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Ernteteppich in St. Simon & JudasGruppe aus Hennef „malt“ einen Rubens mit Millionen von Körnern

Lesezeit 2 Minuten
Auf dem Boden einer Kirche liegt das aus Körnern, Samen, Blüten und Hülsenfrüchten bestehende Erntedank-Bild.

Der 30 Quadratmeter große Ernteteppich in Hennef: Ein Bild von Rubens aus Samen, Körnern, Blüten und Hülsenfrüchten.

In sorgfältiger Handarbeit ist in der Hennefer Kirche St. Simon und Judas der große Ernteteppich aus Körnern, Blüten und Samen entstanden.

Quelle der Idee für den neuen Ernteteppich war ein Besuch im Zoo. Ein Mann aus der Gruppe, die seit sieben Jahren in der Hennefer Kirche St. Simon und Judas zum Erntedank mit Millionen von Körnern, Samen, Blüten und Hülsenfrüchten ein Bild mit biblischem Motiv legt, hatte ein Kamel fotografiert. Und er regte an, einmal ein Gemälde nachzubilden, in dem dieses Tier vorkommt.

„Im Frühjahr haben wir darüber abgestimmt“, berichtet Pfarrer Hans-Josef Lahr. Der Vorschlag wurde angenommen, und bei Peter Paul Rubens wurde man fündig. Der flämische Barockkünstler hat in seiner 1624 gemalten Version der „Anbetung der Könige“ zwei Kamele verewigt.

In einem Ausschnitt des Rubens-Bildes sind die Köpfe und Hälse von zwei Kamelen zu sehen.

Zwei Kamele kommen auf dem Rubens-Bild „Die Anbetung der Könige“ vor.

Das Original befindet sich in Antwerpen im Königlichen Museum für Schöne Künste. Es misst nur 84 mal 112 Zentimeter. Der Ernteteppich auf dem Boden der Kirche ist um ein Vielfaches größer. Auf 30 Quadratmetern ist in den vergangenen Wochen sozusagen die „Anbetung der Könige XXL“ entstanden. 

Bei diesem Format müssen die Frauen und Männern des Ernteteppich-Teams besonders akkurat vorgehen. Insbesondere die Gesichter mit dem richtigen Ausdruck und dem Blick zu Maria und Jesuskind hinzubekommen, ist eine Expertenarbeit. „18 Menschen sind im Bild, das ist diesmal die große Herausforderung“, erklärt Lahr. Dazu kommen die beiden Kamele, ein Pferd und ein Ochse.

Führungen zum Ernteteppich an jedem Sonntag im Oktober

Die Vorbereitung erfolgte nach bewährter Methode. Das Bild wurde vergrößert auf Folie gedruckt und in 15 Rechtecke zerlegt. Mit einem dicken Stift, dann mit Holzleim, auf den schwarze Rapskörner geklebt wurden, zeichneten Mitglieder der Gruppe die Konturen nach.

Eine Nahaufnahme zeigt Reiskörner in einem Abschnitt des Erntebildes.

Bei hellen Abschnitte kommt unter anderem Reis zum Einsatz. Durch unterschiedliche Körnungen wirkt das Bild plastisch.

Erst danach – diesmal Ende August – legten sie die 15 Platten auf den Kirchenboden, um mit dem Ausstreuen zu beginnen. Hunderte von Stunden nimmt diese mit viel Fingerspitzengefühl auszuführende Tätigkeit in Anspruch. 14 Personen, die meisten schon sehr erfahren im Ernteteppichlegen, gingen in diesem Jahr ans Werk.

Kreativität ist bei der Materialwahl gefragt. Beim roten Kleid der Maria kommen zum Beispiel rote Pfefferbeeren und Bohnen zum Einsatz, für das Muster auf einem Gewand auch eine Schablone. Körner, Samen, Blüten und Hülsenfrüchte werden Ende November wieder aufgenommen und, in Dosen sortiert, für das nächste Jahr aufbewahrt.

Doch jetzt darf der prächtige Ernteteppich erst einmal bewundert werden. Pfarrer Lahr bietet an jedem Sonntag im Oktober um 15 Uhr eine Führung an. Jeweils im Anschluss lädt das Helferteam zu Kaffee und Kuchen ins Pfarrheim ein.