Nachfahren emotionalKünstler verlegt die ersten Stolpersteine in Ruppichteroth

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Bewegender Moment: Die Geschwister Susan und Ron Gartner dankten Gunter Demnig vor dem Haus ihrer Vorfahren.

  • Lange Zeit habe sich niemand um das Thema gekümmert.
  • Nun erinnern 13 Messingschilder an ehemalige Bewohner, die in der NS-Zeit deportiert und ermordet wurden.
  • Einen wichtiges Vorstoß unternahmen dazu Schüler des Ortes.

Ruppichteroth – Eine emotionale Szene war der Höhepunkt des Tages. Nach dem Verlegen zweier Stolpersteine für ihre ermordeten Großeltern umarmten die Geschwister Susan und Ron Gartner den Künstler Gunter Demnig und bedankten sich sichtbar gerührt bei ihm. Zum ersten Mal hatte Demnig zuvor in Ruppichteroth Stolpersteine verlegt.

An fünf Stellen im Ort erinnern 13 Messingschilder an ehemalige Bewohner, die in der Zeit des Nationalsozialismus deportiert und ermordet wurden. 13 weitere sollen im nächsten Jahr folgen.

Dass die Ruppichterother Schwierigkeiten mit der Aufarbeitung ihrer Vergangenheit hätten, könne er rundweg verneinen, sagte Konrad Eilmes im Gespräch mit dieser Zeitung. Lange Zeit aber habe sich niemand um das Thema gekümmert. Ein Kommentar in dieser Zeitung sei der Anstoß gewesen.

Vorstoß von Schülern

Gleichzeitig hatte die Sekundarschule Nümbrecht/Ruppichteroth einen Vorstoß unternommen. Die Schüler hätten die Geschichte der ehemaligen jüdischen Bürger erarbeitet, sich mit Zeitzeugenberichten befasst und am Ende die Patenschaft für die Steine der Familie Isaak übernommen, sagte Beate Salz, didaktische Leiterin der Schule.

An der Brölstraße erinnerte Markus Neuber von der VR-Bank an Julius Nathan, einst einer der größten Landwirte des Ortes und Viehhändler. Sein Haus stand dort, wo heute die VR-Bank ihre Filiale hat. „Ich schäme mich für die Mörder des Naziregimes und für das, was sich in Teilen von Deutschland, Europa und der ganzen Welt wieder breitmacht“, sagte Neuber.

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Gunter Demnig verlegte die Stolpersteine in Ruppichteroth.

Nicht weniger deutlich wurde sein Vater, Ehrenbürgermeister Ludwig Neuber, vor dem ehemaligen Haus der Familie Gärtner, Wilhelmstraße 17. Er prangerte an, dass Flüchtlinge in unserem Land als Asyltouristen diffamiert würden, und wandte sich gegen Stacheldraht und Internierungslager. „Niemand verlässt seine Heimat freiwillig,“ sagte Ludwig Neuber. Konrad Eilmes, der die Verlegung der Stolpersteine mit Gunter Demnig organisiert hatte, erinnerte daran, dass auch Ruppichterother am schlimmen Geschehen beteiligt gewesen seien. So hätten Nachbarn in der Pogromnacht vor der Familie Hess gestanden und geschrien: „Wir kriegen euch alle. Wir bringen euch alle um.“

Ron Gartner, dessen Vater mit seinen Geschwistern 1938 noch hatte fliehen können, war mit seinen Söhnen Michael, Simon und Sam aus Schweden und Dänemark ins Bröltal gekommen, Susan Gartner mit ihrem Partner Rich aus Los Angeles. Sein Vater Herbert Gärtner habe auch gute Erinnerungen aus Ruppichteroth mitgenommen, berichtete Ron. „Wir haben verstanden, dass so etwas nie wieder geschehen darf“, versicherte Bürgermeister Mario Loskill den Gästen auf Englisch.

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