Wahlausgang in BonnUhligs Sieg ist Zeichen für Stimmungswandel in der Stadt

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Herbstwetter_Bonn

Die politische Stimmung in Bonn hat sich gewandelt.

Was für eine Wahlnacht in Bonn! Bis kurz vor Mitternacht lag die SPD-Kandidatin Jessica Rosenthal bei der Zahl der Erststimmen zwar knapp, aber beständig vor ihren beiden Mitbewerbern Katrin Babette Uhlig und Christoph Jansen. Um dann am Ende denkbar knapp das Rennen um das Direktmandat im Wahlkreis 96 doch noch zu verlieren. 0,12 Prozent entschieden über Sieg oder Niederlage. 216 Stimmen reichten Uhlig am Ende zum glücklichen Sieg, den sie mit 25,24 Prozent der Erststimmen schaffte vor Jessica Rosenthal mit 25,12 Prozent. Und auch der drittplatzierte in diesem Rennen – Christoph Jansen von der CDU – war nicht wirklich weit entfernt von seinen beiden Konkurrentinnen. Im Gegenteil: Er holte 24,37 Prozent der Erststimmen und kann damit sehr zufrieden sein.

Die Bundestagswahl war in Bonn auch deshalb spannend, weil der Dauerabonnent auf das Direktmandat, SPD-Mann Ulrich Kelber, nicht erneut für den Bundestag antrat. Kelber ist seit Januar 2019 Bundesbeauftragter für den Datenschutz. Deshalb war die Frage, ob die SPD mit einer neuen, jungen Direktkandidatin Jessica Rosenthal das Kunststück würde wiederholen können, das Kelber in fünf aufeinander folgenden Bundestagswahlen gelang: Das Direktmandat in einer katholisch-konservativ geprägten Stadt wie Bonn holen, wo die CDU in den Bundestagswahlen seit 2002 mit gleicher Regelmäßigkeit bei den Zweitstimmen vorne lag. 

Die SPD machte den Wählern mit der Juso-Bundesvorsitzenden Rosenthal ein dezidiert linkes Angebot. Und fast wäre der Coup erneut gelungen. Wenn da nicht der allgemeine politische Stimmungswandel insbesondere unter jüngeren Wählern gewesen wäre, die in großer Zahl die Grünen wählen.

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Und wenn da nicht insbesondere in Bonn ein Stimmungswandel eingesetzt hätte, der Positionen der Grünen in der Verkehrs- und Infrastrukturpolitik, in der Stadtplanung und der Wirtschaftspolitik mehrheitsfähig gemacht hat. Uhlig hat das aktuelle Vier-Parteien-Ratsbündnis unter Führung der Grünen mit der SPD, der Linkspartei und Volt mit geschmiedet. Auch die Tatsache, dass Uhlig mit der grünen Oberbürgermeisterin Katja Dörner eine bundespolitisch erfahrene Unterstützerin an ihrer Seite hatte, dürfte ihren Teil zum Erfolg der Kandidatin der Grünen beigetragen haben. Denn Uhlig, bisher Büroleiterin des grünen Fraktionsvizes im Bundestag, Oliver Krischer, sah sich mit Rosenthal einer zumindest bundespolitisch weit bekannteren und profilierteren Konkurrentin gegenüber.

Rosenthal wiederum bleibt der Trost, dass sie über die Landesliste ihrer Partei nun ebenso wie Uhlig in den 20. Deutschen Bundestag kommt. Und die Freude über den Erfolg ihrer Partei, die CDU dieses Mal bei den Zweitstimmen knapp geschlagen zu haben. Die SPD kam 22,58 Prozent der Zweitstimmen, die CDU nur auf 22,53 Prozent. Beide landen damit jedoch abgeschlagen hinter den Grünen, die es in Bonn auf 27,2 Prozent der Zweitstimmen bringen. Auch das ein klarer Ausdruck für die gewandelte politische Stimmung in der Stadt. 

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