Wildvogelstation schlägt AlarmHelfer für die Vogelkinder in Eitorf gesucht

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Entenkinder stehen im Gehege.

Watschelfüße, Knopfaugen, Flaumgefieder: Die Entenkinder sind zwar niedlich, haben aber auch ordentlich Hunger und wollen versorgt werden.

Eitorfer Wildvogelstation sucht händeringend nach Freiwilligen, besonders mit Blick auf den Hochsommer – auch Tagespraktika sind möglich.

Sie watscheln, sie schlagen mit ihren kleinen Flügelchen, sie sperren die gelben Schnäbel ganz weit auf: Die vielen Vogelkinder, die Angelika Bornstein derzeit in der Wildvogelstation des ETN und des BUND in Bach versorgt, brauchen Futter nahezu rund um die Uhr.

Drei Vogelkinder sperren ihre Schnäbel auf.

Hunger! Viele Schnäbel gilt es zu füllen.

Hinzu kommen all die anderen Patienten: Wasservögel mit blutigen Wunden durch Angelschnüre, mit ölverschmutztem Gefieder. Zuletzt sammelte die Leiterin der Wildvogelhilfe in Eitorf-Bach einen ganzen Karton Ziertauben ein, die jemand in Sankt Augustin-Menden zum Sterben in einem Gebüsch abgeladen hatte.

Bei hohen Temperaturen: Küken springen in ihrer Not aus dem Nest

„Bei uns geht es zu wie in einem Bienenstock“, sagt Bornstein. Viele Nestlinge habe sie zu versorgen, die wegen der Hitze das heimische Nest verließen. „Die Vögel sind es nicht gewohnt, dass es mit 30 Grad aufs Nest knallt“, sagt sie. Die Küken sprängen dann in ihrer Not aus dem Nest – und finden, mit etwas Glück, ein neues in der Eitorfer Station. In Heu, in Schälchen und in Strickmützchen richtet Bornstein ihnen ein neues Zuhause her, füttert sie mit Mehlwürmern und Vitaminpasten.

„Enten, Gänse, Spatzen, Meisen, Amselchen und Stare“, zählt sie auf, „es ist echt viel zu tun.“ Von Jahr zu Jahr würden es mehr, sagt sie. Die helfenden Hände aber werden weniger.

Ohne Unterstützung kann den Vögeln nicht geholfen werden

Vier Bufdis hat die Station im Jahr, deren Verträge nun auslaufen – „und wir haben für dieses Jahr noch niemanden“, schlägt Bornstein Alarm. Aber nur mit Unterstützung der Bundesfreiwilligen könne sie die Hilfe für die Vögel weiter leisten. Auch Ehrenamtliche fehlten.

Auf den Schultern der paar wenigen, die mit ihr die vielen Hundert Vögel versorgen, könne man die Arbeit allein nicht tragen. Bekomme sie nicht schnellstens Unterstützung, „kann ich die Station dicht machen. Es tut mir in der Seele weh, nicht jedem Tier helfen zu können“, sagt sie.

Angelika Bornstein hält einen kleinen Vogel in ihren Händen.

Behutsam untersucht Angelika Bornstein zarte Vögelchen.

Auch anderen Vereinen ergeht das offenbar so, das Tierheim Troisdorf sucht ebenfalls noch zwei Bundesfreiwilligendienstler.

Arbeit als „Bufdi“ abwechselnd, vielfältig und spannend

Nachvollziehen kann Bornstein nicht, warum sich bis jetzt noch niemand bei ihr und der Wildvogelhilfe gemeldet hat. „Die Arbeit ist ganz nah am Naturschutz, sehr spannend, und kein Tag ist wie der andere“, schildert sie. Die Aufgaben der „Bufdis“ seien vielfältig: füttern, saubermachen, die Voliere neu einrichten, den Tierpflegern bei medizinischen Behandlungen helfen.

Die Pinzette, mit der Vögelchen gefüttert werden, gehöre ebenso zum Werkzeug für einen „Bufdi“ wie der Freischneider, mit dem die Futterwiese für Gänse gemäht wird. „Bufdis dürfen alles, aber sie müssen nicht“, betont Bornstein. Parallel zum Bundesfreiwilligendienst würden Seminare in ganz Deutschland angeboten, es bestehe auch die Möglichkeit eines anschließenden Praktikums, zum Beispiel beim Europäischen Tier- und Naturschutzverein ETN in Ruppichteroth.

Tagespraktikanten seien ebenfalls willkommen, betont Bornstein. Denn der Hochsommer komme erst noch – und mit ihm die große Zahl an Vögeln und speziell Amseln, die dehydriert und kurz vor dem Verhungern seien, weil sie keinen Regenwurm mehr aus dem trockenen Boden ziehen könnten. Lebende Mehlwürmer seien dann die Rettung. Ihr Appell an Vogelfreunde: „Versucht, eure Amseln zu füttern!“


Was ist Bufdi?

Das Angebot Bundesfreiwilligendienst richtet sich an Frauen und Männer jeden Alters, sich außerhalb von Beruf und Schule für das Allgemeinwohl zu engagieren. Meist dauert er ein Jahr, unter Umständen sind auch nur sechs Monate möglich. Bewerbung für die Wildvogelstation können per E-Mail erfolgen. Die Vollzeittätigkeit richtet sich an Menschen, die die Schule abgeschlossen haben. Über 27-Jährige können den Bundesfreiwilligendienst auch in Teilzeit absolvieren.

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