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Stelen am AnnapfadVerein erinnert mit „Zeitleiste“ an jüdisches Leben in Bad Honnef

3 min
Eine Infotafel an einer Stele informiert über die Reichspogromnacht 1938 in Bad Honnef

Verschiedene Themenschwerpunkte haben die Tafeln am Annapfad in Bad Honnef; QR-Codes führen zu Videobeiträgen.

Am Annapfad entlang des Ohbaches informiert jetzt eine „Zeitleiste“ über „Jüdisches Leben in Bad Honnef“. Die Vorarbeiten dauerten drei Jahre.

Am Annapfad entlang des Ohbaches informiert jetzt eine „Zeitleiste“ über „Jüdisches Leben in Bad Honnef“. Sie besteht aus Stelen mit Infotafeln, die von Orten, Menschen und Ereignissen aus vier Jahrhunderten jüdischen Lebens berichten. Nach mehr als drei Jahren Vorarbeit hat der Verein Jüdische Vergangenheit und Gegenwart in Bad Honnef (JVGH) das Projekt verwirklicht. Die Einweihung fand dieser Tage statt, wie der Verein mitteilte.

Die QR-Codes auf den Tafeln führten zu Videobeiträgen, die die Themen vertiefen und lebendig machen. Arno Bendels habe die Ideen technisch und künstlerisch auf den Tafeln und Videos umgesetzt. Zu sehen sind bisher fünf Tafeln über das Gesamtprojekt und vier thematische Tafeln über „Verlorenes Erbe“, „1666 Jüdischer Friedhof“, „1938 Reichspogromnacht“ und „1986 Einladung der Stadt“. Weitere „Meilensteine“ der Zeitleiste seien in Vorbereitung.

Verein kooperiert mit weiterführenden Schulen in Bad Honnef

Zur Einweihung erklärte Bürgermeister Otto Neuhoff, dass die Zeitleiste einen aktiven Beitrag zur Bewusstseinsbildung leistet. Die Inhalte forderten dazu auf, über die Entwicklung der Zivilgesellschaft nachzudenken und Antisemitismus entgegenzuwirken. Der Vorsitzende des Vereins, Professor Dr. Rolf D. Cremer, betonte, es sei eine wichtige Aufgabe, die jüngere Generation zu erreichen. Dazu gebe es bereits Kooperationen mit den weiterführenden Schulen. Veranstaltungen wie Konzerte, Literaturabende und Museumsbesuche stünden auf dem Programm. Ein weiteres Projekt sei die Pflege des jüdischen Friedhofs in Bad Honnef.

Cremer: „Wir alle sind mit der Vernichtung und Vertreibung von Juden ärmer geworden. Den Nationalsozialisten gelang es in schrecklicher Weise, die Jahrhunderte währende Rolle und den essenziellen Beitrag des Judentums in unserer Kultur und in unserem Alltag fast zum völligen Erliegen zu bringen.“ Mit der Zeitleiste gehe es darum, die Existenz des Judentums, von Jüdinnen und Juden in unserer Gemeinschaft wieder sichtbar, begreifbar und erlebbar zu machen.

Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof in Bad Honnef.

Schon 1666 wurde der jüdische Friedhof in Bad Honnef genutzt. Der neue Verein kümmert sich auch um die Pflege dieses Denkmals.

Das ist auch erklärtes Ziel des Vereins, der 2023 gegründet wurde. Laut Satzung will er unter anderem das jüdische Leben in Bad Honnef aufarbeiten und dokumentieren, für Informationen an historisch bedeutsamen Stellen sorgen und Lehr- und Lernmaterialien bereitstellen. Ursprünglich war geplant gewesen, die Zeitleiste an der Mauer neben der Synagogen-Gedenktafel in der Kirchstraße zu installieren. Dann habe es aber, so nach Vereinsangaben Rolf D. Cremer bei einer Mitgliederversammlung im Februar dieses Jahres, Schwierigkeiten mit der Statik der Mauer gegeben. Deshalb habe sich der Verein „nach sorgfältiger Diskussion“ für den Annapfad entschieden, der genau gegenüber des Standortes der ehemaligen Synagoge liegt, die 1938 von den Nazis in Brand gesetzt wurde.

Der Verein kümmert sich in Kooperation mit dem Eigentümer – das ist der Landesverband der Jüdischen Gemeinden Nordrhein – und der Stadt Bad Honnef auch um den Erhalt und die Pflege des jüdischen Friedhofes in Selhof. So hat er nicht nur für eine neue Sitzbank gesorgt, er konnte nach eigenen Angaben auch die lückenhafte Heckenumrandung erneuern, um den Friedhof besser vor Hunden und Wildschweinen zu schützen. Der Friedhof wurde schon 1666 genutzt, Grabsteine bezeugen das Datum.

Heute steht er unter Denkmalschutz. Bestattungen finden seit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr statt. Die alten Lebensbäume, die sich mittlerweile zu einer beeindruckenden Größe entwickelt haben, bieten der Anlage Schutz. Auf der Homepage des Vereins sind die Videos der „Zeitleiste“ eingestellt und können so auch zu Hause in Ruhe aufgerufen werden. Die Zeitleiste „Jüdisches Leben in Bad Honnef“ wurde von der Bad Honnef-Stiftung der Kreissparkasse Köln gefördert.