Evangelische Kirche in HennefFür Konfirmanden war es ein schweres Jahr

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Abstand halten galt in der Chistuskirche ebenso wie im Gemeindehaus.

Hennef – Weit genug, um zwischen ihnen hindurchgehen zu können, stehen die Tische im Gemeindehaus der Hennefer Christuskirche auseinander. Mit Masken sitzen die Konfirmandinnen und Konfirmanden vor ihren Bibeln, deren Vorderseite sie nun bemalen sollen.

Ein wenig wie bei einer Klassenarbeit wirkt die Szenerie, doch im Corona-Alltag ist sie ganz normal – und ungewöhnlich zugleich. Denn einen Großteil ihrer neun Monate währenden Konfirmandenzeit haben die Jugendlichen lediglich digital erlebt. Vor ihrem großen Tag am 13. sowie 19. und 20. Juni blicken sie und das Team zurück.

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Teil der Konfirmationsvorbereitung war es auch für Lotta Wipperfürth, die Titelseite der eigenen Bibel zu bemalen.

Obgleich der Lockdown schon im November begann, verlegten die Konfirmanden ihre Treffen erst zu Jahresbeginn in den digitalen Raum. „Da Konfirmandenunterricht als Teil der Verkündigung und nicht als Jugendarbeit gilt, hatten wir da als Kirche etwas mehr Spielraum – wobei alles jederzeit mit dem Gesundheitsamt abgestimmt war“, berichtet Pfarrer Stefan Heinemann.

„Uns als Verantwortliche stellte das vor neue Herausforderungen: Etwa, wie man gute Gruppenprozesse anleitet, wenn man sich nur am Bildschirm trifft. Zudem war es schwieriger, die Jugendlichen zu begleiten, zum Beispiel, wenn es zu Hause mal kracht.“

Bereitschaft der Teenager mitzumachen ging zurück

Mit dem Wegfall der persönlichen, wöchentlichen Treffen sei auch die Teilnahmebereitschaft der Teenager gesunken. „Sie wurden immer stiller und stummer. Jede Woche konnten wir beobachten, wie die Bildschirme immer schwärzer wurden. Entweder waren die Zimmer schlecht beleuchtet, sodass man die Jugendlichen nicht erkennen konnte, oder sie haben die Bildschirme gleich ausgelassen.“

Immerhin: Die Konfi-Freizeit in Euskirchen ließen die Inzidenzzahlen im Oktober noch zu, auch wenn rund ein Drittel der Eltern ihre Kinder zu Hause ließ. Pfarrer Heinemann sagt trotzdem: „Das hat die Gruppe zusammengehalten.“

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Thematisch habe es durch die Pandemie keine Einschränkungen gegeben – mit einer Ausnahme: „Das Thema Tod und Sterben haben wir bewusst ausgelassen, dazu gehört auch ein Besuch beim Bestatter. Erfahrungsgemäß fängt da immer jemand an zu weinen. Das konnten wir nicht verantworten.“

Die 14-jährige Emily Seifrid ist froh, vor ihrer Konfirmation noch ein paar Tage mit der Gruppe verbringen zu können. „An die Maske gewöhnt man sich, auch auf der Konfi-Freizeit konnten wir sie am Platz und auf den Zimmern abnehmen“, sagt sie. Die Pandemie habe sich sogar positiv auf ihre Verbindung zu Gott ausgewirkt. „Ich hatte einige gesundheitliche Probleme und das hat die Beziehung noch einmal gestärkt.“

Maximilian Henseler (14) erinnert sich an eine abwechslungsreiche Zeit im digitalen Konfirmandenunterricht. „Manchmal war es aber anstrengend, weil man ja schon für die Schule so lange vor dem Bildschirm gesessen hat.“ Seinen Konfirmationsanzug hat er bereits gekauft – mit Negativtest.

Konfirmation unter freiem Himmel

Rund 80 Jugendliche nehmen jedes Jahr an der Konfirmation der Hennefer Christuskirchengemeinde teil. Sie werden – auch vor der Pandemie schon – in drei Gruppen aufgeteilt.

Die Konfirmation des diesjährigen Jahrgangs findet am 13. sowie am 19. und 20. Juni statt. Die Gottesdienste finden auf dem Außengelände des Jugendzentrums Klecks statt, wo die Gemeinde schon seit längerem Gottesdienste feiert. Je sieben Konfirmanden – darunter einige, die ihre Konfirmation aus dem vergangenen Jahr nachholen – stehen gleichzeitig vor dem Pfarrer. So ist es möglich, dass jeweils bis zu 20 Gäste pro Person dabei sein dürfen. (mfu)

Sonya Zimmermann ist zwei Jahre älter als die beiden und wurde 2019 konfirmiert – sie hat ihren Konfirmandenunterricht also ohne Einschränkungen erleben dürfen. Sie entschloss sich, die Jugendlichen als Teamerin zu begleiten. Die Frage nach den Unterschieden liegt auf der Hand: „Das Singen fehlt mir“, sagt sie. Es sei schwierig gewesen, sich die Namen der Jugendlichen zu merken, da hinter der Maske nur die Augenpartie sichtbar war.

„Bei den Online-Treffen waren die Jugendlichen nur schwer zum Mitmachen zu animieren. Sie hatten Angst, etwas Falsches zu sagen, was bei realen Treffen anders rübergekommen wäre“, glaubt sie. „Trotzdem hat auch das gut funktioniert.“

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