Passagier attackiertBusfahrer in Bonn zu 9000 Euro Strafe verurteilt

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Symbolbild 

Bonn – Damit hatte der Busfahrer nicht gerechnet: Zu seinem Prozess am Amtsgericht war der 51-Jährige – in der Arbeitsuniform der Bonner Stadtwerke – noch siegessicher angetreten. Den gravierenden Vorwürfen glaubte er ohne Verteidiger trotzen zu können, auch dass er sich danach wieder ans Steuer eines Linienbusses setzen werde. Am Ende jedoch wurde er vom Strafrichter wegen Körperverletzung zu 9.000 Euro (180 Tagessätze à 50 Euro) Geldstrafe verurteilt, zudem wurde ein Fahrverbot von neun Monaten verhängt. Gleich nach dem Urteil wurde ihm der Führerschein abgenommen. Einer, der sich „impulsmäßig“ so wenig unter Kontrolle habe, der dürfe nicht mehr ans Steuer und Personen befördern, so Amtsrichter Gerd Kathstede.

Am Abend des 23. August 2018 hatte der Mann seinen Dienst in der Linie 611 auf dem Heiderhof angetreten. Nur ein Fahrgast stieg zu. Der 20-jährige Student setzte sich hinter den Fahrersitz, musste aber warten, bis der Bus verspätet losfuhr. Was er dann erlebte, war abenteuerlich: Der 51-Jährige fuhr die kurvenreiche Strecke bergab mit nur einer Hand am Steuer; in der zweiten spielte er mit seinem Handy. „Der Busfahrer fuhr unkonzentriert, schlich im Schneckentempo, musste immer wieder in den Kurven bremsen“, so der Student, der den roten Halteknopf gedrückt hatte. In Muffendorf kam es zum Stopp.

Überwachungsbilder bestätigen Aussage

Der Student stellte den Busfahrer wegen des „beängstigenden Fahrstils“ zur Rede. Der rastete aus, versetzte dem Fahrgast einen Tritt, griff an dessen Hals, würgte und bedrohte ihn. Den Bus verließ der Student schließlich freiwillig und informierte die Polizei. Nach dem Vorfall, so der Zeuge, sei er so traumatisiert gewesen, dass er therapeutische Hilfe gebraucht habe. Der 20-Jährige legte ein Attest vor. Dafür hatte der Fahrer nur ein Gelächter übrig. Die Vorwürfe stritt er ab: Es sei Notwehr gewesen, er habe den Zeugen nur gedrückt, nicht am Hals gepackt – und das mit dem Handy sei erfunden. Eine dumme Lüge, so Kathstede. Denn die Überwachungskamera aus dem Bus zeigt den Chauffeur, wie er über vier Minuten nur mit einer Hand fährt und mit der zweiten Nachrichten verfasst. Auch der Ausraster ist dokumentiert.

„So einen Busfahrer, der solche Angst verbreitet, braucht man nicht“, meinte der Amtsrichter, überbot noch den Antrag der Staatsanwalts und sorgte mit der Beschlagnahme des Führerscheins dafür, dass der Angeklagte seinen Job als Busfahrer los ist.

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