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SicherheitscheckWarum es in den sanierten Tunneln der B42 in Königswinter brennt und qualmt

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Flammen schlagen aus einem Schrottauto, das sich auf einem Anhänger befindet. Mehrere Personen beobachten das Geschehen.

Einen Fahrzeugbrand im Tunnel Oberkassel der B42 simulierten die Fachleute äußerst realistisch.

Der Landesbetrieb Straßenbau NRW prüfte die neue Sicherheitstechnik in der Tunnelkette der Bundesstraße 42. Gut für Pendler: Die Großbaustelle nähert sich dem Ende.

Es ist 22.12 Uhr am Donnerstagabend, als es im gesperrten Tunnel Oberkassel der Bundesstraße 42 plötzlich laut und kalt wird. Zwei Riesenventilatoren drücken dröhnend die Nachtluft in die „Röhre“, in der ein ramponiertes Auto auf einem Anhänger steht. Die anfangs kleinen Gasflammen im leeren Motorraum des Gefährts werden – kurz nachdem ein Warnsignal ertönt ist – schlagartig zu einem Feuerball, der bis unter die Decke des Tunnels reicht. Dichter Rauch einer Nebelmaschine hüllt das „Unfallfahrzeug“ ein.

Es dauert nur rund 40 Sekunden, bis im B 42-Tunnel die Alarmanlage losgeht, die komplette Beleuchtung eingeschaltet und die Tunnelleitzentrale in Leverkusen über das Feuer informiert ist. Bei einem realen Szenario würden jetzt die Freiwillige Feuerwehr Königswinter alarmiert, die neu installierten Schranken an den Tunnelportalen geschlossen, alle Ampeln auf Rot gestellt und sämtliche Verkehrsschilder auf „gesperrt“ umschalten.

„Vollauf zufrieden“ mit den „Brandversuchen“ im Tunnel Oberkassel

Doch es ist einer von mehreren „Brandversuchen“, die in dieser Woche in der rund vier Kilometer langen Tunnelkette zwischen Königswinter und Bonn-Oberkassel initiiert wurden. Er sei „vollauf zufrieden“ mit den Probeläufen, sagte am Donnerstagabend nach dem ersten von vier Versuchen im Tunnel Oberkassel Jakob Ohrem. Man hätte sich den Ablauf nicht besser wünschen können, betonte der Experte des Landesbetriebs Straßenbau NRW, der in der Behörde für die Nachrüstung von Straßentunneln zuständig ist.

Seit 2021 saniert und modernisiert der Landesbetrieb den täglich von Tausenden Autos befahrenen B 42-Abschnitt zwischen Oberkassel und Königswinter. Er investiert rund 54 Millionen in die Tunnelkette. Ein Schwerpunkt ist die sicherheitstechnische Aufrüstung, deren Überprüfung jetzt im Mittelpunkt stand. Mehrere Nächte musste die B 42 dafür in einigen Abschnitten gesperrt werden.

Zwei Männer an einem Metallgestell, das sie gerade zusammensetzen. Im Hintergrund eine Scherenbühne.

Die Fachleute installierten Sensoren und Messtechnik für den „Brandversuch“ im Tunnel.

Mitte der Woche fanden die ersten Brandversuche im 630 Meter langen Tunnel Oberdollendorf statt. Dort war die Abstimmung laut Jakob Ohrem etwas aufwendiger, weil auch die Stadtbahnen der Linie 66 durch diesen Tunnel fahren. Die Stadtwerke Bonn mussten zeitweise einen Schienenersatzverkehr bereitstellen.

Verkehrsplaner verfolgten mehrere Ziele mit den Probeläufen in den B42-Tunneln

Mehrere Ziele verfolgten die Verkehrsplaner mit den nächtlichen Probeläufen. Die Zeit, bis die unter der Tunneldecke eingebauten Branddetektoren ansprachen – das muss spätestens nach einer Minute geschehen – wurde überprüft. Mit etwas über 40 Sekunden klappte das beim ersten Test am Donnerstagabend reibungslos. Aber auch die „Sichtweitenmesstechnik“ wurde gecheckt; dafür setzten die Fachleute „Ölnebelmaschinen“ ein, die einen gesundheitlich unbedenklichen Qualm erzeugen. Und parallel wurden die Druckbelüftungsanlagen der Nottreppenhäuser überprüft, so der Landesbetrieb.

Anfang Dezember gehen die Checks weiter. Dann werden die neuen dynamischen Verkehrszeichen, die Schranken und Ampelschaltungen überprüft, erklärte Mike Sztyndera vom Landesbetrieb Straßenbau NRW. Dafür muss die B 42 in drei Nächten zwischen Oberkassel (Autobahnkreuz Bonn-Ost) und Königswinter in beiden Richtungen komplett gesperrt werden. Läuft alles nach Plan, soll die derzeitige Verkehrsführung Ende Dezember zurückgebaut werden, sodass nach Jahren wieder zwei Spuren je Fahrtrichtung frei sind. Es werde dann „keine größeren Einschränkungen“ mehr geben, so Mike Sztyndera.

Jetzt ist die B42-Fahrbahndecke zwischen Königswinter und Bad Honnef dran

An den Tunnelportalen staute sich der Berufsverkehr in den vergangenen Jahre im Norden (Bonn-Ost) und Süden (ab Bad Honnef-Rhöndorf) teils weit zurück. Lange Zeit galt in der Tunnelkette Tempo 40. Aber nach der Baustelle ist bekanntlich vor der Baustelle: Zwischen Rhöndorf und Bad Honnef hat die Sanierung der Fahrbahndecke der B 42 begonnen. Es ist wieder jeweils nur eine Spur frei. Kleiner Trost für Pendler: Die Arbeiten sollen nur rund einen Monat dauern.