Sandra D. aus EitorfAngeklagter bestreitet Mord

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Mit einer Hundertschaft hat die Polizei im Sieg- und Krabachtal nach der vermissten Sandra D. gesucht.

Mit einer Hundertschaft hat die Polizei im Sieg- und Krabachtal nach der vermissten Sandra D. gesucht.

Eitorf/Bonn – „Wir versuchen herauszufinden, was mit Sandra D. passiert ist. Können Sie uns da helfen?“ Mit dieser Frage begann Josef Janßen, Vorsitzender Richter der Schwurgerichtskammer am Bonner Landgericht, am Montag die Befragung des Angeklagten aus Eitorf-Bach. Ihm wird vorgeworfen, seine 42 Jahre alte Ehefrau heimtückisch ermordet zu haben. Die Antwort des in Untersuchungshaft sitzenden Ehemannes: „Das kann ich Ihnen nicht sagen.“ Der 41-Jährige, der in einem Troisdorfer Krankenhaus als Koch gearbeitet hat, bestreitet vor Gericht vehement, seine Frau im September 2012 zunächst die Treppe hinuntergestoßen und anschließend auf dem Ehebett erwürgt zu haben.

Seiner Schilderung zufolge wollte Sandra D. damals ausziehen. Die Mutter einer Grundschülerin und eines 19 Jahre alten Sohnes – beide Kinder stammen von anderen Männern – hatte offenbar bereits eine neue Wohnung. Beim Einrichten habe er der 42-Jährigen sogar geholfen. Allerdings hielt er den Auszug für eine „Kurzschlussreaktion“ ihrerseits. Er sei davon ausgegangen, dass sie bald wieder zu ihm zurück kehren werde.

Am 8. September, als Sandra D. abends von ihrer Arbeit in einem Eitorfer Supermarkt zurück nach Hause gekommen war, sei ein verbaler Streit entbrannt: Die 42-Jährige habe gefordert, dass er sich mit 600 Euro an der Kaution für die neue Wohnung beteiligt. Dies habe er jedoch abgelehnt.

„Das versteht kein Mensch“

Seine Frau sei derart in Rage geraten, dass er sich ins Bett zurück gezogen habe. Als sie ebenfalls ins Schlafzimmer kam, habe sie zu ihm gesagt: „Morgen musst du nicht mit mir rechnen. Ich werde abgeholt.“ Auf seine Frage, was sie vorhabe und von wem sie abgeholt werde, habe sie nur geantwortet: „Das geht dich nichts an.“ Danach will der 41-Jährige eingeschlafen sein. Als er am Morgen des 9. September, einem Sonntag, gegen neun Uhr aufwachte, sei sie nicht mehr da gewesen.

Die Richter ließen durchblicken, dass sie die Schilderung des Angeklagten in mehreren Punkten anzweifeln. So sei schwer nachzuvollziehen, dass sich der Hobby-Bodybuilder, der sich selbst als eifersüchtig bezeichnete, nach dem Streit einfach umgedreht habe und eingeschlafen sei.

Auf die Erklärung des Mannes, dass er die Matratze aus dem Ehebett klein geschnitten und bei sich auf der Arbeit entsorgt habe, da er aufgrund von Rückenproblemen schon lange eine neue haben wollte, entgegnete der Vorsitzende: „Das versteht kein Mensch.“

Erstmals behauptete der Angeklagte am Montag, dass er am frühen Morgen des 10. September noch in Merten und Bach Zeitungen ausgetragen habe. In dieser Zeit habe er die schlafende kleine Tochter alleine gelassen – und gegenüber dem bei seiner Rückkehr weinenden Kind behauptet, er habe draußen Holz gemacht. Belastet wird der Koch in dem Indizienprozess vor allem durch die Angaben seiner neuen Freundin. Ihr gegenüber soll er den Mord gestanden haben. Verteidiger Uwe Krechel sagte, dass dies eine „freie Erfindung“ gewesen sei. Die Freundin soll am Dienstag als Zeugin gehört werden.

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