SiegtalstraßeGrundschulkinder in Windeck fürchten sich auf Schulweg vor Verkehr

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20220215-sys-Schulweg Herchen_ Fotos N. Kukuk (4)

Im Dunkeln ist das Überqueren der Straße gefährlich. 

Windeck – „Ich finde die Stelle doof, manchmal muss ich zehn Autos abwarten“, stellt Vincent fest. Er ist sieben Jahre alt, Elaine neun und einen guten Kopf größer. „Vom Bürgersteig aus sehe ich nichts, dazu muss ich auf die Straße gehen. Manchmal dauert es Minuten, bis ich mit meiner Freundin auf die andere Seite gehen kann, denn der Verkehr kommt hier von drei Seiten“, ergänzt sie. Ohne Elternbeistand fühlt sich keines der Kinder der Verkehrssituation an der Siegtalstraße in Herchen gewachsen.

Eine zufriedenstellende Lösung für den besonders gefährlichen Übergang hätten schon Generationen von Müttern und Vätern vor ihnen gefordert, berichten besorgte Grundschul-Eltern. Kinder aus dem Wohngebiet Am Rosenbaum, inklusive Nebenstraßen, überqueren dort die Straße. Seit Monaten verschärfen parkende Autos die Situation zusätzlich.

Der Fahrbahnteiler wird einfach umfahren

Ortstermin am Schulweg um 7.30 Uhr: Es herrscht reger Berufsverkehr, deshalb begleiten Eltern ihre Kinder. Ein Stück vor der Einmündung der Straße Am Rosenbaum in die Siegtalstraße soll eigentlich ein Fahrbahnteiler mit einer Ausbuchtung den Verkehr verlangsamen, damit Busse die Haltestelle in Richtung Eitorf anfahren können.

Die „Barriere“ wird allerdings regelmäßig von eiligen Autofahrern umfahren – sie nutzen die Gegenfahrbahn ohne Schlenker und ohne das Tempo drosseln zu müssen. Morgens sind Busse zu den Schulen unterwegs. Jene, die aus der Straße Im Bungert Richtung Dattenfeld abbiegen, müssen zwangsläufig direkt auf die wartenden Kinder zusteuern und kommen nur knapp an den auf der Straße parkenden Autos vorbei.

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Die Verkehrsinsel sollte Abhilfe schaffen. 

Kinder in diesem Wirrwarr allein zu lassen ist den Eltern viel zu gefährlich, zumal Autofahrer die Jüngsten im Dunkeln erst in letzter Sekunde sehen können. Wer sich auf Augenhöhe der Kinder begibt, dem verdecken parkende Autos den Blick. Um den Verkehr einschätzen zu können, müssen die Kinder auf die Fahrbahn gehen, geblendet von den Lichtern und ohne selbst gesehen zu werden.

Straßenverkehrsamt richtete absolutes Halteverbot ein

Um Abhilfe zu schaffen, suchten Holger Meierhenrich und Stefan Läer den Kontakt zum Straßenverkehrsamt des Rhein-Sieg-Kreises. Das ist zuständig für Parksituation und Beschilderung. Die beiden Herchener schickten auch Lösungsvorschläge zum Landesbetrieb Straßenbau NRW, der für die Landesstraße zuständig ist.

Im vergangenen August gab es einen Behördentermin, allerdings ohne Eltern und in den Sommerferien. Wie die Pressestelle des Rhein-Sieg-Kreises auf Anfrage mitteilte, sei am 1. Dezember eine verkehrsrechtliche Anordnung erfolgt: „Absolutes Halteverbot, Parken in gekennzeichneten Flächen erlaubt“.

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Geschehen sei bislang allerdings wenig, beschreiben Läer und Meierhenrich den Unmut der Eltern, außer dass nun anstelle der angekündigten zwei sogar drei gelbe Parkmarkierungen ausgewiesen wurden. Da sei ein Unding auf rechtlich feste Füße gestellt worden, meinen sie.

Kein Schild für die Schüler, aber für Kröten

Aus ihrer Sicht könne erst ein vollständiges und beidseitiges Parkverbot zwischen Fahrbahnteiler und Im Bungert die Situation entschärfen. Bisher weise nicht einmal ein Schild auf Schüler hin, während 300 Meter weiter Schilder für Kröten aufgestellt worden seien. „Warum dem Verkehrsfluss eine größere Bedeutung zugemessen wird, als dem Schutz der schwächsten Verkehrsteilnehmer, ist mir unverständlich“, sagt Holger Meierhenrich.

Die Gemeinde Windeck habe die Aufgabe übernommen, die Schilder aufzustellen und die Parkflächen zu markieren“, teilt die Kreisverwaltung mit. „Wann dies abschließend geschehen wird, kann von hier nicht beurteilt oder beeinflusst werden.“

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