Pachtvertrag verlängertBekannt aus „Mord mit Aussicht“ – Gasthof Röttgen in Seelscheid ist erstmal gerettet

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Blick auf das Namensschild des Gasthofes Röttgen..

Der Gasthof Röttgen ist vorerst gerettet.

Die Serie „Mord mit Aussicht“ hatte dort einen Spielort. Das Pächterehepaar verlängert jetzt den Vertrag.  

Der Gasthof Röttgen steht schon länger zum Verkauf. Das war bereits der Fall, als Sabine und Andreas Rogawski die Gaststätte von Klaus und Jutta Haas übernahmen und am 3. Mai 2020 eröffneten. In diesem Jahr läuft dieser Pachtvertrag jedoch aus und ein Makler wollte Schwung in den Verkauf des Hauses bringen. Sogar ein Abriss des Hauses war erwogen worden.

Das führte zu einem Aufschrei in ganz Deutschland.  Denn Szenen der Kultserie „Mord mit Aussicht“ wurden dort gedreht. Fans überlegten sogar, gemeinsam das Haus zu kaufen, um es zu erhalten.  Das ist vorerst nicht mehr nötig: Sabine und Andreas Rogawski haben ihren Pachtvertrag um ein Jahr verlängert.

Im Festaal des Gasthauses Röttgen wird von Sabine Rogawski eine Tafel eingedeckt.

Im Festaal des Gasthauses Röttgen wird von Sabine Rogawski eine Tafel liebevoll eingedeckt.

Sie könnten sich ihr Seelscheid ohne die Gaststätte Röttgen nicht vorstellen. „Deshalb haben wir unseren Pachtvertrag auch verlängert.“ Der Gasthof sei für das gesellschaftliche Leben wichtig – da habe man als Gastronomie auch eine Verantwortung.

„Wir haben uns einen Traum verwirklicht, als wir Ende 2019 den Pachtvertrag unterschrieben haben“, berichtet Sabine Rogawski. Die Planung sei langfristig gewesen. Wir hatten uns sogar überlegt, das Haus zu kaufen. Aber die Kinder hätten kein Interesse an einer Weiterführung gezeigt. „Wir sind einfach mal gestartet.“ Ganz ohne Erfahrung war das Pächterehepaar allerdings nicht.  Die beiden waren durch ihren Partyservice „Machbar“ seit Jahren bekannt. Damals, im Dezember 2019,  sagte Andreas Rogawski im Gespräch mit der Redaktion: „Wir haben uns zusammengesetzt und kalkuliert. Wichtig ist, dass der Partyservice unter keinen Umständen darunter leiden darf.“

Doch dann kam alles ganz anders. Am 22. März 2020 trat der erste Corona-Lockdown in Deutschland in Kraft. Der Partyservice hatte plötzlich keine Kunden mehr. Die Rogawskis überlegten kurz und boten vom Gasthof Röttgen aus einen Lieferservice fürs Essen an. Alle Mitarbeitenden machten mit und so brauchte keiner entlassen zu werden. Als im Sommer der Biergarten eröffnet werden durfte, kam von dort Geld in die Kasse. Mit viel Engagement und der Unterstützung der Mitarbeitenden, wie die Rogawskis betonen, sei der „Lockdown gemeinsam gemeistert worden.“     

Aus ganz Deutschland kommen Menschen ins Gasthaus Röttgen in Seelscheid

Die Erfahrungen von Corona haben allerdings Spuren hinterlassen. Die Rogawskis möchten noch „jahrelang die Gaststätte führen“, haben jedoch wegen der Erfahrungen im Lockdown erstmal nur einen Pachtvertrag bis Ende 2024 unterschrieben. „Sollte sich kurzfristig ein Interessent für das Objekt finden, möchten wir dem Verkauf der Immobilie nicht im Wege stehen“, so Sabine Rogawski.  Am liebsten wäre ihnen aber, „wenn wir unser Lebensprojekt weiter mit Herzblut führen können.“ Die 22 Mitarbeiter stimmten ihnen zu.

Die Weihnachtstanne im Festsaal vom Gasthaus Röttgen wird aufgestellt.

Die Weihnachtstanne im Festsaal für 200 Personen vom Gasthaus Röttgen wird aufgestellt, rechts Andreas Rogawski.

Der Gasthof laufe gut, die Zimmer seien eigentlich fast immer ausgebucht. „Am Wochenende kommen Gäste aus ganz Deutschland zum Übernachten“, so die Wirtin. Zum einen sei der Kräuterwanderweg, der am Gasthof vorbeiführt, sehr beliebt. Zum anderen kämen noch immer Fans der Kultserie „Mord mit Aussicht“. Auch die Speisekarte ist geschätzt. „85 Prozent unserer Gäste sind Stammkunden.“    

Im Gasthof Röttgen in Seelscheid fühlen sich alle Menschen aus dem Dorf wohl

Wie das Leben in einem Dorf so ist: Geburtstage, Jubiläen, Weihnachtsfeiern und Kleinkunst - auch das ist der Gasthof Röttgen. Die Sänger vom MGV Seelscheid kommen immer montags nach den Proben, um die trockenen Stimmbänder zu befeuchten. Auch andere Vereine und Gruppen treffen sich dort zum gemütlichen Beisammensein. 

Dass die Preise für die Gerichte angezogen sind, konnte nicht verhindert werden. Das Kalbsschnitzel mit zwei Wunschbeilagen kostete vor der Pandemie 21,50 Euro. Jetzt 25,50. „Wenn die Mehrwertsteuer wieder auf 19 Prozent erhöht wird, müssen wir auf 28,50 Euro gehen“, hat Sabine Rogawski kalkuliert.  Der Klassiker Schweineschnitzel mit zwei Beilagen bleibe jedoch bei 14,50 Euro; ein Glas Kölsch kostet 2 Euro.   

Im Januar 2024 ist das Gasthaus komplett geschlossen. In der umsatzschwachen Zeit könne so Geld gespart werden.  „Wir sind zufrieden“, betont das Ehepaar. Auch das Catering sei wieder gut angelaufen. Es seien die kleinen Dinge, die große Freude bereiteten: „Wenn ein Gast sagt, das war ein tolles Essen, ich habe mich hier wohlgefühlt, dann wissen wir, dass wir alles richtig gemacht haben.“

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