Historischer StraßenbahnwagenAus für die Bönnsche Bimmel – das ist der Grund

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Hinter sich die Bönnsche Bimmel, neben sich Hund Milo: Bahnbetreiber Uli Hauschild auf der blauen Couch der Stadtwerke.

Hinter sich die Bönnsche Bimmel, neben sich Hund Milo: Bahnbetreiber Uli Hauschild auf der blauen Couch der Stadtwerke.

Bonn – Die Bönnsche Bimmel fährt nicht mehr. Der mehr als 100 Jahre alte Straßenbahnwagen mit der Nummer 14 steht seit Ende Januar im Depot der Stadtwerke.

Grund: Das Fahrzeug sollte in diesem Monat zum Bahn-TÜV und davor dringend zur Reparatur. Die aber kostet 140 000 Euro.

„Zu teuer!“, meinen die Stadtwerke (SWB). Deswegen wurde die Bönnsche Bimmel aus dem Verkehr gezogen. In der SWB-Werkstatt hatten Monteure erhebliche Schäden an der Bahn festgestellt: Die Radreifen, also die Stahlräder, müssen erneuert werden, dazu Aggregate und auch die Außenhaut. Die Instandsetzungskosten seien aber „wirtschaftlich nicht mehr darstellbar“, sagte gestern SWB-Sprecher Werner Schui.

Betreiber des fahrenden Denkmals war Bonns Alt-Bürgermeister Uli Hauschild mit seiner Firma Bimmel-Touristik Bonn. Der fidele Tausendsassa organisierte unter anderem VIP-Touren auf den SWB-Linien 61, 62, 63 und 66, bis zu 80 im Jahr. Gerade die Fahrt auf den Schienen der 66 zwischen der Bonner Südstadt und Bad Honnef war besonders beliebt. Die Gäste konnten ein viergängiges Gourmet-Dinner bestellen, das unterwegs serviert wurde. Mitarbeiter des Hotels Bristol in Bonn und des Hotels Maritim in Königswinter stiegen an Haltepunkten zu und trugen die Speisen an die Plätze. Damit die Suppe nicht schlabberte, wurden die Terrinen mit Hilfe von Ringen auf den Platztellern befestigt. Hauschild selbst sorgte als Conférencier dafür, dass an Bord gute Laune herrschte und der Getränkenachschub nicht ausging. Auch Trauungen waren in der Bönnschen Bimmel möglich.

Als sich im vergangenen Jahr abzeichnete, dass die Bahn in die Werkstatt muss, suchten die SWB gemeinsam mit Hauschild nach Kooperationspartnern, die bereit sein mussten, jährlich eine fünfstelligen Betrag zu finanzieren, um die Kosten zu decken. Dazu aber sei niemand bereit gewesen, sagte Schui. Eines der Argumente: Die Bönnsche Bimmel hat nur 19 Plätze – zu wenig, um sie erfolgreich zu vermarkten.

Zudem müssen immer zwei Mitarbeiter der Stadtwerke mitfahren, der Fahrer und eine zweite geschulte Person. Die Personalkosten belasteten also ebenfalls die Bilanz. Das habe unterm Strich dazu geführt, den TÜV-Termin und die Reparatur abzusagen, so Schui.

Dieter Schaper, wirtschaftspolitischer Sprecher der Bonner SPD-Fraktion, wies am Mittwoch auf die touristische Bedeutung des rollenden Denkmals hin: „Die Bönnsche Bimmel hat immer auch Menschen nach Bonn gezogen, die an einem besonderen Tag, zum Beispiel an Geburtstagen, ein Highlight erleben wollten. Von diesen Gästen profitierten auch Restaurants und Geschäfte.“

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