Neue Bürgermeisterin Nicole Sander"Bin keine Frau einsamer Entschlüsse"

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Nicole Sander an ihrem alten Arbeitsplatz beim THW

Nicole Sander an ihrem alten Arbeitsplatz beim THW

Neunkirchen-Seelscheid – „Chancengleichheit für alle, das ist für mich wichtig“, so Nicole Sander. Und weil das noch nicht überall so ist, entschloss sie sich, politisch aktiv zu werden. Sie wollte etwas daran ändern und bei der Gestaltung des Zusammenlebens der Menschen in unserer Gesellschaft mitwirken. Elf Jahre ist das her – Nicole Sander war damals 23 Jahre alt und machte eine duale Ausbildung bei der Kreisverwaltung in Siegburg. „Mir fiel immer wieder auf, dass es Menschen gibt, die etwas länger brauchen, um sich im Berufsleben zu etablieren, weil sie keine Förderung vorab in der Familie hatten. Fachlich waren sie dann oft besser als andere. Sie brauchten ihre Zeit, um ihren Weg zu finden“, so Nicole Sander. „Und ich finde, dass man so eine Phase auch haben darf“.

Bei der SPD sei der Kampf um die Chancengleichheit ein wichtiges politisches Ziel. „Deshalb bin ich da eingetreten“, so die neue Bürgermeisterin von Neunkirchen-Seelscheid. Allerdings war sie politisch nicht ganz unerfahren. Ihr Vater sitzt für die SPD im Windecker Rat, mit ihm diskutierte sie oft. „Auch heute ist das noch so“, berichtet die 34-Jährige. Denn sie ist SPD-Ortsvorsitzende in Windeck. „Wir haben da gute Arbeit geleistet“, so die 34-Jährige. Mit der Wahl von SPD-Mann Hans-Christian Lehmann zum Bürgermeister hätten die Bürger dies auch bestätigt.

In Windeck kennt sich Nicole Sander bestens aus. „Geboren bin ich in Waldbröl, weil dort das Krankenhaus ist“, berichtet sie. Aufgewachsen ist sie dann in Windeck. Nach Siegburg zog die agile Frau, weil sie nach ihrer Ausbildung eine feste Stelle beim Kreis bekam. In der Schulverwaltung kümmerte sie sich um die Berufskollegs. Nicole Sander wurde jedoch schnell klar, dass sie neue berufliche Herausforderungen sucht.

Referentin beim THW

Berufsbegleitend studierte sie dann Europäisches Verwaltungsmanagement, machte im Jahr 2009 ihren Master. Die Stelle als Referentin beim Technischen Hilfswerk (THW) in Bonn trat sie im Jahr 2010 an. Dort ist sie in der „Schlammzone“ tätig – wie sie lachend sagt. Die Abteilung koordiniert die Einsätze des THW wie zum Beispiel beim schweren Elbhochwassers. Aber die Budgetplanung gehört zu den Aufgaben von Nicole Sander.

Sie muss viel rumreisen fürs THW, um die freiwilligen Helfer vor Ort zu beraten. Da kommt sie kaum noch dazu Badminton zu spielen oder mal zu klettern. „Ich bin auf dem Land aufgewachsen“, so der 34-Jährige. „Da klettert man als Kind viel im Wald und an Felsen, die Natur war unser Spielplatz“. Diese enge Verbundenheit zur Heimat spürt man immer noch, wenn man sich mit ihr unterhält. „Wenn ich von einer Reise zurückkomme und sehe die Siegauen, dann weiß ich, dass ich wieder angekommen bin.“

Beim THW ist Teamarbeit gefragt. Das schätzt sie. „Ich bin keine Frau einsamer Entschlüsse“, betont sie. „Man kann sich immer Rat einholen und andere Sichtweisen berücksichtigen“. Damit meint sie auch, dass die Meinungen der Bürger noch stärker berücksichtigt werden könnten. Ein gutes Beispiel für sie war die Abstimmung, ob Neunkirchen-Seelscheid Gemeinde bleibt. „Die Bürger waren mehrheitlich dagegen, dass wir Stadt werden. Ein Entschluss, der von der Bevölkerung getragen wurde“, so Nicole Sander.

Wenn sie nun am 23. Juni ihr neues Amt offiziell antritt, dann wird abends sicher noch lange das Licht im Büro der Bürgermeisterin brennen. Die begeisterte Hobbyköchin – mediterrane Küche – muss sich in viele Dinge einarbeiten. Da wird kaum noch Zeit für andere Dinge bleiben. Aber eines steht jetzt schon fest. „Auch dieses Jahr koche ich wieder das Weihnachtsmenü für die Familie“, so Nicole Sander.

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