Kann das funktionieren: ein Restaurant im Weiler Tüschenbonnen? Küchenchef Immanuel Poppitz setzt auf ausgefeiltes Handwerk, Regionales und Aromen.
GastrotippIm Restaurant Mohn in Much kommt so manches aus dem eigenen Garten

Päuschen: Küchenchef Immanuel Poppitz setzt in seinem Restaurant Mohn auf Genuss und ausgefeiltes Handwerk.
Copyright: Mohn
Hamburg, Köln, Mexiko, Tüschenbonnen - in den besten Häusern hat Immanuel Poppitz gelernt und gearbeitet, nach dem Abenteuer Lateinamerika kehrte er in die Heimat zurück, in den kleinen Mucher Weiler. Hier bringt er regionale Küche auf den Teller, Bodenständiges kombiniert mit Aromen und bereichert durch internationale Einflüsse.
Andere würden es Kochkunst nennen, wie ein begeisterter, namhafter Gastro-Kritiker aus dem Rheinland, der von einem „Juwel im Bergischen“ schrieb, für das sich auch weite Wege lohnten. Küchenmeister Poppitz, angenehm unaufgeregt, beschreibt es als Handwerk: Alles, die Fonds für Suppen und Soßen, die Pasta, ob Tagliatelle oder gefüllte Ravioli, vom glasierten Möhrchen bis zum rosa gebratenen Hirschmedaillon, sei solide Handarbeit.
Im Mucher Restaurant kommt nichts aus der Tüte
„Und mit Liebe gekocht“, das ist dem Vater zweier kleiner Kinder, der mit seiner Frau Linnet Garcia den Betrieb führt, sehr wichtig. Die bodenständigen und kreativen Gerichte seien das Gegenteil von den teils auch in guten Lokalen eingesetzten Convenience-Produkten. Beim 36-Jährigen und seinem kleinen Team kommt nichts aus der Tüte.
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Dafür das meiste aus der Gegend, Demeter-Gemüse vom Mucher Eichhof („das ist wie gemalt“), Wildfleisch aus der Eifel. Und weiteres Grünzeug, wie die Shiso-Kräuter - eine asiatische Mischung - und die Spitzpaprika, sogar aus dem eigenen Garten. „Mehr regional und mehr Bio geht nicht.“ Beim Fisch und Fleisch achte er zudem auf eine verantwortungsvolle Haltung. Das Brot? Selbstgebacken. Das Rezept für das helle Baguette stammt von seiner Mutter Carmen.

Im Grünen liegt das Restaurant Mohn. Küchenchef Immanuel Poppitz betreibt das Restaurant mit seiner Frau Linnet Garcia.
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Sie eröffnete mit ihrem zweiten Mann 2003 „Giuseppes L'Osteria“ zunächst in Eckhausen, später zog man nach Tüschenbonnen um. Immanuel und seine beiden Geschwister packten als Jugendliche mit an. Ein Bruder wurde ebenfalls Koch. Von der Mutter und dem Stiefvater übernahm er 2020 das Restaurant, in der Coronazeit. Nach dem ersten Lockdown war Eröffnung, „eine schwierige Zeit, aber wir haben es geschafft“.
Immanuel Poppitz hatte zuvor bei Sternekoch Maximilian Lorenz im Escalier gekocht, im Wasserturm bei Erik Werner, im La Fonda und eineinhalb Jahre in einem Lokal in der mexikanischen Heimat seiner Frau, wo der Onkel hochwertiges Craftbier braut und einen Biergarten eröffnete. „Sehr spannend“, sagt der Deutsche, der am Herd stand, Brot buk und Würste herstellte.
In seinem Restaurant Mohn, benannt nach der zarten roten Blume, setzte er schon zum Start eigene Schwerpunkte, behielt nur einiges aus der mediterranen Küche des Stiefvaters bei, wie den Risotto und die Pasta aus Semola und Weizenmehl. Die Karte ändere sich allerdings regelmäßig.
So könnten auch die treuen Stammkunden, von denen viele aus der Region und dem Oberbergischen, einige sogar aus Köln und Düsseldorf den Weg nach Tüschenbonnen finden, immer wieder Neues entdecken. Der Gast kann aus vier Vorspeisen, zwei Zwischengängen, fünf Hauptgerichten und vier Desserts wählen. Oder eines der beiden von Poppitz' komponierten Vier-Gang-Menüs bestellen, entweder mit Fisch/Fleisch oder vegetarisch. Es gibt eine Reservierungspflicht.
50 Plätze hat das Restaurant mit Terrasse und Blick ins hügelige Grüne, wo nicht selten ein Reh am Waldrand auftaucht. Wie ein Tag Urlaub sei ein Besuch, sagt André Hagemeier, der Poppitz seit der Grundschule kennt und sich entschlossen hat, weniger im Hauptberuf und dafür mehr im Mohn zu arbeiten. Gastronomie, das sei Leidenschaft, so der Politikwissenschaftler; er lebt in Köln und fühlt sich wie der weitgereiste Freund der Heimat verbunden: „Wir schlagen die Stadt-Land-Brücke.“

Abgestimmte Aromen: Hirschmedaillons mit gefülltem Lauch, Möhrchen und Pfirsich.
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Er helfe im Service, sei für Kommunikation und Organisation verantwortlich, berate Gesellschaften, auch Hochzeitspaare, erzählt Hagemeier. Denn im Restaurant mit seinen Fachwerkmauern und den fein gedeckten Holztischen befindet sich auch eine Außenstelle des Mucher Standesamts.
Dass der Laden mit nur zweieinhalb Festangestellten und einem Koch-Azubi läuft, habe er auch den Eltern zu verdanken, betont Immanuel Poppitz: „Sie kümmern sich um die beiden Ferien-Appartements und alles rund ums Haus.“
Aus der Speisekarte: Vorspeise: Ziegenkäsetarte 17 Euro, Zwischengang: Suppe vom Hokkaido 11 Euro, Fregola mit Waldpilzen 22 Euro, Hauptgang: Gebratener Hirschrücken mit Serviettenknödel und Grünkohl 35 Euro, Rote-Beete-Gnocchi 26 Euro, Dessert: Tonkabohnencreme 12 Euro; Vier-Gang-Menü 64/69 Euro. Getränke: Kölsch 0,2 für 2,50 Euro, Pils 0,3 für 3,50 Euro, Cola/Apfelsaft 0,2 für 3,50 Euro, Prosecco 7 Euro, Weine 0,1 l für 6 Euro. Zwei Ferienappartements für jeweils bis zu vier Personen.
Restaurant Mohn, Tüschenbonnen 8, Much, dienstags bis donnerstags 18 bis 22.30 Uhr, freitags und samstags 17 bis 22.30 Uhr, ab 30. November sonntags 12 bis 15 Uhr. Reservierung unter 0176/56 78 07 95 oder per E-Mail: kontakt@restaurant-mohn.de

