Kommentar zum RatsentscheidOhne schnelles Internet ist nicht nur Neunkirchen-Seelscheid abgehängt

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Rathaus in Neunkirchen

Eine Entscheidung im Gemeinderat von Neunkirchen-Seelscheid schlägt hohe Wellen im Rhein-Sieg-Kreis.

Ob es flächendeckend schnelles Internet auch auf dem Lande gibt, darf nicht an einem Ort scheitern, meint unsere Kommentatorin.

Acht Kommunen sitzen in einem Boot und haben das rettende Ufer vor Augen: insgesamt 55 Millionen Euro für den Ausbau des schnellen Internets. Doch Neunkirchen-Seelscheid will aussteigen und bringt den Kahn so kurz vor dem Ziel zum Kentern. Das „Nein“ aus dem Gemeinderat zum Grauen-Flecken-Programm ist nicht nur unklug, sondern in höchstem Maße unsolidarisch. 

Sowohl die Fördermittel für die kleine Kommune im Bergischen wären verloren, immerhin mindestens 16 Millionen Euro, in die Röhre gucken würden auch die sieben anderen. Das ist kein Luxusproblem: Das Geld von Bund und Land soll nicht in Prestigeobjekte fließen, sondern in die Zukunft. Vor allem Firmen und Gewerbetreibende, aber auch Beschäftigte im Homeoffice sind angewiesen auf leistungsfähige Datenleitungen.   

Ratsmehrheit in Neunkirchen-Seelscheid fällt der Bürgermeisterin in den Rücken

Die Krux: Im ländlichen Bereich ist der Glasfaserausbau teuer und unwirtschaftlich, Anbieter winken reihenweise ab. Nun sind die Zuschüsse von Bund und Land bewilligt, und es könnte losgehen. Der Gemeinderat hat noch eine Chance, die bereits getroffene Entscheidung in der Sondersitzung zu revidieren. Oder aber nicht nur der eigenen Bürgermeisterin in den Rücken zu fallen, sondern auch den Parteifreunden in den Nachbarorten.

Hier kann es nicht um politische Ränkespiele gehen. Es geht um Arbeitsplätze in den Kommunen, auch um Pendlerströme. Dass Firmen abwandern, das kann man auch in Neunkirchen-Seelscheid nicht wollen.  Die Ersparnis von vier Millionen Euro Eigenmitteln wäre dafür ein zu hoher Preis.   

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