Gericht in BonnNiederkassler wollten Wettbüro ausrauben – Haupttäter untergetaucht

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Landgericht Bonn (1)

Der Eingang des Landgerichtes in Bonn (Symbolbild)

Bonn/Niederkassel – Die Hauptfigur in einem Verfahren um vier gescheiterte Raubpläne ist ein verschwundener Angeklagter. Seit dem Prozessauftakt ist er untergetaucht. Die Polizei, die den 25-Jährigen vorführen sollte, konnte ihn nicht aufspüren. Tatsächlich habe dieser das Ganze geschickt eingefädelt, sagte der Kammervorsitzende Wolfgang Schmitz-Justen im Urteil.

Der 25-Jährige hatte mit drei Komplizen den Plan entwickelt, ein Bonner Wettbüro zu überfallen, wo man angeblich bis zu 40.000 Euro holen könne. Aber er selbst wollte die Drecksarbeit nicht machen. Daraufhin wurde ein 19-Jähriger aus Niederkassel zum Räuber auserkoren. Mit Messer, Beutel und Handschuhen ausgestattet wurde er, der bereits mehrfach vorbestraft ist, losgeschickt. Der aber ließ alle vier Anläufe grandios scheitern.

19-Jähriger wegen versuchter schwerer räuberischer Erpressung verurteilt

Das Bonner Landgericht verurteilte den 19-Jährigen wegen versuchter schwerer räuberischer Erpressung zu einer Einheitsjugendstrafe von vier Jahren. Darin einbezogen ist der Rest einer alten Strafe, die zur Bewährung ausgesetzt war. Ein 20 Jahre alter Mittäter kam mit 20 Monaten Haft auf Bewährung davon und muss 1000 Euro Geldauflage zahlen. Auch wenn er nicht dabei war, stufte ihn die Kammer als Mittäter ein. Immerhin habe er die Geschichte „mit ausgekaspert“, so Schmitz-Justen. Ein dritter Angeklagter wurde kurz nach dem Auftakt des Prozesses freigesprochen: Die Mitangeklagten hatten beteuert, dass der 23-Jährige nicht mit von der Partie gewesen sei.

Dreimal ließ sich der 19-Jährige zum Tatort in der Bonner Altstadt fahren. Zweimal verließ ihn der Mut, beim dritten Mal schlug ihn der Mitarbeiter des Wettbüros, den er mit dem Messer bedrohte, mit einem metallenen Papierkorb in die Flucht.

Haupttäter bedrohte und beschimpfte 19-Jährigen

Die Komplizen waren erbost und beschimpften ihn als feige. Später habe der Haupttäter gedroht, ihm „die Beine zu brechen“ – und vor dem vierten Überfall wurde ihm erklärt, dass man seine „Schwester und Freundin auf den Strich schicken“ werde, wenn er die Tat nicht ausführe.

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Doch anstatt ein Wettbüro, diesmal in Godesberg, zu überfallen, rief der 19-Jährige die Polizei und verpfiff die Freunde. Er sei zu der Tat gezwungen worden, erklärte er. Der Intensivtäter – „extrem ungefestigt und beeinflussbar“ – habe sich leicht überreden lassen, hieß es im Urteil. Der Richter: „Sie sind so gefährlich, weil Sie so schwach sind und nicht nein sagen können.“

Der bislang abwesende Haupttäter, eine „furchteinflößende Persönlichkeit“, habe für den Angeklagten „eine extrem unglückliche Rolle“ gespielt, sagte Schmitz-Justen. Aber, so versprach der Kammervorsitzende: „Irgendwann werden wir den auch noch kriegen.“ 

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