Bis 18. AugustChillen statt Parken auf dem Eitorfer Marktplatz

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Erwachsene und Kinder in bunten Regenjacken sitzen auf Bänken und Blumenkästen aus Holz. Alle lachen.

Die Markt-Terrassen wurden bei ihrer Einweihung schon gut angenommen.

Bis zum 18. August sollen die Marktterrassen in Eitorf stehen bleiben. Die Gemeinde hofft wieder auf Fördergeld.

Der östliche Teil des Marktplatzes in Eitorf hat sich in eine sommerliche Chill-Out-Zone verwandelt: Hölzerne Sitzgruppen, Tische und Blumenkübel laden zum Verweilen ein, der bunte Anstrich ist schon von weitem sichtbar. Die transportablen Elemente hat die Gemeinde beim „Zukunftsnetz Mobilität NRW“ ausgeliehen, in dem Eitorf seit 2020 Mitglied ist. Sie sollen voraussichtlich am 18. August wieder abgebaut werden.

Für das Projekt werden acht Parkplätze auf dem Markt aufgegeben, 15 Prozent des gesamten dort verfügbaren Angebots. Bürgermeister Rainer Viehof sagte bei der Eröffnung der „Marktterrassen“, ihm sei das Dilemma durchaus bewusst: „Die bislang vorhandenen 60 Parkplätze generierten für die benachbarten Geschäfte etwa 1000 Kundenkontakte pro Tag, bei 50 Parkplätzen sind es immer noch 800.“

Eitorfer Einzelhandel soll profitieren

Für ihn stehe fest, dass der Handel die Parkplätze am Markt brauche: „Wir wollen keinen Leerstand im Ortskern mit seinen 4500 Quadratmetern Einzelhandelsfläche.“ Trotz der Reduzierung der Parkfläche könnten die umliegenden Geschäfte von der Aufwertung des Platzes profitieren. Dort zeigte man sich vorerst noch abwartend.

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Die Neugestaltung des Marktplatzes hat eine Vorgeschichte. Bereits Ende 2018 hatte der Gemeinderat beschlossen, dort zusätzliche Sitzgelegenheiten, modernere Straßenlaternen sowie einen rundum barrierefreien Zugang zu schaffen. Dabei sollte auch ein Großteil der Parkplätze auf dem Marktplatz wegfallen.

Bürgerinitiative stoppte geplanten Umbau des Marktplatzes

Gegen diesen Teil des Ratsbeschlusses formierte sich eine Bürgerinitiative, die dadurch erhebliche Umsatzeinbußen für den Einzelhandel sowie Einschränkungen für ältere Menschen und Familien mit Kindern befürchtete. Der von ihr initiierte Bürgerentscheid war im Sommer 2019 erfolgreich: Die vorhandenen Parkplätze blieben erhalten.

Nun will die Gemeinde den Kritikern möglichst früh den Wind aus den Segeln nehmen. So sollen die verringerten Einnahmen bei den Parkgebühren mit einer besseren Auslastung des Parkhauses in der nahen Schmidtgasse ausgeglichen werden, zudem besteht jetzt die wieder Aussicht auf Städtebaufördermittel für den Markt. Dort werde es auch weiterhin die Kirmes geben, stellte Viehof klar, eventuell mit einem angepassten Konzept.

Dem Klimawandel Rechnung tragen

Die maßvolle Reduzierung der Parkplätze soll den motorisierten Individualverkehr vermindern und damit den Herausforderungen des Klimawandels Rechnung tragen, gleichzeitig sollten die Bedürfnisse des Handels berücksichtigt werden, so hieß es. Einwohner und Besucher werden online und vor Ort nach ihrer Meinung zu dem Projekt gefragt, das Viehof als Meilenstein für die Entwicklung des Ortskerns bezeichnete. Dafür bemühte der Bürgermeister auch den Hit der „Höhner“: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“


Neuer Anlauf für Förderung

Das Ergebnis des Bürgerentscheids im Juni 2019 hat die Gemeinde viel Geld gekostet: Die mögliche Förderung des Integrierten Handlungskonzepts wurde aus der Stufe A auf C – wenig dringlich – herabgestuft. Nur bei vollständigem Verzicht auf die Parkplätze sollte das Geld für die Umgestaltung des Marktplatzes fließen. Im März 2023 beschlossen die politischen Gremien der Gemeinde, einen erneuten Versuch zu starten, für den Marktplatz Fördergeld zu bekommen. Mit dem NRW-Bauministerium sowie der Bezirksregierung wurde geklärt, dass Parkplätze eine Förderung nicht mehr grundsätzlich ausschließen. Die Gemeinde soll jetzt bis Ende November 2024 einen Antrag für das Stadterneuerungsprogramm 2025 vorbereiten. Bis dahin werden am Marktplatz nur die Arbeiten zur Erfüllung der Verkehrssicherungspflicht ausgeführt und Stolperfallen beseitigt. (dk/hrö)

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