HandwerkJunge Henneferin arbeitet als Schornsteinfegerin auf Dächern und im Keller

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Zwei junge Frauen in Schornsteinfegerkleidung.

Linda Fischer (rechts) aus Hennef-Süchterscheid macht eine Ausbildung zur Schornsteinfegerin. Lea Meisenbach aus Windeck-Herchen ist ihre Ausbilderin.

Linda Fischer aus Hennef-Süchterscheid macht eine Ausbildung zur Schornsteinfegerin.

Spricht Linda Fischer über ihren Beruf, dann stutzen die Zuhörer erst einmal kurz. „Oh, das ist ja super“, hört die 25 -Jährige dann oft, und „Du bringst ja Glück“: Die junge Frau aus Hennef-Süchterscheid macht eine Ausbildung zur Schornsteinfegerin im Betrieb von Sascha Hebborn in Much.

Henneferin ist eine von drei Frauen im Ausbildungsjahrgang

Erzieherin hatte sie zunächst werden wollen, die Ausbildung aber „aus verschiedenen Gründen“ nicht abgeschlossen. Mit der Familie suchte sie nach Alternativen. „Dann habe ich es ausprobiert und fand es gut“, erzählt sie. Am 1. August 2022 trat sie die Lehre an.

In einem Beruf, in dem Frauen nach wie vor eine kleine Minderheit sind. Unter den 30 Azubis der Innungen Köln und Aachen in ihrem Jahrgang sind nur zwei weitere junge Frauen. In „ihrem“ Troisdorfer Kehrbezirk aber ist sogar geballte Frauenpower am Start: Lea Meisenbach (26) ist Linda Fischers Kollegin.

Beim Kamine reinigen bin ich von oben bis unten schwarz
Linda Fischer, Schornsteinfeger-Azubi

„Dass es sehr vielfältig ist“, hat der Henneferin Fischer von Anfang an gefallen: Die Technik, der Kontakt zu den Kunden und ja, auch das eigentliche Schornsteinkehren. Dabei ist sie, wie sie erzählt, „beim Kamine reinigen von oben bis unten schwarz.“

Schwindelfrei sollte man als Schornsteinfegerin schon sein, berichten die beiden jungen Frauen. 

Die einzige Berufsschule für die Schornsteinfeger-Azubis der  Innungen Köln und Aachen steht in Köln-Porz. Neben klassischen Fächern wie Englisch oder Deutsch wird hier Bauzeichnen unterrichtet: Schornsteinfegerinnen müssen Baupläne lesen können und selbst einen Schornstein zeichnen können.

Auf dem Lehrplan steht aber auch die Stöchiometrie, die Verbrennungslehre: Jeder Verbrennungsprozess braucht Luft; wie viel Luft der vorhandene Kessel benötigt, lernen die Azubis in dem Fach mit dem komplizierten Namen. Auch Mathematik und Chemie sind Teil des Stundenplans. „Durch die Chefin klappt das“, sagt Linda Fischer: Es sind nicht ihre Lieblingsfächer.

Das Handwerk hat viele Facetten

„Sehr nervös“ sei sie angesichts der bevorstehenden Zwischenprüfung, gibt Linda Fischer zu. Und auch Lea Meisenbach ist, wie sie erzählt, nicht frei von Prüfungsangst. Sie hat sechs Jahre nach der Gesellenprüfung den fachlichen Teil der Meisterschule hinter sich gebracht.

Umweltschutz, Brandschutz und Energieberatung sind Themen des modernen Schornsteinfegerhandwerks; „die Ausbildereignung und der kaufmännische Teil fehlen noch.“ 

Bezirksregierung vergibt die Kehrbezirke

Dann erst kann sich Lea Meisenbach um einen eigenen Kehrbezirk bewerben. Denn die Bezirksregierung vergibt die Bezirke bestellt die Schornsteinfeger für sieben Jahre. Ob sie sich auch selbstständig  machen wollten? „Erst mal den Meister machen “will Lea Meisenbach, „erst mal schauen, dass ich die Ausbildung überstehe“ möchte Linda Fischer.

Vielleicht bringt es ja Glück, wenn sie immer mal wieder selbst einen der zehn goldenen Knöpfe an ihrem Koller, der schwarzen Jacke, berühren. Auch Fremde wollten das hin und wieder, erzählen die jungen Frauen. „Wenn sie vorher fragen“ geht das meistens in Ordnung für Linda Fischer. Aber: „Manche fassen erst an und fragen dann.“

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