Der 63-Jährige hat Erfahrungen mit Auslandseinsätzen, er war in Mariupol, bevor es zerstört wurde. Jetzt arbeitet er für eine internationale Organisation.
Aufbauhilfe in NigeriaEx-Polizist Georg Partenheimer: „Ich will Hoffnung geben“

Der pensionierte Polizist Georg Partenheimer unterstützt in der nigerianischen Hauptstadt Abuja die Behörden bei der Polizeireform.
Copyright: Ralf Rohrmoser-von Glasow
Am 1. Januar 2024 wurde Georg Partenheimer aus Ruppichteroth-Hatterscheid, zum Schluss Erster Polizeihauptkommissar, pensioniert. Aber er wollte noch mal ins Ausland, seine große Berufserfahrung einbringen. Er verweist auf Artikel 14 des Grundgesetzes, in dem geschrieben steht, dass Eigentum verpflichtet. „Mein geistiges Eigentum aus 43 Jahren Polizeidienst in unterschiedlichsten Positionen hat mich so bereichert, dass ich gerne davon etwas abgeben möchte“, sagt der 63-Jährige.
Schon am 9. März 2024 reiste er erstmals nach Abuja, die Hauptstadt Nigerias. Seither ist er immer fünf Wochen dort, um danach sechs Wochen bei seiner Familie in Deutschland zu sein. Er ist Mitglied eines Projekts der Global Security Foundation (GSF), die weltweit im Sicherheitssektor arbeitet. Die Finanzakquise funktioniert über das UN Development Department, das Geld selbst kommt vom Auswärtigen Amt.
Die Global Security Foundation stieg mit einem neuen Projekt ein
Zuvor hatte die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) acht Jahre lang Polizeiprojekte durchgeführt, Forensiker ausgebildet und Labore aufgebaut. Doch denen wurden keine Beweismittel übergeben, weil die Strukturen einer geordneten Spurensicherung gar nicht existierten. Die GSF wurde angefragt und legte ein neues Konzept auf. Partenheimer, der sowohl bei der Kripo wie bei der Leitstelle eingesetzt war, brachte die gewünschten Kompetenzen mit und entwickelte kräftig mit.
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Vier frühere Polizisten sollen nun in dem Stadtteil Garki die Voraussetzungen schaffen, damit Polizei besser mit der Bevölkerung zusammenarbeiten kann. Denn die Uniformierten dort tragen zwar keine Schusswaffen, aber Stöcke, die sie auch durchaus einsetzen, wie der deutsche Ex-Beamte erlebt hat. National Police Force heißt die dortige Bundespolizei, Länderpolizeien gibt es nicht, die Strukturen sind militärisch geprägt.

Die Mitarbeiter der Global Security Foundation diskutierten mit dem Polizeimanagement der nigerianischen Polizei.
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„Es gab dort bislang keine einheitliche Notrufnummer wie bei uns“, erzählt Partenheimer, „das haben wir angestoßen und offenbar wird es jetzt umgesetzt.“ Er hat den Polizeichef von Garki begleitet und gecoached und erlebt, wie er im Dienst laut und unwirsch mit seinen Mitarbeitern umgegangen ist. Ständig musste er an sein Mobiltelefon gehen, im Büro waren ruhige Gespräche nicht möglich, weil die Tür immer wieder aufgerissen und Entscheidungen eingefordert wurden.
Im GSF-Team ist mit Matthias Seeger ein alter Bekannter. Er war lange Jahre Präsident der Bundespolizeidirektion in Sankt Augustin. Als hochrangiger Polizeiführer hat er den Zugang zu dem Inspekteur der NPF, der die Arbeiten genehmigen muss. „Das dauert alles sehr lange, weil es brieflich abgestimmt wird“, erinnert sich Partenheimer an die Implementierung des Projekts, die ein Jahr in Anspruch nahm.
Das dauert alles sehr lange, weil es brieflich abgestimmt wird.
Zu den Grundlagen gehörten zwei Umfragen, innerhalb der Polizei und bei der Bevölkerung. Während die Behörde zurückspiegelte, dass alles wunderbar laufe, zeigte sich bei den Bürgerinnen und Bürgern, dass nur 45 Prozent der Befragten Vertrauen in die Exekutive haben. Jetzt ist ein breiter Beteiligungsprozess in Gang gesetzt worden, um die seit Jahren laufende Polizeireform in Garki voranzutreiben.
Startpunkt war ein Hilferuf des damaligen Präsidenten bei Bundeskanzlerin Angela Merkel. 300 Millionen Menschen leben in dem Land, das Gewaltenteilung durchaus kennt, aber eben auch hohe Kriminalitätsraten. Viele junge Familien sind es, nicht alle wollen oder können bleiben. Die GSF-Arbeit ist also auch Bekämpfung von Fluchtursachen. „Die Trainings machen mir Mut, es gibt so viele engagierte und wissbegierige Beamte, die unsere Erfahrungen aufsaugen.“

Die Digitalisierung hat in den Polizeistationen noch nicht Einzug gehalten, alles wird auf Papier aufgenommen.
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Am 9. Juli geht es wieder nach Abuja, mit einem Kollegen wird er verschiedene Polizeieinrichtungen aufbauen, Polizisten begleiten und mit ihnen versuchen, das in den Trainings erlernte konkret umzusetzen und Vertrauen aufzubauen. Es gibt bestimmte Punkte, die als Anlaufstellen für die Bevölkerung definiert sind, aber da gibt es nichts, wenn da kein Polizist steht, so Partenheimer. Dort will er dafür sorgen, dass Containerbüros aufgebaut werden, um Gespräche in Ruhe führen zu können.
„Der Polizei fehlt die Lobby“, beschreibt er ein zentrales Problem. „Ich will Hoffnung geben, sage immer wieder, in eurem Land steckt so viel Potenzial.“ Polizisten verdienen wenig Geld, weniger als 100 Euro im Monat, können ihr Salär aufbessern, wenn sie von Reichen zu deren Schutz gekauft werden. Und doch gebe es viele mit ethischen Werten. „Vor denen habe ich Hochachtung“, erklärt der Ruppichterother.

Georg Partenheimer (l.) hat in Abuja, Nigeria, die Polizeireform unterstützt. Ein alter Bekannter: Matthias Seeger (2.v.r.)
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Die nächsten Schritte sind der Aufbau von Büros mit Computerausstattung. Noch gibt es Situationen, in denen Bürgerinnen und Bürger Papier kaufen müssen, damit sie bei der Polizei eine Anzeige aufgeben können. Die Polizeistation soll Stück für Stück entwickelt werden, Partenheimer wird Trainings für Leitstellenbeamte abhalten. „Die sind extrem aufgeschlossen“, hat er erlebt.
Bis Ende 2025 ist das Projekt noch durchfinanziert, es könnte noch für ein weiteres Jahr verlängert werden. Gerade sind die ersten Erfolge zu sehen, auf der Webseite der Polizei tauchte jetzt erstmals ein Bericht über eines der abgehaltenen Trainings auf - ein Riesenerfolg. Der 63-Jährige würde gerne weitermachen.