im Qualifizierungsverfahren gekennzeichnet. „Der Strukturwandel ist eine Riesenchance, aber auch eine große Verantwortung“, sagte der Erftstädter Bürgermeister Volker Erner bei der Begrüßung im Ratssaal. Bernhard Ripp, stellvertretender Landrat, sprach über den Strukturwandel von einem Jahrhundertprojekt. Prof. Dr. Stefan Herzig, Präsident der Technischen Hochschule (TH) Köln, stellte ein Erftstädter Projekt vor: den Campus Rhein-Erft der TH Köln.

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Am liebsten noch in diesem Jahr bis 2026 soll in Liblar auf einer Fläche von insgesamt rund 23 000 Quadratmetern (Nutzfläche 13 000) ein Campus entstehen für 2000 Studentinnen und Studenten, 48 Professorinnen und Professoren sowie weitere 200 Menschen in der Lehre, Forschung und Verwaltung.

Bürgerbeteiligung

Eine „heiße Phase“ der Bürgerbeteiligung kündigt Ralph Sterck, Geschäftsführer der Zukunftsagentur Rheinisches Revier, für das zweite Halbjahr 2020 an. Ein Dialog-Mobil werde in insgesamt 16 Kommunen im Rheinischen Revier Station Halt machen. Auch online könnten Bürger ihre Meinungen und Vorschläge einbringen. In „Revier-Werkstätten“ und „Revier-Gesprächen“ soll die Meinung besonders von jungen Leute und Arbeitnehmern direkt abgefragt werden, ergänzt Dr. Oliver Märker in einem Pressegespräch am Freitag.

Am Dienstag, 28. Juli beginnt die Revier-Tour von 10 bis 11.30 Uhr auf dem Edeka-Parkplatz in Buir, danach geht es von 12.30 bis 14 Uhr in Bedburg auf dem Schlossparkplatz weiter. Am Samstag, 8. August, 13 bis 14.30 Uhr ist das Dialog-Mobil in Elsdorf, Hinter den Gärten 1, zu Gast. Anschließend steht es von 16.30 bis 18 Uhr in Frechen in der Fußgängerzone am Klüttenbrunnen. (rj)

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Im Bachelor- und Master-Studengang sollen dann Raumentwicklung und Infrastruktursysteme sowie Infrastrukturmanagement und Geoinformatik studiert werden können. Und zwar zugeschnitten auf die Region, erklärte Herzig. Man wolle die Fachkräfte für den Strukturwandel ausbilden. „Das ist für diese Region entscheidend und ein Zündfunken“, erklärte Herzig, der auch vom erfolgreichen Campus der TH im Oberbergischen Gummersbach berichtete. Eine Hochschule habe eine hohe Bedeutung für den Wirtschaftsstandort. Den Standort in Liblar sehen er und Erner als ideal, das Gebäude soll nachhaltig gebaut werden.

Zweiter Stopp waren die ehemaligen MMC-Studio im Mediapark in Hürth-Kalscheuren. „Wir werden unseren Beitrag leisten, damit der Strukturwandel gelingt“, sagte Bürgermeister Dirk Breuer. Auch wenn Hürth auf den ersten Blick ein Stück weg vom Tagebau im Norden erscheint, so hängt die Industrie dort, zum Beispiel im Chemiepark an der Stromversorgung durch die Kohle.

Campus für Künstliche Intelligenz

In den ehemaligen Fernsehstudios soll unter dem Namen „AI Village“ ein Campus entstehen rund um künstliche Intelligenz (AI = Artificial Intelligence, Künstliche Intelligenz = KI). Zunächst sind Aus- und Weiterbildungszentren zum Thema KI geplant, dann sollen konkrete Projekte realisiert werden. Forschung, Lehre und Wirtschaft sollen vernetzt werden.

Im Boot sind unter anderem die Bernd-Reiter-Gruppe, die Stadt Hürth, der Zentrum für Technologie und Existenzgründung, Start Hürth, das Fraunhofer-Institut für intelligente Analyse- und Informationssysteme und die Rheinsche Fachhochschule Köln. Man wolle damit Strahlkraft erreichen, eine souveräne digitale Infrastruktur schaffen sowie Bildung, Forschung und Wirtschaft verzahnen. Der Standort bietet die perfekte Bahnanbindung und Platz in den ehemaligen MMC-Studios. Trotzdem ist ein weiterer Neubau in der Überlegung, Baubeginn 2021.

Langfristige Vision

Als langfristige Vision bezeichnete Matthias Neugebauer, Geschäftsführer von Start Hürth, das AI Village. Als offenen Raum, um Dinge auszuprobieren, zum Beispiel in Coworkingspaces.

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Für Start-ups aus der Chemiebranche und der industriellen Biotechnologie ist der Chemhub Knapsack geplant, in unmittelbarer Nähe zum Chemiepark am Knapsacker Hügel. Förderung, Vernetzung und Unterstützung von Unternehmen und Start-ups sind die Ziele. Dabei soll es zum Beispiel um Wasserstofftechnologien, chemisches Recycling, gehen, oder in Kooperation mit dem Nova-Institut um die Gewinnung von Kohlenstoff, etwa aus Biomasse. Im Chemhub soll die Infrastruktur dafür bereitgestellt werden. Im Boot sind neben dem Nova-Institut und Yoncoris die Stadt Hürth, Start Hürth und RWE Power.

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