Lange Tradition geht zu EndeIm Küchenhaus am Rhein in Wesseling ist endgültig Schluss

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Eine Ladenzeile mit zwei großen Schaufenstern in einem historischen Gebäude.

Zum letzten Mal öffnet am Freitag das „Küchenhaus am Rhein“.

Ingrid Kolvenbach wurde vor 70 Jahren in der Wohnung über dem Laden geboren. Jetzt schließt sie den alteingesessenen Familienbetrieb.

Jetzt ist endgültig Schluss: Heute öffnet das Geschäft „Küchenhaus am Rhein“ an der Kölner Straße/Ecke Pontivystraße zum letzten Mal. „Ich bin selbst ganz traurig“, sagt Inhaberin Ingrid Kolvenbach (geborene Palmbusch). „Das Geschäft war mein Lebenselixier.“

Über dem Geschäft in der Wohnung sei sie vor 70 Jahren geboren worden. Den größten Teil ihres Lebens habe sie jedoch in dem Laden ihrer Eltern und Großeltern verbracht. „Früher war er aber wesentlich größer“, berichtet sie. Es sei ein Fachgeschäft für Eisen- und Haushaltswaren gewesen.

Das Sortiment in Wesseling reichte vom Hammer bis zum Porzellanservice

„Hier gab es alles, was Handwerker und Hausfrauen im Alltag so brauchten, auch Schrauber und Hammer und natürlich das gute Porzellankaffeeservice“, berichten einige Stammkunden. Nach dem Tod ihres Vaters 1998 hätten ihre Mutter und ihr Bruder das Fachgeschäft weitergeführt – bevor beide aufgrund der Konkurrenz großer Möbelhäuser im Februar 2009 nach 88 Jahren aufgaben.

Ein älteres Ehepaar in seinem Geschäft.

Michael und Ingrid Kolvenbach setzen sich nach der Schließung ihres Geschäfts zur Ruhe.

„Ich war aber auch immer schon dabei“, berichtet Ingrid Kolvenbach. 1972 habe sie in Bonn ihre kaufmännische Ausbildung absolviert. „Seitdem arbeite ich hier im Geschäft mit“, erklärt sie. Ihre Mutter sei es dann auch gewesen, die das große Geschäft nach der Schließung für ihre Tochter umgebaut und verkleinert habe. „So konnte ich bereits im September 2009 mein eigenes Geschäft hier am Rhein eröffnen“, berichtet Ingrid Kolvenbach.

Stammkunden bedauern das Ende des Fachgeschäfts in Wesseling

Haushaltswaren blieben ihr Ding. Sie entschied sich für ein Sortiment mit hochwertigen Markenartikeln. Und die sind jetzt beim großen Ausverkauf ganz besonders gefragt. Täglich werden die Regale leerer. „Es ist einfach schade, dass es nun auch dieses Fachgeschäft nicht mehr in Wesseling geben wird“, bedauern viele ihrer Kunden.

„Hier haben wir immer alles gefunden, was wir gesucht haben“, sagt die Stammkundin Bärbel Pulver. „Und immer ist die Ware qualitativ hochwertig und außergewöhnlich gewesen“, ergänzt Torben Pulver. „Wo soll ich jetzt die gelben Säcke, die Müllbeutel und die Jutesäcke herbekommen?“, fragt sich Jam Derigs (55). Auch sie ist gern und längst nicht nur für die Abfallbeutel zum „Palmbusch“ gegangen.

Großeltern eröffneten 1921 einen Eisenwarenhandel in Wesseling

Am 1. Februar 1921 hatten Ingrid Kolvenbachs Großeltern den Eisenwarenhandel zunächst an der Bonner Straße eröffnet. Sogar eine Schmiede gehörte damals zu dem Geschäft. „Deren Ursprünge reichen zurück bis ins Jahr 1648“, berichtet die 70-Jährige. Aus alten Unterlagen weiß sie, dass ein Hufschmied sie gegründet und auch die Pferde beschlagen hat, die früher vom Ufer aus die Schiffe an langen Leinen stromaufwärts gezogen haben. In Wesseling wurden dann die Gespanne gewechselt.

Das vergilbte Schwarz-Weiß-Bild zeigt eine historische Aufnahme eines Ladenlokals mit Frauen in Schützen und Kindern.

Ein Bild aus den Anfängen des Eisen- und Haushaltswarengeschäftes. Damals gab es direkt nebenan eine Konditorei. (Repro)

1930 zogen Palmbuschs mit ihrem Eisen- und Haushaltswarengeschäft in das 1902 erbaute Haus an die Pontivystraße/Ecke Kölner Straße. Hautnah erlebte die Geschäftsleute nach dem Zweiten Weltkrieg das Wirtschaftswunder, als bis zu zehn Mitarbeiter im Betrieb beschäftigt waren und das Sortiment noch um Waschmaschinen und Öfen erweitert wurde.

Diese „goldenen Jahre“ hat auch Martha Kittel (74) noch miterlebt, als sie im Alter von 14 Jahren „beim Palmbusch“ anfing zu arbeiten. Seitdem zählt sie zum Team. „Ich weiß noch gar nicht, was ich ohne meine Arbeit machen soll“, sagt sie. Dieses Gefühl teilt sie mit Ingrid Kolvenbach.

„Vielleicht ist es ja an der Zeit, erst einmal zur Ruhe zu kommen“, meint die Inhaberin. „Wir werden nach Berzdorf ins Häuschen ziehen“, sagt sie mit einem Blick zu ihrem Mann Michael. Ein bisschen freue sie sich sogar auf die Gartenarbeit.

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