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„Es gibt Schlimmeres“So haben Menschen in Rhein-Erft ihr Corona-Weihnachten verbracht

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Auch Milena und Michal waren mit ihren beiden Kindern an der frischen Luft unterwegs.

Auch Milena und Michal waren mit ihren beiden Kindern an der frischen Luft unterwegs.

Rhein-Erft-Kreis – Es war kalt, aber sonnig am zweiten Weihnachtstag im Rhein-Erft-Kreis. Dies lockte Spaziergänger an die frische Luft. Monika (78) und Rüdiger (82) von Frantzius aus Brühl genossen die Sonnenstrahlen im Wesselinger Rheinpark und ließen die vorangegangenen Tage Revue passieren. Seit 56 Jahren seien sie verheiratet, doch ein solches Weihnachtsfest hätten sie in all den Jahren noch nicht erlebt. Nur per Videokonferenz sahen sie Kinder und Enkelkinder.

„Zu Hause waren wir alleine“, erzählte Monika von Frantzius. Doch das sei dank des Internets gar nicht so schlimm gewesen. „Sogar bei der Bescherung war so die ganze Familie dabei“, berichtete die Seniorin. Die Kinder hätten ihnen zudem Briefe mit Fotos geschickt. „Später habe ich dann Weihnachtslieder gesungen und auf meiner Mundharmonika gespielt“, erzählte die 78-Jährige.

Wesselinger feiern Weihnachten nur mit Oma und Opa

Auch Milena (30) und ihre Mann Michal sowie ihre beiden Kinder waren im Rheinpark unterwegs. „Die Kinder müssen sich doch auch ein bisschen bewegen“, sagte die Mutter. In diesem Jahr hätten sie die Gästeliste bewusst kurzgehalten. Eigentlich seien nämlich auch ihre beiden Schwestern mit Familie Weihnachten immer dabei. Doch diesmal hätten nur Oma und Opa mitgefeiert. „Sie wohnen auch hier in Wesseling“, sagte die 30-Jährige.

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Am Abend habe sie ein polnisches Weihnachtsessen zubereitet mit Karpfen und Borschtsch mit Roter Bete. Mit ihren beiden Schwestern habe sie dann lange telefoniert. Das sei so in Ordnung gewesen. Im nächsten Jahr, so hoffe sie, werde man wieder unbeschwert zusammen Weihnachten feiern.

Weihnachten im Rhein-Erft-Kreis: „Es gibt Schlimmeres“

Einige Spaziergänger erzählten, dass ihnen die Umarmungen mit ihren Liebsten in diesen Zeiten sehr fehlten. Anderen fiel es schwer, an Heiligabend nicht wie sonst in die Kirche gehen zu können. „Doch es gibt Schlimmeres“, meinte Monika von Frantzius. Dabei denke sie auch an die Menschen, die am Coronavirus erkrankt seien und auf der Intensivstation um ihr Leben ringen würden, und an die vielen, die an den Festtagen in den Kliniken und bei Feuerwehr und Polizei arbeiten müssten.

„Aber heute macht die Arbeit Spaß, erst recht, wenn ich mit einer so netten Kollegin auf Streife fahren kann“, merkte Polizeioberkommissar Michael Königsfeld an. Seine Kollegin, Hauptkommissarin Martina Kürten, freute das Kompliment. „Die Bürger sind heute aber auch sehr freundlich und rücksichtsvoll“, berichtete sie freudig. Im Schritttempo fuhren sie durch den Rheinpark. Protokolle mussten sie nicht schreiben, nicht einmal eine Mahnung aussprechen. „Die Bürger halten sich vorbildlich an die Corona-Schutzverordnung“, sagte Königsfeld.

So haben die Menschen im Rhein-Erft-Kreis Weihnachten gefeiert

Patrick Geerdes (28) Fachinformatiker aus Wesseling:

„Meine Oma hatte Heiligabend Geburtstag. Sie wurde 83 Jahre alt. Zusammen mit meinen Eltern war ich am Mittag für eine Stunde bei ihr, um zu gratulieren. Abends war ich dann alleine zu Hause. Gefeiert habe ich nicht mehr. Ich habe mir ein paar Butterbrote geschmiert und schöne Filme im Fernsehen angeschaut. Am zweiten Weihnachtstag war ich zum Mittagessen bei meinen Eltern eingeladen. Oma war auch da und es gab auch Geschenke. Tanten und Onkel waren wegen Corona in diesem Jahr nicht dabei.“

Elena Müller (34) Assistentin für Qualitätssicherung aus Wuppertal:

Wir waren Heiligabend zu dritt, mein Mann Leif und unser Richard (2). Die Geschenke hatten wir am Mittag bei meinen Schwiegereltern abgegeben. Danach sind wir wieder nach Hause gefahren. Während mein Mann mit unserem Sohn gespielt hat, habe ich in der Küche etwas Leckeres gekocht. Und nach dem Essen war Bescherung. Für Richard lag eine Holzeisenbahn unter dem Weihnachtsbaum. Er hat sich riesig gefreut und mit uns den ganzen Abend mit der neuen Holzeisenbahn gespielt.“

Ferdinand Kittel (73) Rentner aus Wesseling:

„Meine Frau Martha und ich waren an Heiligabend alleine. Zusammen haben wir zuerst lecker gekocht. Es gab Lachs mit Nudeln und Salat und zum Nachtisch selbstgekochten Vanille- und Schokoladenpudding mit frischen Himbeeren. Im Fernsehen haben wir uns anschließend die Christmette angesehen. Geschenke gab es allerdings keine. Das halten wir schon seit Jahren so. Später am Abend haben wir uns dann noch unsere alten Fotoalben angesehen und uns dabei an unsere Eltern und einige Verwandte erinnert, die schon gestorben sind.“

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Alida Nestorovici (63) Laborantin aus Wesseling:

An Heiligabend war ich alleine zu Hause. Das war auch ganz in Ordnung so. Ich hatte ja viel zu tun, um das große Essen für den ersten Weihnachtstag vorzubereiten. Dann kamen nämlich meine Mutti und mein Sohn, mit Frau und meinen Enkeln zu Besuch. Wir haben weit auseinander gesessen viel über Corona gesprochen. Aber es gab auch Geschenke. Ich habe ein Buch bekommen. Meinem Enkel habe ich etwas zum Lesen und Anziehen geschenkt. Es war zwar anders als sonst, aber trotzdem ein schönes Fest.“

Artur Avanessian (39) Wirtschaftsingenieur aus Wesseling:

„Heiligabend habe ich mit meiner Frau und unseren beiden Kindern gefeiert. Zum Abendessen gab es statt Pute ein Hähnchen. Wir hatten den Tisch festlich gedeckt. Und anschließend war Bescherung. Beim Auspacken der Geschenke haben unsere Kinder laut vor Freude gejubelt. Ein bisschen war es aber doch wie ein ganz gewöhnlicher Abend, nur halt mit Geschenken. Am zweiten Weihnachtstag haben wir dann meine Eltern besucht und am Sonntag ging es nach Wiesbaden zu den Schwiegereltern.“

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