„Wieder eine Neuerung ad hoc“Betreiber von Corona-Teststellen in Rhein-Sieg verärgert

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Ziemlich viel Papierkrieg haben die Neuerungen auch im Testzentrum von Ferdinand Pfahl (l.) in Rheinbach verursacht.

Rhein-Sieg-Kreis – Ich habe so viele Menschen in den vergangenen Wochen positiv auf Corona getestet, es ist nicht zu verstehen, warum die Bürgertests gerade jetzt gedeckelt werden.“ Nicole Holtappels ist erklärtermaßen kein Fan der neuen, umfangreichen Regelungen für Antigen-Schnelltests, die seit dem 1. Juli gelten. Wer weist wie nach, dass er die Oma im Seniorenheim besucht? Für wen gelten welche Ausnahmen? Wird es wieder viel Papierkram? Von wem bekommen die Tester ihr Geld? Holtappels, die im Bürgerzentrum Ginggasse in Alfter die Kontrollen anbietet, macht’s kurz: „Katastrophe!“

Ein Anfangsproblem: Wie lässt sich beweisen, dass man den Test nicht bezahlen muss, weil man Verwandte im Krankenhaus oder im Seniorenheim besuchen möchte? „Man brauchte eigentlich eine Bescheinigung“, erklärt Nicole Holtappels, „aber weder die Krankenhäuser noch die Betroffenen hatten Zeit dafür“. Ihr Vorteil sei, „dass man im Dorf eben alle kennt. Ich muss erstmal den Kunden vertrauen. Wie sollte man das sonst überprüfen?“ Mittlerweile hat das Land NRW ein Musterformular für die Selbstauskunft herausgegeben, das man zum Testzentrum mitnehmen kann.

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Mobiles Impfen

Nach wie vor bietet der Kreis mobiles Impfen an. Diese Termine richten sich auch an aus der Ukraine geflüchtete Menschen sowie an Kinder ab 12 Jahren.

Freitag, 15. Juli: in Rheinbach und Alfter von 10 Uhr bis 12 Uhr; auf dem Wochenmarkt am Himmeroder Wall in Rheinbach von 12.30 Uhr bis 14.30 Uhr; am Ziegelweg 1 in Alfter-Oedekoven (Supermarkt-Parkplatz) von 14.30 Uhr bis 16 Uhr auf dem Parkplatz am Herrenwingert in Alfter-Ort.

Was sagen die Kunden?

Warum nutzen Bürgerinnen und Bürger die Testzentren der Region? Und was halten sie von den geänderten Regeln,  von  den Kosten für Tests? Das wollte die Bonner Rundschau von Kunden des Testzentrums der Sonnenschein-Apotheke  in Alfter wissen. Hier kostet ein Corona-Schnelltest 7,98 Euro. Tobias Fömpe: Meine Frau ist positiv getestet worden, deshalb musste ich für meinen Corona-Test nichts bezahlen. Das wusste ich aber nicht vorher. Es ist nachvollziehbar, dass die Tests jetzt etwas kosten, trotzdem ist die Kostenstruktur komisch. Die Ausnahmeregelungen sind nicht gut kommuniziert worden. Eine ältere Dame, die namentlich nicht genannt werden möchte, berichtet: „Ich habe mich wegen eines Krankenhausbesuches testen lassen. Dafür musste ich weder etwas bezahlen, noch etwas vorzeigen. Die Kosten für einen Corona-Test finde ich in Ordnung, es unterbindet aber die Spontanität.“ Klara Münch: „Ich möchte meine Oma im Krankenhaus besuchen und mache dafür einen Test. Dafür musste ich nichts bezahlen und ich hätte gedacht, dass es komplizierter werden würde. Daher ist es gut, dass es Ausnahmen gibt. Solange es nicht komplizierter wird, sind die neuen Regeln und  die Kosten für Tests in Ordnung.“ „Mein Mann und ich sind morgen eingeladen und haben uns nun zur Sicherheit testen lassen. Wir wollen damit andere schützen,“ sagen zwei Senioren. „Zwar mussten wir jetzt für unseren Test Geld bezahlen, aber was spielt das für eine Rolle, wenn es um die Sicherheit geht?“

Nächste Frage sei, wie sollen die ganzen Unterlagen archiviert werden. Was Holtappels besonders ärgert ist der Schnellschuss: „Wieder kamen im Vorfeld keine Informationen, wieder kam eine Neuerung ad hoc.“ Sie selbst habe die wichtigsten Informationen im Bundesanzeiger nachgelesen. Die Akzeptanz, Bürgertests bezahlen zu müssen, sei bei den Kunden auf jeden Fall da, aber es seien spürbar weniger Leute, die sich testen lassen. Alle, die nicht zu den Ausnahmegruppen gehören, entrichten im Bürgertestzentrum zwölf Euro, denn gibt es keinen konkreten Anlass, weswegen man sich überprüfen lässt, muss jeder oder jede den kompletten Test selbst bezahlen. „Aber es wird bestimmt wieder schwarze Schafe unter den Testzentren geben, die 18 Euro verlangen“, sagt Holtappels.

Kundenzahlen variieren

„Es wird immer bis zum letzten Tag gewartet“, ärgert sich auch Ferdinand Pfahl über fehlende Vorinformationen über die Neuerungen. Der Bestattungsunternehmer aus Rheinbach, der von Beginn an Bürgertests angeboten hat, hatte sich schriftlich an Rheinbacher Haushalte gewandt und erklärt, warum die Tests jetzt kostenpflichtig sind: „Für all diejenigen, für die die Bundesregierung die Kosten des Bürgertests nicht mehr übernimmt, sehen wir uns dann gezwungen, einen geringen Unkostenbeitrag in Höhe von fünf Euro pro Test zu erheben.“ Das sei nur kostendeckend. Pfahl hält es grundsätzlich für „notwendig und vernünftig, sich zu bestimmten Anlässen mit einem Bürgertest Gewissheit zu verschaffen, wie es um die eigene Immunität bestellt ist.“ Er wolle an den Tests nichts verdienen, sagt Pfahl, wolle eher etwas Sinnvolles mit den Beiträgen unterstützen. Und so stellt er eine Sammelbüchse auf, deren Inhalt später zu Gunsten des Marienkapellchens gespendet werden soll. Der Trend, dass die Zahl der Testkunden zurückgeht, gilt offenbar nicht für seine Teststelle: Etwa 200 Menschen seien täglich gekommen, dann um die 150, jetzt sind es wieder rund 200.

Dagegen zählt Peter Dypka von der Teststelle der Löwen-Apotheke in Meckenheim deutlich weniger Kunden pro Tag. Um ungefähr ein Drittel sei die Zahl zurückgegangen. 9,50 Euro kostet die Kontrolle hier für alle, die nur ihren Gesundheitsstatus checken wollen.

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