Rhein-Erft-Kreis – Der Energiekonzerns RWE baut Tausende Arbeitsplätze ab. Davon betroffen ist auch das langgediente und renommierte RWE-Orchester, das sich aus Profimusikern zusammensetzt und zu seinen Spitzenzeiten 37 Instrumentalisten beschäftigte. Zuletzt waren es noch zwölf. Das Orchestser soll zum Ende des Jahres aufgelöst werden.
Mitte des Jahres schon seien die Musiker während einer Probe darüber informiert worden, dass das Orchester keine Zukunft hat, berichtet Alfred Turbanski, seit neun Jahren Vorsitzender des RWE Chors Eschweiler. Während die Musiker des Orchesters hauptberuflich bei RWE Power beschäftigt waren, singen die Mitglieder der Chöre ausschließlich in ihrer Freizeit.
Jahrzehntelang hat es geheißen, dass die beiden Klangkörper „Botschafter der guten Laune“ seien und „wichtig für die Akzeptanz der Braunkohle in der Bevölkerung“.
Wenige Wochen bevor die Hiobsbotschaft beim Orchester ankam, waren noch etwa 500 Zuhörer in den Genuss des letzten gemeinsamen Frühlingskonzerts von Orchester und Chor in der Festhalle Weisweiler in Eschweiler gekommen. „Das Orchester ist RWE zu kostenintensiv“, mutmaßt Turbanski.
Die Presseabteilung des Energiekonzern bestätigt das Ende des Orchesters. Die Auflösung sei im Frühjahr/Sommer verkündet worden, der Beschluss dazu sei jedoch schon älter, heißt es in der Stellungnahme von RWE Power. Gründe dafür seien nicht nur die Kosten, sondern die Konzentration auf die Kernkompetenz. „Wir sind ein Energieunternehmen. Die Musiker sind auf andere Betriebe oder Betriebsteile verteilt worden. Keiner der im Orchester Beschäftigten ist ins Bergfreie gefallen. Die Kollegen, die nicht mehr da sind, sind sozialverträglich ausgeschieden, zum Teil durch Altersteilzeit“, heißt es in der Erklärung weiter.
In der Vergangenheit habe das Orchester jährlich etwa 100 Auftritt gehabt, dazu zählten große Konzerte, aber auch Unternehmensfeiern und Jubiläen. Häufig gemeinsam mit den RWE-Chören, von denen es in der Region sechs gibt. Auch für uns hat das nun Folgen“, sagte Turbanski. Schließlich müssten die Sänger nun externe Kapellen oder Bands buchen und diese dann auch bezahlen.
Zudem sorgt sich der Eschweiler Chorvorsitzende auch um die Zukunft seiner eigenen Singgemeinschaft, der gegenwärtig 35 Mitglieder angehören. „Wir sind von RWE Power immer etwas unterstützt worden, allerdings wurde es jedes Jahr weniger. Wir rechnen damit, dass das Geld irgendwann ganz gestrichen wird.“ Dann werde es auch für die Sänger eng. Schließlich gingen mit Konzerten auch Kosten einher, Noten müssten beispielsweise beschafft werden, Orchester müssten gebucht und Klaviere gestimmt werden.
„Die Enttäuschung ist groß, es tut schon sehr weh“, so Turbanski, der selbst seit 40 Jahren im Chor singt.