Karneval 2022Vereine im Rhein-Sieg-Kreis fanden Alternativen für Straßenkarneval

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In Lohmar besuchten die Kazi-Funken unter anderem den Kindergarten Pützerau.  

Rhein-Sieg-Kreis – Die Pandemie beherrscht nach wie vor den Karneval. Die meisten Veranstaltungen sind abgesagt. Doch hier und da haben organisierte Jecken Alternativen zum herkömmlichen Straßenkarneval auf die Beine gestellt, mit Fantasie, mit Kamelle, Kostümen und mit Abstand.

Lohmar

Spätestens seit der Kamelle-Tour der Kazi-Funken können die Lohmarer Pänz mitreden beim Stippeföttche. Mit seiner rut-wiessen Armada zog Kazi-Kommandant Frank Sieben an Weiberfastnacht los und beglückte vier Kindergärten der Agger-Stadt nicht nur mit einer Kamelle-Breitseite. Denn Siebens Funkencorps tanzte sich an den Kita-Stationen in Scheiderhöhe, an der Jabachhalle, der Hauptstraße und in Pützerau in die Herzen der Kleinen genauso wie das Tanzpaar David und Evelyn Wiehl. Das schien immer noch beflügelt zu sein von seiner Hochzeit am Elften im Elften vergangenen Jahres und zeigte große Tanzkunst.

Dreifachen Pflichten musste Bauer Rolf (Pauli) nachkommen und durfte ohne seine verhinderten Kollegen als Drittel-Dreigestirn den Pänz die Ehre erweisen. Übrigens auch der reiferen Lohmarer Jeckenschaft, denn nach der Mittagspause drehte der Kazi-Knubbel mit Kapitän Theo Heck als Busfahrer am Nachmittag seine „Tour de Kamelle“ durch die drei Seniorenheime in Maigermühle, Wahlscheid und Lohmar sowie das Hospiz Lohmar.

Neunkirchen-Seelscheid

Auch die organisierten Karnevalisten von Seelscheid, Neunkirchen und Pohlhausen besuchten die Kinder und Senioren in deren Domizilen. Insgesamt 18 Stationen hatten sie anzulaufen. Das machten sie mit nicht schwindender Energie, wie das Beispiel im „Haus der Kleinen“ des Kindergartens Pohlhausen zeigte. Dort traten die Offiziellen in Ornat und Smoking bei den Ein- bis Dreijährigen mit der gleichen Sorgfalt an wie bei einer großen Prunksitzung.

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In Neunkirchen besuchten die Jecken 18 Einrichtungen, darunter auch den Kindergarten in Pohlhausen.

„Sehr wichtig“ sei es für die Kinder, dass sie nach langer Zeit wieder gemeinsam feiern dürfen, unterstrich Denise Girgsdies, stellvertretende Leiterin in Pohlhausen. Die Mädchen und Jungen staunten bei den Ordensübergaben und den vielen Alaaf-Ausrufen, bei denen sie ausgelassen und quietschfidel mitmachten.

Söven

Das Brauchtum am Leben erhalten und die Jecken des Hennefer Bergortes karnevalistisch ein wenig aufheitern wollte der Sövener-Karnevals-Club (SKC). „Weil bereits 2020 unser Zug wegen Sturms abgesagt wurde, fällt er jetzt zum dritten Mal in Folge aus“, berichtete Claudia Jung. Sie war die treibende Kraft bei der Kamelle-verteil-Aktion, mit der zur „karnevalistischen Entschädigung“ alle Sövener Haushalte beglückt wurden. Dementsprechend viele Büggel hatten fünf emsige Damen in mehrstündiger Akkordarbeit gefüllt.

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In Hennef-Söven zogen Narren von Haus zu Haus und brachten süße Geschenke.

Die strategischen Regeln waren einfach: Die süßen Geschenke durften nicht einfach in den Briefkästen landen. Die Helfer müssten klingeln und mit den Leuten reden. Darauf legte Claudia Jung großen Wert, während Marion Bender den fünf Grüppchen die logistischen Anweisungen gab und sie auf die Reise schickte. Dabei erwies sie sich als Kennerin des Sövener Wegenetzes nebst Hausnummer und Namen.

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Emsig zeigte sich auch das Kinderprinzenpaar Emily I. und Ben II. bei den Haustürbesuchen. Mit aufmunternden Worten und einem Strahlen im Gesicht drückte das Paar den Bewohnern die Leckereien in die Hand, einschließlich einer Mitgliederwerbung. „Schließlich geht es weiter mit Karneval, und dafür braucht es immer Nachwuchs“, sagte SKC-Vorsitzender Wolfgang Neuhöfer.

Friedrich-Wilhelms-Hütte

Zum bunten Fußmarsch op d’r Hött hatte die KG Halt Pool in Friedrich-Wilhelms-Hütte eingeladen. „Nahtlos einreihen“, wie KG-Präsident Juppie Braun sagte, sollten sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Der politischen und pandemischen Lage seien sich alle bewusst gewesen, so Braun. Doch habe man den Menschen im Troisdorfer Stadtteil vor allem eines zeigen wollen: „Die KG ist für euch da.“

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In Friedrich-Wilhelms-Hütte ging ein Minizug mit Kamelle-Trecker. 

Man sei auch in den vergangenen beiden Jahren nicht untätig gewesen, im Sommer sei die KG durch Hütte gezogen, zweimal habe sie an Nikolaus den Pänz Freude bereitet. „Gerade jetzt ist es notwendig, dass wir zusammenhalten, Freude in die tristen Tage bringen“, sagte Braun. „Und wir wollen, dass der Karneval weiter besteht.“

Die Idee der Verantwortlichen kam an, dem Aufruf zum Mitmachen folgte ein bunter Knubbel aus Lappenclowns, Hippies, Bärchen und Wikingern. An den Straßen hatten sich einige Gruppen von Anwohnern und deren Freunden zusammengetan. Ein großes Spalier bildeten die Straßenjecken allerdings nicht. Gleichwohl war der kleine bunte Lindwurm mit seinem Kamelle-Trecker ebenso willkommen wie der Mäusespeck und die Gummibärchen.

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