„Bei Bauhaus ist man entsetzt“Projektplaner verärgert über Aus für Drive-In in Hennef

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Hier wäre Platz für den Drive-In von Bauhaus, sagt Clemens Wirtz. 

Hennef – „Baumarkt darf nicht erweitern“ titelte diese Zeitung unlängst über den ablehnenden Beschluss des Hennefer Planungsausschusses. „Bei Bauhaus ist man entsetzt“, gibt Clemens Wirtz die Reaktion in der Chefetage wieder. Der Hennefer Bauunternehmer Wirtz ist von der Bauhaus AG mit Hauptsitz in Mannheim mit der Projektsteuerung für ein Drive-in-Gebäude betraut.

Eine Drive-in-Halle hat für Handwerker und Privatkunden den Vorteil, dass sie mit ihren Autos, Anhängern und Transportern bis an die Regale heranfahren können, um schwere und großformatige Waren – vornehmlich Baustoffe – direkt ins Fahrzeug einzuladen. An der Ausfahrt wird bezahlt.

Landrat signalisierte Zustimmung zum Grundstückstausch

Eine solche Halle mit einer Fläche von 2850 Quadratmetern und acht Metern Höhe will Bauhaus neben seiner Baumarkt-Filiale an der Fritz-Jacobi-Straße errichten. „Hennef ist ein sehr lukrativer Standort mit besonderer Relevanz“, erklärt Wirtz. Bauhaus würde sofort die Investition von sieben bis acht Millionen Euro tätigen, „wenn man die Fläche hätte“.

Und da liegt das Problem: Für den Drive-In ins Auge gefasst ist der Platanenparkplatz zwischen Baumarkt und dem Carl-Reuther-Berufskolleg des Kreises. Dieser Platz gehört zur Hälfte der Stadt Hennef und zur Hälfte dem Rhein-Sieg-Kreis, mit dem Bauhaus 2020 schon einig war. Um den Drive-In zu ermöglichen, signalisierte der Landrat grundsätzliche Bereitschaft für einen Grundstückstausch.

Für den Kreis wäre eine Fläche mit Platz für rund 120 Autos geblieben. Die Stadt hätte ihre 128 Stellplätze unter den Platanen eingebüßt und wäre dafür mit einer von Bauhaus finanzierten Parkpalette auf dem heutigen Parkplatz vor dem Gymnasium entschädigt worden.

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Dieses Tauschgeschäft zerschlug sich im Zuge der Planung für einen autofreien Schulcampus. Vertreter der Schülerinnen und Schüler und die Schulleitungen von Gymnasium und Gesamtschule Hennef-West lehnen die Parkpalette am vorgeschlagenen Standort ab.

Angedacht war, dass die Stadt auf eigene Kosten weitere Ebenen aufsattelt, um andere wegfallende Parkplätze zu kompensieren. Die Schulen wollen stattdessen eine Freifläche und die Autos fernhalten. Wie berichtet, verfolgt die Stadtverwaltung deshalb jetzt das Ziel, die Parkpalette auf dem Platanenplatz zu bauen. Das wäre das Aus für den Drive-In.

„Wo ist die Verlässlichkeit für Investoren?“

Entsprechende Verhandlungen mit dem Kreis als Platzmiteigentümer seien noch nicht aufgenommen worden, teilte Stadtsprecherin Mira Steffan auf Anfrage mit. „Man war schon recht weit, da kann es doch nicht sein, dass man so die Tür zuschmeißt“, bedauert Clemens Wirtz verärgert die Entwicklung – „wo ist die Verlässlichkeit für Investoren?“

Unter dem vormaligen Bürgermeister Klaus Pipke habe die Stadt dem Bauhaus-Vorhaben noch positiv gegenübergestanden, jetzt wolle es die Verwaltungsspitze nicht mehr.

Mehr Gewerbesteuern durch Drive-In

Dabei, argumentiert der 60-Jährige, könnten Stadt und Kreis viel Geld sparen, etwa bei der nötigen Sanierung des Platanenplatzes, wo die Baumwurzeln das Pflaster anheben und laut Wirtz mittlerweile die Entwässerung angreifen. Zudem könne die Stadt bei einem gemeinsamen Parkpalettenbau vor dem Gymnasium Baustelleneinrichtungskosten von bis zu 100.000 Euro sparen.

Der Platanenplatz liege ohnehin für die Lehrerinnen und Lehrer, insbesondere für die der Grundschule Gartenstraße, zu weit von den Schulen entfernt. Sie müssten zwischen 450 und 750 Meter gehen.

Projektsteuerer sieht nur geringfügig mehr Verkehr

Nicht zuletzt verweist der Projektsteuerer auf die „für Hennef nicht unwesentliche“ Rolle von Bauhaus als Gewerbesteuerzahler. Erfahrungen an anderen Standorten zeigten, dass der Umsatz durch einen Drive-In um elf bis 15 Prozent anziehe, das Verkehrsaufkommen durch Kunden gleichzeitig aber maximal um fünf Prozent.

Dass Bauhaus bisher bei der Stadt noch keinen Bebaungsplanantrag für einen Drive-In gestellt habe, liege an der Absprache, so einen Antrag mit den Schulcampus-Planungen abzustimmen. „Da gibt es noch keine gesicherten Ergebnisse“, so Wirtz. „Und was sollen wir beantragen, wenn wir keine Fläche haben?“

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