Einwohnerzahl schrumpft laut PrognoseDer Gemeinde fehlt Platz zum Wachsen

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Mehr Wohnungsbau ist wichtig für die Gemeinde, so wie hier an der Zeithstraße in Seelscheid.

Mehr Wohnungsbau ist wichtig für die Gemeinde, so wie hier an der Zeithstraße in Seelscheid.

Neunkirchen-Seelscheid – „Mein Sohn musste in eine Nachbarkommune ziehen, weil bei uns kein Bauland zu erschwinglichen Preisen für eine junge Familie zu bekommen war“, sagte CDU-Fraktionschefin Christa Biemer in der Sitzung des Energie-, Umwelt- und Planungsausschusses. Es ging um die Zukunft der Gemeinde. Denn nach Berechnungen der Landesdatenbank NRW könnte die Einwohnerzahl bis zum Jahr 2040 von heute knapp 20 000 auf dann rund 18 000 Bürger sinken, also um zehn Prozent. „Wir brauchen einfach mehr neue Baugebiete“, argumentierte Biemer.

Unterstützung für Eigentümer

„Bei Zahlenmaterial sind Prognosen immer so eine Sache“, sagt Wirtschaftsförderer Peter Kurtenbach auf Nachfrage. Aber Fakt sei, dass zum Beispiel Much nach den Zahlen des Landes im selben Zeitraum nur 0,4 Prozent seiner Bürger verliere. In der Nachbarkommune würden konsequent neue Baugebiete ausgewiesen: „Für junge Familien ist das reizvoll.“

Die Gemeindeverwaltung hat nun ein „Wohnungspolitisches Handlungskonzept“ vorgelegt. Aufgrund der Nähe zu Köln und Bonn sei die Kommune ein begehrter Wohnstandort. Das hatte den Gemeinderat im Jahr 2016 positiv gestimmt. Nach Blick auf den Flächennutzungsplan planten die Politiker damals, dass die Gemeinde in den nächsten zehn Jahren auf eine Einwohnerzahl von 22 500 Bürger wachsen solle. Doch diese Zahlen sind schon drei Jahre später Makulatur. Im neuen Konzept geht die Gemeinde davon aus, dass wenigstens die jetzige Bevölkerungszahl bleibt. „Dazu gehört, dass wir konsequent neue Baugebiete ausweisen, so wie Much“, sagt Kurtenbach.

Schließung von Baulücken soll forciert werden

Nun sollen Eigentümer von Häusern bei der Sanierung ihrer Immobilien unterstützt werden, auch die Schließung von Baulücken soll forciert werden. Ein weiteres Projekt ist generationsgerechtes Wohnen in zentralen Ortslagen. „Ältere Bürger möchten gerne in ihrem sozialen Umfeld wohnen bleiben, ihr Haus ist ihnen jedoch inzwischen zu groß geworden“, sagt Kurtenbach. „Diese Immobilien können von jungen Familien genutzt werden, wenn die Besitzer ausziehen.“ Auf dem Papier lesen sich solche Konzepte gut, doch es gibt ein Problem. „Die Gemeinde hat eigentlich keine großen Grundstücke, um solche Projekte aus eigener Kraft umzusetzen. Wir sind da auf die Mitarbeit von Eigentümern angewiesen“, sagt Kurtenbach über den Entwurf der Gemeindeverwaltung.

Bürgermeisterin Nicole Sander sieht das Handlungskonzept daher auch eher als Diskussionsgrundlage, das „praktische Bedeutung für das Handeln von Politik, Verwaltung und Wohnungseigentümer“ entfalte. Es orientiere sich „an der tatsächlichen Umsetzbarkeit“. Und geht auf einen Antrag der SPD zurück, die es schon im Jahr 2016 gefordert hatte.

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