Naturschutz an der SiegGemähte Wiese bei Röcklingen gibt Rätsel auf

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Jagdpächter Harald Markmann (l.) und sein Mitjäger Matthias Spieker finden die Aktion an der Sieg unmöglich. 

Windeck – Auf der linken Siegseite bei Röcklingen und Hoppengarten ist auf einem breiten Streifen zwischen Siegufer und Böschungshang der gesamte Bewuchs gemäht worden. Der zuständige Jagdpächter, Harald Markmann aus Sankt Augustin, wurde von der Aktion überrascht.

Dass die Mahd genau in der Brut- und Setzzeit der Tiere stattfand, findet er unmöglich.

Markmann: „Wir dürfen in diesem FFH-Gebiet noch nicht mal einen Hochsitz für die Jagd auf Wildschweine aufstellen. Und jetzt sowas!“

Der Uferstreifen sei das einzige Gelände im Umkreis, in dem Rehe ihre Kitze setzen, Wildschweine im Dickicht Schutz suchen oder Gänse und Enten brüten.

Dachs konnte nicht mehr fliehen

Die Tiere seien jetzt alle geflüchtet, berichtet Markmann, der gegen das Mähen grundsätzlich nichts einzuwenden hat. „Bei jedem Feld und jeder Wiese werden aber die Jäger vorher verständigt und können die Flächen vorher absuchen“, meint der Jagdpächter.

Bei dieser Aktion konnte aber ein Dachs nicht mehr rechtzeitig fliehen und wurde von der Mähmaschine getötet. Der Waidmann vergrub ihn am Siegufer. Auch sein Mitjäger Matthias Spieker kann das Vorgehen bei der Mähaktion nicht verstehen.

Schwierig war es zunächst, herauszufinden, wer den Uferstreifen gemäht hat und auf wessen Veranlassung das geschah. Auf Nachfrage räumte Katja Eschmann von der Pressestelle des Kreises dann aber ein, dass die Aktion mit einer „perspektivischen Beweidung“ des Uferstreifens zusammenhänge.

Mahd auf Veranlassung der Bezirksregierung

Verantwortlich sei aber nicht der Kreis mit seiner Unteren Naturschutzbehörde, sondern die Kölner Bezirksregierung. Die Aktion sei wohl nicht ganz so glücklich gelaufen, sagte Eschmann. In der öffentlichen Sitzung des Kreisumweltausschusses kam dann am Montag Licht ins Dunkel.

Christoph Rüter von der Unteren Naturschutzbehörde berichtete über den Sachstand im Beweidungsprojekt für Sieg und Agger. Das erfolgt laut Rüter in Absprache mit der Oberen Wasserbehörde und der Bezirksregierung Köln.

Siegufer soll renaturiert werden

Bei Hoppengarten/Röcklingen hat die Wasserwirtschaft laut Rüter eine Maßnahme zur Gewässerentwicklung geplant, bei der noch im Spätsommer das Siegufer renaturiert werden soll.

Die Böschungen am Flussufer werden dann abgeflacht, der Sieg mehr Raum gegeben. Erfahrungsgemäß würden solche Flächen als erstes von Herkulesstaude und Knöterich neu besiedelt, sagte Rüter. Deshalb soll das Gelände künftig beweidet werden, federführend für das Beweidungsprojekt ist der Kreis.

Wie schon im Herbst hätten Mitarbeiter des Siegbetriebshofes der Kölner Bezirksregierung die Fläche gemäht. Sie haben laut Rüter versichert, dass sie die Fläche vor der Mahd nach Rehkitzen abgesucht hätten. Dass dann doch eine Dachsfähe getötet wurde, sei zu bedauern.

Das Gelände werde eingezäunt und zwar durch einen Elektrozaun zum Siegufer hin und einen standfesten Weidezaun auf der anderen Seite. Rüter: „Noch in diesem Jahr sollen dann Tiere auf die Fläche.“ Man habe einen Landwirt gefunden, der auf dem zwei Hektar großen Terrain drei bis vier schottische Hochlandrinder weiden lassen will.

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