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BuchArzt hat „Die Kinder vom Heckerhof“ über den Sommer 1953 herausgebracht

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Das Fachwerkhaus steht heute unter Denkmalschutz. Rechtes Foto: Klaus Hördemann als Neunjähriger (links) mit Vetter Gerd.

Eitorf – Der Duft reifen Korns, das Tschilpen der Spatzen in den Bäumen, das Donnern der Pferdehufe auf dem Weg auf die Wiese: Die Sommerferien seiner Kindheit sind für Klaus Hördemann Erinnerungen an eine heile Welt. „Es war die schönste Zeit meines Lebens,“ sagt der 72-jährige Mediziner aus Langenfeld über die Wochen, die er als Kind auf dem Heckerhof in Eitorf verbrachte. Großvater Franz war Pächter des Heckerhofes, und die weiten Wiesen und Felder auf der Höhe für die Kinder ein Paradies – erst recht in der Nachkriegszeit. „Ich lebte in einer heilen Welt, die viele Alterskameraden in ganz anderer, schlimmer Erinnerung haben mögen.“

Diese heile Welt hat der Arzt in seinem Buch „Die Kinder vom Heckerhof“ (136 Seiten, 8,99 Euro), das er im Selbstverlag herausbrachte, wieder aufleben lassen. Episoden aus dem Sommer 1953, den der Neunjährige mit Vettern und Cousinen auf dem Heckerhof verbrachte, erzählen vom Landleben mit Kühen und Schweinen, von der ersten Ernte mit einem Trecker, von Bubenstreichen, dem strengen Großvater und vom frechen Terrier Struppi, der sein Bein am Altar hob und Opas dritte Zähne ankaute.

Das Fachwerkhaus steht heute unter Denkmalschutz. Rechtes Foto: Klaus Hördemann als Neunjähriger (links) mit Vetter Gerd.

Die Fahrt im betagten VW Käfer von Leichlingen, wo die Familie nach dem Krieg lebte, nach Eitorf, war immer heiß ersehnt: „Die Sommer waren die Highlights. Wir hatten die absolute Freiheit draußen, so etwas erleben Kinder heute ja gar nicht mehr. Aber drinnen, da mussten wir spuren!“

2007 begann der damalige Chefarzt des Langenfelder Martinus Krankenhauses damit, die Erinnerungen an seine Kindheit aufzuschreiben. Zunächst nur für sich, als eine Art Flucht: „Ich hatte einen tollen Hund, der plötzlich sechsjährig an einer Querschnittslähmung starb. Das war ein Trauma.“ Für sich und seine drei Kinder wollte der Gynäkologe die glückliche Zeit auf dem Heckerhof festhalten. Auf Anraten eines Freundes veröffentlichte er seine biografische Erzählung als Buch, „und ich war ganz überrascht, wie viele Leute sich dafür interessiert haben!“

1957 folgte der Rauswurf aus dem Paradies: Das 155 Hektar umfassende Land wurde verkauft, der Großvater musste den Hof nach 50 Jahren verlassen. „Alles bewegliche Mobiliar wurde versteigert, vom Erlös kaufte sich Opa einen Hof in Hennef.“

Die regelmäßigen Familientreffen in Eitorf (für eine von den Nazis ermordete Tante wurde ein Stolperstein auf dem Heckerhof verlegt) gibt es seit einigen Jahren nicht mehr. Doch mit den Begleitern seiner Kindheit – einer lebt noch in Eitorf, ein anderer mittlerweile in Kanada – steht Hördemann noch immer in Kontakt: „Zuletzt haben wir uns auf Gut Heckenhof getroffen und einen Spaziergang über die Landschaft rund um den Hof gemacht, unsere alten Stätten besucht – aber es ist nicht mehr dasselbe.“